Mit kluger Planung lassen sich Ausfälle im Festnetz minimieren. Eine Möglichkeit bietet die Ringstruktur. Was das ist, erklärt der Strukturplaner.

Was passiert eigentlich, wenn ein Bagger eine Glasfaserleitung durchtrennt? Sind dann automatisch alle Kunden in der Umgebung bis zum Abschluss der Reparatur offline, und können nicht mehr surfen oder telefonieren? Solche Fragen werden der Telekom immer wieder gestellt. Und die Antwort verblüfft: Im Idealfall passiert - gar nichts, und die Kunden bleiben trotz kaputter Leitung online.

Dass dieses erstaunliche 'Festnetz-Wunder' funktioniert, dafür sorgen Strukturplaner wie Kevin Rotärmel, der bei der Deutschen Telekom in Göppingen/Baden-Württemberg Netze so konzipiert, dass sie möglichst störungsfrei arbeiten. Eines der wichtigsten Werkzeuge des jungen Technikers ist dabei die so genannte Ringstruktur der Netze, die von Haus aus so ausgelegt sind, dass sie selbst kaputte Leitungen verkraften.

Wir verraten, wie der 'Herr der Ringe' bei der Telekom arbeitet. Und wir erklären, warum die handfesten Vorteile dieser ringförmigen Netze alles andere als eine Fantasy-Saga sind.

Was ist eine Ringstruktur?

Die Ringstruktur eines Telekom-Netzes wird auch als Kabelring bezeichnet. Netzplaner Kevin Rotärmel verrät, um was es geht: 'Eine Ringstruktur ist eine Netztopologie, mit der man im Glasfasernetz verschiedene Schaltpunkte miteinander verbinden kann - zum Beispiel zwei Ortsvermittlungsstellen und mehrere Multifunktionsgehäuse für die Versorgung der Kunden.' Dabei verbindet ein Kabelring die einzelnen Bestandteile des Netzes.

Der Vorteil dieser Ringstruktur liegt auf der Hand: Selbst, wenn der berühmte Bodo mit dem Bagger das Netz an einer Stelle durchtrennt, lassen sich die Vermittlungsstellen, die Multifunktionsgehäuse und die Kundenanschlüsse von der anderen Seite aus nach wie vor erreichen - also quasi hintenrum.

'Alles im Netz funktioniert weiter, weil es von zwei Ortsvermittlungen gleichzeitig angefahren wird', erklärt Strukturplaner Rotärmel. Techniker sprechen dabei von einem 'redundanten' Netz, weil es nicht durch ein einziges Problem zum Ausfall gebracht werden kann. Selbst bei einer gleichzeitigen zweiten Störung werden die Kunden weiterhin versorgt.

Bei einer klassischen Leitung, die ohne Ringstruktur nur von A nach B führt, ist diese hohe Ausfallsicherheit nicht gegeben.

Wie sieht die Ringstruktur konkret aus?

Kevin Rotärmel zeigt auf einem Originalplan der Telekom eine Ringstruktur mit zwei Ortsvermittlungsstellen, vier Multifunktionsgehäusen (MFG) und mit den darin angeschlossen Kunden.

Techniker Rotärmel und seine Kollegen planen so einen Kabelring dabei mit enormen Reserven. Denn an ein 192-faseriges Hauptkabel von Amt zu Amt ließen sich theoretisch 96 Multifunktionsgehäuse anschließen. Das sind die großen grauen Kästen der Telekom mit der Abkürzung MFG, die am Straßenrand oder auf dem Bürgersteig stehen, und an denen die Anschlüsse der Kunden hängen.

In der Realität wird diese Anzahl aber niemals benötigt, wie Kevin Rotärmel weiß: 'In einem normalen Stadtgebiet werden maximal zehn Multifunktionsgehäuse an einen Glasfaserring angeschlossen.' Der Rest ist Reserve - für die Versorgung weiterer neuer Wohnungen und Geschäftsgebäude oder für andere Erweiterungen im Glasfasernetz.

Worauf muss der 'Herr der Ringe' bei der Planung seiner Netze achten?

Telekom-Netze immer so zu planen, wie es technisch ideal wäre - das bleibt für Kevin Rotärmel nur ein Traum. In der Wirklichkeit muss er bei der Planung jede Menge Hindernisse umschiffen, um am Ende dann doch zu einem Ergebnis zu kommen, bei dem die Kunden optimal versorgt werden.

'Um Tiefbau zu vermeiden, kommt es darauf an, möglichst kurze Strecken zu planen, die dann auch auf öffentlichem Grund liegen - damit wir nicht durch den privaten Garten graben müssen', erklärt der Netzplaner. Bestehende Leerrohre sollten einbezogen werden. Und auch beim Standort der MFGs sind jede Menge Kriterien zu beachten. So dürfen die Kästen nicht die Sicht an Straßen und Kreuzungen behindern.

Auch der Denkmalschutz muss einbezogen werden, so Techniker Rotärmel: 'Wir können unsere großen Multifunktionsgehäuse natürlich nicht vor eine historische Mauer stellen, oder vor ein historisches Gebäude.' Und an den Stellen, an denen bisher einer der viel kleineren MFG-Vorgänger, ein so genannter Kabelverzweiger, stand, ist oft gar kein Platz für ein großes Multifunktionsgehäuse.

Dabei geht es aber nicht immer so skurril zu wie in Bad Boll im Landkreis Göppingen. Dort war der alte Kabelverzweiger in der Kirchenmauer eingemauert, und die Telekom musste einen neuen Standort für das MFG suchen. Hier hat Gott, der Herr, gegenüber dem 'Herrn der Ringe' eindeutig die Oberhand behalten.

Das ganze Gespräch im Video

Deutsche Telekom AG veröffentlichte diesen Inhalt am 25 Juni 2019 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 25 Juni 2019 03:54:06 UTC.

Originaldokumenthttps://www.telekom.com/de/blog/netz/artikel/ringstruktur-erklaerung-575212

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