--Deutsche Post: Verdi-Forderung "realitätsfern"

--Verdi: Beschäftigte wollen Inflationsausgleich, Erfolgspartizipation

--Voriger Tarifabschluss: 5,0% in zwei Stufen 2021 und 2022

(NEU: Stellungnahme Deutsche Post, Kontext)

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Gewerkschaft Verdi fordert in den kommenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Post für deren 160.000 Tarifbeschäftigte unter anderem 15 Prozent mehr Lohn. Die Tarifverhandlungen sollen am 6. Januar 2023 starten, wie die Gewerkschaft mitteilte. Verdi habe den Tarifvertrag zum 31. Dezember 2022 gekündigt. Zu diesem Datum ende auch die Friedenspflicht.

Verdi will für den neuen Tarifvertrag eine Laufzeit von 12 Monaten fordern. Das habe am Montag die zuständige Verdi-Tarifkommission in Berlin beschlossen. Die Gewerkschaft fordert auch, dass Ausbildungsvergütungen sowie die Entgelte der Studierenden in jedem Ausbildungsjahr monatlich um 200 Euro erhöht werden. Auch soll die sogenannte "Postzulage" für die rund 22.000 Beamten und Beamtinnen des Unternehmens fortgeschrieben werden.

"Unsere Mitglieder erwarten den Inflationsausgleich und darüber hinaus eine Beteiligung am Unternehmenserfolg", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. "Sie haben in den letzten Jahren unter höchsten Belastungen gearbeitet und brauchen diese deutliche Lohnsteigerung auch, um ihren Lebensunterhalt sichern zu können."

Die Deutsche Post wies die Forderungen als "realitätsfern" zurück. "Bei den anstehenden Tarifverhandlungen wird es wichtig sein, dass wir die Balance zwischen Lohnsteigerungen für unsere Beschäftigten und wirtschaftlicher Tragfähigkeit für das Unternehmen finden", teilte der Bonner Logistikkonzern mit.

Anders als andere Unternehmen könne die Post die Kostensteigerungen aufgrund der "preisregulierten Briefpreise" nicht einfach an ihre Kunden weitergeben. Die Bundesnetzagentur habe "die Preise für die Jahre 2022 bis 2024 mit der Annahme einer Lohnkostensteigerung von 2 Prozent und einer allgemeinen Inflation von 1 Prozent pro Jahr begrenzt". Gleichzeitig wolle der Konzern in das Brief- und Paketgeschäft und den Umbau zu einem ökologisch nachhaltigen und damit klimaneutralen Post-Universaldienst investieren.

Deutsche-Post-CEO Frank Appel hatte bereits mit den Zahlen zum dritten Quartal Anfang November gesagt, er rechne mit schwierigen Verhandlungen in der anstehenden Tarifrunde. Im Bereich Post & Paket Deutschland sehe er nicht viel Spielraum, zudem bedeute ein hoher Tarifabschluss hohe Kostensteigerungen.

Zuvor hatte eine Befragung der Verdi-Mitglieder in den Deutsche-Post-Betrieben durch die Gewerkschaft ergeben, "dass die Beschäftigten den Inflationsausgleich und darüber hinaus die Teilhabe am Unternehmenserfolg erwarten".

In der vorigen Tarifrunde 2020 hatten Verdi und der Konzern sich auf eine Lohnerhöhung um 5,0 Prozent in zwei Stufen geeinigt. Zum 1. Januar 2021 stiegen die Löhne um 3,0 Prozent, zum 1. Januar 2022 um weitere 2,0 Prozent. Verdi hatte ursprünglich eine Lohnerhöhung um 5,5 Prozent für 12 Monate gefordert.

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November 21, 2022 08:43 ET (13:43 GMT)