Die Deutsche Telekom meldete für das vierte Quartal eine Rückkehr zum Nettogewinn, dank eines stärker als erwarteten Umsatzwachstums. Doch die Prognosen für 2025 lagen unter den Erwartungen der Analysten.

Über die detaillierte Analyse der Ergebnisse hinaus ist interessant, dass Deutsche Telekom repräsentativ für die Merkmale der europäischen Indizes ist und gleichzeitig die Herausforderungen Europas verkörpert.

Geringe Exposition auf dem Heimatmarkt

Trotz eines sehr deutschen Namens ist das Unternehmen international stärker exponiert. Etwa zwei Drittel des Umsatzes stammen aus den USA über seine Tochtergesellschaft T-Mobile US. Und gerade auf dem amerikanischen Markt ist das Wachstum am stärksten. Im letzten Quartal stieg der Umsatz in den USA um 7,8 %, während er in Deutschland um 0,2 % zurückging.

Deutsche Telekom ist in Deutschland kein Einzelfall. Für die Gesamtheit der Unternehmen im DAX werden 24 % des Umsatzes in den USA und nur 20 % in Deutschland erzielt. Die Exposition auf dem Heimatmarkt ist also ziemlich gering, und das ist ein Trend, den wir bei den börsennotierten europäischen Unternehmen insgesamt beobachten. Im Gegensatz dazu stammen 60 % der Einnahmen der Unternehmen des S&P 500 aus den USA.

Dies erklärt teilweise die oft beobachtete Dichotomie zwischen den europäischen Indizes und der europäischen Wirtschaft. Und der DAX ist ein perfektes Beispiel dafür, denn trotz einer deutschen Wirtschaft in Rezession in den Jahren 2023 und 2024 stieg der Index um etwa 60 % über zwei Jahre. Neben der geringen Exposition gegenüber Deutschland ist es auch die sektorale Zusammensetzung, die diese Performance erklärt. Im Laufe der letzten zehn Jahre ist das Gewicht der Automobilindustrie im DAX von 17 % auf nur 7 % gesunken. Und einige große Werte, wie Rheinmetall, SAP oder Siemens Energy, zeigten beeindruckende Börsenentwicklungen und zogen den gesamten Index nach oben. 

Symbol einer europäischen Herausforderung

Deutsche Telekom steht auch stellvertretend für eine weitere europäische Herausforderung: die Vertiefung des Binnenmarktes. Tatsächlich sind die Telekommunikation, neben Energie und Finanzen, der dritte Sektor, in dem es an Integration auf europäischer Ebene mangelt. So gibt es auf dem alten Kontinent etwa hundert Betreiber (und 27 nationale Märkte), verglichen mit nur drei in den USA (AT&T, Verizon und T-Mobile).

Diese Marktzersplitterung ist positiv für die Verbraucher: Mehr Wettbewerb führt zu niedrigeren Preisen für Abonnements. Aber ein zu fragmentierter Markt bedeutet zu viele kleine Akteure und daher kein großer Champion, der entstehen und dann im globalen Wettbewerb konkurrieren kann. Der Mangel an Weltmarktführern ist einer der Nachteile Europas.

Dies stellt auch ein Wettbewerbsproblem dar. In den USA sind die drei Betreiber, die den Markt unter sich aufteilen, weitaus profitabler als ihre europäischen Pendants. Sie haben daher eine größere Kapazität, in neue Technologien zu investieren. So hinkt Europa beim Ausbau der 5G-Technologie hinter den USA und auch hinter China her. Eine digitale Verzögerung, die Innovation und damit Wachstum bremst.