KÖLN (dpa-AFX) - Bei der Deutschen Telekom sorgen die Aussichten auf weiter blühende Geschäfte in den USA für immer mehr Selbstvertrauen. Vor nicht allzu langer Zeit wollten die Bonner die lange ungeliebte Tochter noch loswerden, womöglich könnte die Telekom nun aber sogar noch größer in den Markt einsteigen. Telekom-Chef Tim Höttges machte den knapp 1900 Aktionären auf der Hauptversammlung in Köln am Mittwoch auch Lust auf bessere regulatorische Rahmenbedingungen in der europäischen Heimat.

Beim anstehenden Poker um die US-Mobilfunktochter T-Mobile US will der Vorstandschef die Zügel in der Hand halten. "Wir entwickeln das Geschäft weiter. Wir haben dabei viele Möglichkeiten", sagte er. In letzter Zeit waren Spekulationen darüber aufgekommen, dass die Telekom bei der erwarteten Konsolidierung auf dem US-Mobilfunkmarkt nicht zwingend Verkäufer sein müsste, sondern auch Käufer sein könnte. "Wir sind in einer Position der Stärke", sagte Höttges. "Wir entscheiden: was, wann und wie." Der Erfolg der US-Tochter lege die Latte für die Überlegungen auf jeden Fall "sehr hoch".

Für einen womöglich noch größeren Anteil am brummenden US-Markt hätte das Unternehmen sogar mittlerweile die Zustimmung vieler Aktionäre. "Wir halten eine stärkere US-Präsenz für sinnvoll", sagte Fondsmanager Ingo Speich von der Anlagegesellschaft Union Investment. Einigen trieb demgegenüber ein möglicher Verkauf sogar ein wenig die Sorgenfalten auf die Stirn. "Verkaufen wir nun die USA - oder verkaufen die USA uns?", fragte Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger. Schließlich mache die US-Sparte mittlerweile einen Großteil der Konzernumsätze aus. Vergangenes Jahr waren es gut 46 Prozent.

In früheren Anläufen war der Verkauf der lange ungeliebten US-Sparte am Widerstand von Aufsehern gescheitert. Mittlerweile ist T-Mobile US nach Milliardeninvestitionen der Wachstumsträger im Bonner Konzern. Und die Telekom-Aktionäre könnten nun auch davon profitieren, dass der neue republikanische US-Präsident Donald Trump an der Spitze der US-Telekom-Aufsicht FCC mit Ajit Pai einen unternehmensfreundlicheren Parteikollegen installiert hat.

Der will Investitionen fördern und dafür die Regeln etwas lockern. Höttges sagte am Rande der Hauptversammlung vor Journalisten, das regulatorische Umfeld in den USA sei derzeit "gut". Mit der FCC habe das Unternehmen bereits gesprochen. Unter republikanischen Regierungen sei der US-Telekommunikationsmarkt zudem in der Vergangenheit spürbar weniger reguliert worden. Lange hatte die Behörde unter der demokratischen Administration von Ex-Präsident Barack Obama vier große Anbieter auf dem Mobilfunkmarkt des Landes favorisiert und damit Fusionen geblockt.

Höttges hatte bereits vor knapp drei Wochen erklärt, dass er in den USA nach dem Ende der jüngsten Frequenzauktion mit einer heißen Phase von Fusionsgesprächen auch rund um die eigene Tochter rechnet. Gespräche seien "wahrscheinlich", sagte er.

Immer wieder steht bei den Spekulationen der viertgrößte US-Mobilfunker Sprint im Fokus. Vertreter des Sprint-Großaktionärs Softbank und von Sprint selbst hätten erste Kontakte mit der Deutschen Telekom aufgenommen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg Mitte Mai unter Berufung auf Insider. Höttges wollte vor den Aktionären konkrete Aussagen aber nach wie vor vermeiden. Spekulationen zu diesem Thema werde er nicht kommentieren.

Wenn auch die Geschäfte in den USA derzeit rund liefen, so müsse der Konzern in Deutschland und Europa doch "mehr Gas geben", forderte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Höttges wagte aber auch hier einen positiven Ausblick. "Die Politik merkt: Lieber Investitionen als Subventionen", sagte er rund um mögliche Veränderungen von Aufsichtsregeln auf deutscher und europäischer Ebene. Die Jahrzehnte alte Praxis der national ausgerichteten Regulierung schaue sich auch die Bundesnetzagentur derzeit an.

Konkurrenten hatten die Entscheidung der Aufsichtsbehörde aus dem vergangenen Jahr heftig kritisiert, der Telekom den Einsatz der Vectoring-Technik zu erlauben. Damit rüstet die Telekom ihre alten Kupferleitungen auf und macht sie schneller - das Unternehmen beansprucht dafür aber aus technischen Gründen Teile des Netzes exklusiv für sich. Die Rivalen der Bonner sahen daher die Telekom durch den Entscheid bevorzugt./men/fbr/jha/