FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


 
1. Wirecard und Greensill im Fokus des Bafin-Jahresberichts 

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat wegen ihrer Rolle bei der Pleite des Zahlungsdienstleisters Wirecard ein "annus horribilis" hinter sich. Den Jahresbericht für 2020 wird - nach dem Abgang des bisherigen Amtsinhabers Felix Hufeld - der amtierende Bafin-Chef Raimund Röseler vorlegen. Zur Jahresmitte wird der neue Präsident Mark Branson, noch bei der schweizerischen Finma, übernehmen. Das Thema Wirecard dürfte die Bafin allerdings noch einige Zeit begleiten. Und als weiteres heißes Thema ist die insolvente Greensill Bank hinzugekommen.

>>> Dienstag, 18. Mai; 10:30 Uhr


 
2. Eurozone fällt in technische Rezession 

Die Wirtschaft in der Eurozone ist im ersten Quartal in eine technische Rezession eingetreten, da in vielen Ländern die Restriktionen zur Kontrolle der Coronavirus-Pandemie ihren Tribut forderten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im Zeitraum von Januar bis März nach den Daten der ersten Veröffentlichung um 0,6 Prozent. Im vierten Quartal war das BIP um 0,7 Prozent gesunken. Die zweite Veröffentlichung berücksichtigt "harte Konjunkturdaten" für März, die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten aber trotzdem eine Bestätigung der ersten Schätzung. In den vier größten Ländern der Eurozone - Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien - haben sich die Volkswirtschaften im ersten Quartal recht unterschiedlich entwickelt: Das deutsche BIP schrumpfte um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal, das französische wuchs hingegen trotz des Lockdown um 0,4 Prozent. Die italienische Wirtschaft trat in eine technische Rezession ein und die spanische schrumpfte um 0,5 Prozent.

>>> Dienstag, 18. Mai; 11:00 Uhr


 
3. Bayer muss im Glyphosat-Komplex auf Richter Chhabria hoffen 

Seit fast drei Jahren gehört Monsanto zu Bayer, fast genauso lange verfolgen Bayer die Schadensersatzklagen von US-Bürgern, die ihre Krebserkrankung auf den Umgang mit dem Unkrautvernichter Roundup zurückführen. In zigtausenden Fällen hat Bayer ohne Anerkennung einer Rechtspflicht inzwischen gezahlt. 2,2 Milliarden Euro flossen den Klägern allein von Januar bis März zu. Aber eine Absicherung gegen künftige Fälle steht noch aus. Die ist nötig, denn das Mittel bleibt ja im Handel. Mit den großen US-Kanzleien hat sich Bayer verständigt, jetzt muss der zuständige Richter Vince Chhabria am Distriktgericht für Nordkalifornien noch grünes Licht geben. Ob es bei der Anhörung schon zu einer Entscheidung kommt, ist allerdings unklar. Und: letzten Sommer hat Chhabria schon einmal Nein gesagt.

>>> Mittwoch, 19. Mai; 19:00 Uhr


 
4. US-Notenbank weit von ihren Zielen entfernt 

Die Fed legt ihr Sitzungsprotokoll vom 27./28. April vor und die Vorsicht der Notenbank trifft die Realität. Zuletzt hatte das US-Jobwachstum im April einen überraschenden Rückschlag erlitten: Statt einem erwarteten Zuwachs von 1.000.0000 Jobs entstanden nur 266.000 Stellen. Zugleich stieg die Arbeitslosenquote. Mit anderen Worten: Die Botschaft des Berichts war, dass die Wirtschaft noch lange nicht von der Pandemie genesen ist. Auch der am Freitag veröffentliche nur stagnierende statt steigende Einzelhandelsumsatz spricht nicht für einen Boom. Die Fed konnte sich in ihrem vorsichtigen Kurs bestätigt fühlen, und die Straffung der Geldpolitik dürfte noch einige Zeit auf sich warten lassen. Die jüngst hohe Inflation wird daran kaum etwas ändern, die Notenbank geht von einem temporären Preisschub aus. Für ein Zurückfahren der Anleihenkäufe ("Tapering") hatte sie eine "Reihe starker Zahlen" zur Bedingung gemacht. Marktteilnehmer werden das Protokoll auf frische Hinweise zur Kursbestimmung der Fed absuchen.

>>> Mittwoch, 19. Mai; 20:00 Uhr


 
5. Deutsche Telekom legt Anschluss für die Mittelfrist-Perspektive 

Kaum sind die (positiven) Zahlen für das Erstquartal interpretiert, kommt für Investoren und Analysten der Deutsche Telekom die nächste Informationswelle. Auf dem Kapitalmarkttag geht es um die mittelfristige Strategie und den finanziellen Ausblick. Das sollte u.a. (mehr) Klarheit zu Ausschüttungen, Schuldenabbau, Kosteneinsparungen und Investitionsschwerpunkten bringen, auch rund um die Cash Cow T-Mobile US, die nach der vollzogenen Sprint-Übernahme auf Hochtouren läuft. Manch Analyst spekuliert auch darüber, dass die Telekom dem Vodafone-Beispiel folgen könnte, die Funktürme ausgliedert und eigenständig an die Börse bringt.

>>> Donnerstag, 20. und Freitag, 21. Mai 2021


 
6. EU-Finanzminister treffen sich persönlich in Lissabon 

Nach unzähligen Videokonferenzen wollen sich Europas Finanzminister erstmals auch wieder persönlich mit den entscheidenden finanzpolitischen Fragen der EU befassen. Angesichts einer inzwischen deutlich günstigeren Entwicklung bei den Corona-Neuinfektionen im eigenen Land hat der portugiesische EU-Ratsvorsitz die übrigen Länder zu einem informellen Treffen nach Lissabon eingeladen. Zuvor findet dort bereits am Freitagmorgen ein Treffen der Eurogruppe statt. Dessen Agenda bestimmen vor allem makroökonomische und haushaltspolitische Entwicklungen im Euroraum und Lehren aus der Corona-Krise für die Funktionsweise der Anpassungsmechanismen im Euro-Währungsgebiet. Gesprochen werden soll aber auch über Themen der Bankenunion. Beschlüsse sind nicht geplant.

>>> Freitag, 21. Mai; 10:00 Uhr Eurogruppe, ab 15.45 Uhr sowie am Samstag, 22. Mai Rat der EU-Finanz-/Wirtschaftsminister

Mitarbeit: Olaf Ridder, Hans Bentzien, Andreas Plecko, Hans-Joachim Koch, Andreas Kißler

Kontakt zum Autor: topnews.de@dowjones.com

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May 17, 2021 01:15 ET (05:15 GMT)