Knapp zehn Jahre habe ich als Pressesprecherin der Deutschen Telekom mit dem Hamburger Fernsehturm verbracht. Gemeinsam haben wir einiges erlebt. Ernstzunehmendes und auch einiges an heißer Luft. Ein persönlicher Glückwunsch und Rückblick auf bewegte Jahre:

Als ich 2008 mit meinem Wechsel von Bonn an die Elbe auch den Hamburger Fernsehturm zu meinem 'Beritt' zählen durfte, dachte ich mir: Das hat Wums! So viel Technik in zentraler Lage, immer mit der neuesten Mobilfunktechnik oben auf und an der Spitze, Radio-und TV Antennen vom Feinsten und alles stets im Einsatz zum Wohl der Hamburgerinnen und Hamburger. Die Kollegen von der DFMG (Deutsche Funkturm, eine 100prozentige Tochter der Deutschen Telekom) hatten mich schließlich bestens versorgt mit Material und Daten zum Heinrich-Hertz-Turm, oder kurz 'HHT'. HHT klingt souverän und groß, und das steht ihm auch zu mit 279, 2 Metern Höhe. Telemichel sagt hier in Hamburg außer den Medien kein Mensch. Aber das nur am Rande.

Nur darum geht's: Wann wird der Turm wieder geöffnet?

Doch ich war völlig auf dem falschen Dampfer. Bei allen Anrufen der Kollegen von der Presse und bei Medienterminen drehte sich alles und immer wieder um die entscheidende und bisweilen im Ton auch quengelige Frage: Wann wird der Turm wieder geöffnet? Wann können wir wieder hinauf, Kaffee trinken und Kuchen essen?

Natürlich erinnerte ich mich, Ende der 60er Jahre: Ausflüge mit der ganzen Familie nach 'Hamburch'. Erst zu Hagenbecks und dann auf den Fernsehturm mit Besuch im Drehrestaurant zu gedecktem Apfelkuchen und Kakao in 127 Meter Höhe. Das Restaurants drehte sich binnen einer Stunde um die eigene Achse und gehörte klar zu den Hamburger Highlights. Der letzte Restaurantbetreiber auf dem Turm war allerdings 2001 pleite gegangen und das Restaurant inzwischen entkernt.

Die Kollegen und Fachleute von der DFMG setzten mich zu diesem medialen Dauerbrenner schnell ins Bild, und die Botschaft war klar: Investoren sind absolut willkommen, aber bitte mit einem langfristigen und tragfähigen Konzept im Gepäck. Das jeweilige Geschäftsmodell müsse sich selber tragen, der Brandschutz-und Denkmalschutz verlangt ein hohes Millioneninvest im Vorfeld. Weder die DFMG noch die Telekom würden sich finanziell beteiligen. Unser Kerngeschäft ist nun mal Telekommunikation und nicht das Betreiben von Cafés mit Aussichtsplattformen. So weit so klar - wie die Turmspitze an einem blauen Maihimmel über Planten und Blomen. Und in der Zwischenzeit macht der HHT, was er auch soll: Er versorgt die Hamburgerinnen und Hamburger mit Mobilfunk sowie Radio-und TV-Signalen. Und das macht er ausdauernd und zuverlässig.

Hoffnungen, heiße Luft und ein noch heißeres Angebot

Im Lauf der Jahre hörten und lasen wir unzählige Ideen und Vorschläge von umtriebigen Lokal- und Stadtpolitikern, selbsternannten Turm-Rettern und HHT-Stiftern sowie dubiosen Geschäftsleuten.

Aber es gab durchaus auch kühne Ideen und Projekte, sowie im August 2011. Der dänische Architekt Christian Bay-Jørgensen kam mit einer spektakulären Idee um die Ecke: Das Hotel sollte wie eine Hülle um das Wahrzeichen herumgebaut die Aussichtsplattform sollte erhalten werden.

Als Investor hatte man eine Hotelkette im Visier. Das ließ auch die Herzen der der DFMG, der Hamburger und natürlich auch meines höher schlagen. Doch da legte der Denkmalschutz sein Veto ein: statt des Fernsehturms ein von der Form her für viele anstößiges Hotelgebäude an der Hamburger Skyline? Das war am Ende für die Verantwortlichen und die Stadtplaner der Freien und Hansestadt doch dann doch zu gewagt und zu disruptiv.

Kurz darauf klopfte das kanadische Unternehmen Ashley Madison an, das auch Seitensprungportale betreibt. Man wollte den HHT in den 'Ashley Madison Tower' umbenennen und dem Gebäude eine rosafarbene Leuchtreklame verpassen. Ausgerechnet. Das können wir selber besser. Und der HHT als Werbeträger für unmoralische Angebote? Never ever …

Der BILD Hamburg riss dann im Juni 2013 der Geduldsfaden und sie nahm den damaligen DFMG Chef ins Verhör. Flankiert von keinem geringeren als Udo Lindenberg. Auch Udo sorgte sich sehr um die Zukunft des Turms und wollte mit seinem Museum 'Panik City' oben einziehen, um den Turm wieder zu beleben - mit Eierlikörausschank - versteht sich. Die Idee scheiterte schlichtweg am Geld. Die Deutsche Funkturm hätte zahlen sollen, Panik Udo wollte nur den künstlerischen Teil liefern.

Dann 2017 der G20 in Hamburg. Der Turm im Sperrgebiet mit 1a Lage: direkt neben der Messe - quasi im Auge des Gipfelgeschehens. Da hätte was Großes draus werden können. Das Bundespresseamt eruierte im Februar 2017 die Lage vor Ort. Man konnte sich Hintergrundgespräche mit den Staatschefs auf dem Turm vorstellen - sozusagen schwebend über dem harten Verhandlungsboden. Und Beauty Shots von oben für alle TV Sender der Welt. Am Ende sprachen Sicherheitsauflagen sowie der technische Aufwand dagegen. Na gut, konnten wir mit leben. So dicht wie der HHT war ja keiner 'mittenmang'.

In 2023 - wieder auf der Höhe

Und jetzt doch - endlich! 2016 haben Hamburger Bundestagsabgeordnete, die Stadt und die DFMG gemeinsam einen neuen beherzten Schritt unternommen: Über die Denkmalförderung im Bundeshaushalt konnte die Hälfte der notwendigen Geldmittel gesichert werden, die anderen 50 Prozent will die Freie und Hansestadt übernehmen. Wir sprechen über rund 37 Millionen Euro. Diese Summe braucht es, um ein neues Brandschutz- und Evakuierungskonzept sowie ein neues Eingangsgebäude samt Zugangskontrollen zu schaffen. Darüber hinaus muss das Ganze barrierefrei sein. Dann erst wird der Hamburger Fernsehturm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Die DFMG sucht per Ausschreibung einen versierten Betreiber, der was vom Türmen und tragfähigen Konzepten versteht. Wenn alles klappt, können 2023 die ersten Gäste wieder nach oben fahren - auf ihren Turm.

Unsere Wege haben sich inzwischen getrennt. Fast wie in einer Ehe. Die schweren und mühsamen Jahre haben wir gemeinsam durchgestanden: Jetzt wo es schön und schick wird, kommt der Neue. Die DFMG richtet sich strategisch neu aus und macht ihre Pressearbeit seit diesem Jahr in eigener Regie. Beim Kollegen Benedikt Albers ist der HHT auch in allerbesten Händen.

Lieber Heinrich-Hertz-Turm, wir - die Magenta Truppe - gratuliert von ganzem Herzen und wünscht alles Gute für die kommenden Etappen und eine strahlende Wiedereröffnung in 2023. Wir kommen hoch!

Wer mehr zum Turm wissen möchte, klickt hier:
Website: Deutsche Funkturm
Wikipedia: Heinrich-Hertz-Turm

Deutsche Telekom AG veröffentlichte diesen Inhalt am 04 Mai 2018 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 04 Mai 2018 11:07:07 UTC.

Originaldokumenthttps://www.telekom.com/de/blog/netz/artikel/50-jahre-hamburger-fernsehturm-glueckwunsch-lieber-hertz-523840

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