BONN (awp international) - Die Deutsche Telekom hat sich zum Jahresauftakt gegen die Auswirkungen der Virus-Pandemie gestemmt. Der Gewinn unter dem Strich legte im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um fast zwei Prozent auf 916 Millionen Euro zu, wie das Dax -Unternehmen am Donnerstag in Bonn mitteilte. Bereinigt um Sondereffekte wie etwa Aufwendungen für Personalmassnahmen oder für den Genehmigungsprozess im Sprint-Deal legte der Gewinn sogar um knapp neun Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu.

Den Umsatz steigerte der Konzern um 2,3 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs vor allem dank des US-Geschäfts unerwartet kräftig um gut 10 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Im US-Geschäft profitierte die Telekom zudem von günstigen Wechselkurseffekten. Bei der seit Jahren schwächelnden Grosskunden-IT-Tochter T-Systems legte das operative Ergebnis zudem erneut trotz nahezu stagnierender Umsätze zu. Auch im Europa-Geschäft sowie bei der niederländischen Tochter T-Mobile NL ging es bei den Gewinnen wieder nach oben.

Die Aktie gewann vorbörslich rund ein Prozent dazu. Von seinem Krisentief Mitte März hat der Kurs mittlerweile ein gutes Stück wieder wettgemacht. Bis zum Niveau von Mitte Februar, als das Papier zwischenzeitlich auf ein Mehrjahreshoch von fast 17 Euro geklettert war, ist es aber doch noch rund ein Fünftel entfernt.

Ein Händler bezeichnete die Ergebnisse allerdings als durchwachsen. So habe der Konzern etwa die Erwartungen beim freien Barmittelzufluss verfehlt und statt eines erhofften Zuwachses einen Rückgang von 17 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro verbucht. Die Telekom begründete dies mit nicht weitergeführten Forderungsverkäufen, die zu Kapitalabflüssen geführt hätten.

Der freie Mittelzufluss ist für Investoren wichtig, da er über die künftige Finanzkraft unter anderem für die Dividende Aufschluss geben kann. Diese hatte das Management allerdings wegen des Sprint-Deals in den USA bereits auf 60 Cent gesenkt, was auch die Mindestausschüttung in den kommenden Jahren sein soll.

Goldman-Sachs-Analyst Andrew Lee wertete seinerseits die "starken" Service-Umsätze in Deutschland sowie die Aussagen der Telekom zur weiteren Entwicklung und den Covid-19-Folgen positiv.

Das Management um Konzernchef Tim Höttges sieht derzeit nur einen begrenzten Einfluss durch die Corona-Pandemie auf die Geschäftszahlen. Wie in der gesamten Branche mache sich Covid-19 bei der Telekom demnach zurzeit hauptsächlich in Form von geschlossenen Mobilfunkshops und geringeren Roaming-Umsätzen durch eine begrenzte Reisetätigkeit der Menschen bemerkbar. Dazu fallen IT-Projekte von Unternehmen weg. Demgegenüber kurbelte die Pandemie die Umsätze in der Sprachtelefonie an und sorgte auch dafür, dass weniger Kunden den Mobilfunkanbieter wechselten.

Vor dem Hintergrund bestätigte das Management die Mitte Februar herausgegebenen Jahresziele "unter Berücksichtigung aller absehbaren Pandemie-Folgen". Demnach soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen weiterhin von zuletzt 24,7 auf 25,5 Milliarden Euro wachsen und der Umsatz auf Konzernebene weiter zulegen. Den freien Barmittelzufluss (Free Cashflow) vor Dividenden und Ausgaben für Mobilfunklizenzen sieht die Telekom in diesem Jahr weiter bei acht Milliarden Euro.

Die Prognosebestätigung bezieht sich zunächst auf alle Bereiche ausserhalb der USA. Für die Telekom war es die letzte Berichtsvorlage ohne die Ergebnisse von Sprint . Nach der erfolgreichen Fusion der US-Tochter T-Mobile US mit dem kleineren Rivalen aus Kansas will das Management die Jahresziele nun voraussichtlich im zweiten Quartal an die neue Struktur anpassen. T-Mobile US hatte bei der Vorlage der eigenen Quartalszahlen Anfang Mai keine Prognose für das laufende Jahr abgegeben.

Mit der "New T-Mobile" wollen sich die Bonner zum Marktführer in den USA aufschwingen und gegen die Branchenführer Verizon und AT&T durchsetzen. Gemeinsam bringen es T-Mobile und Sprint nach eigenen Angaben auf rund 140 Millionen Kunden. Von der Übernahme erhoffen sich die Bonner Einsparungen von jährlich sechs Milliarden Dollar.

Davor geht die Zusammenlegung der Netze aber erst mal ins Geld. Anderthalb Jahre lang muss die Telekom jede Woche 1000 Mobilfunkstationen umrüsten - insgesamt dürfte die Integration früheren Berechnungen zufolge 15 Milliarden Dollar verschlingen. Insgesamt sollen sich die US-Investitionen auf 40 Milliarden Dollar belaufen./kro/men/fba