--Appel, 60, ist seit Februar 2008 an der Konzernspitze

--Meyer übernimmt nach der HV 2023

--Konzern übertrifft nach Umstrukturierung stetig Prognosen

--Strategie 2025 ausgerichtet auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Globalisierung, eCommerce

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Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Post bekommt im Mai 2023 einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Wie der Bonner Logistikkonzern mitteilte, hat sich der derzeitige CEO Frank Appel entschlossen, nicht für eine volle weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Daher hat der Aufsichtsrat des DAX-Konzerns Appels Vertrag bis zur Hauptversammlung am 4. Mai 2023 verlängert. Bisher lief sein Vertrag bis Ende Oktober 2022.

Post & Paket Deutschland-Chef Tobias Meyer wird ab 4. Mai 2023 nach der Hauptversammlung Chef des Konzerns, ab Juli 2022 soll er bereits das Ressort Global Business Services von CEO Appel übernehmen.

Seine Nachfolgerin als Vorstand des Geschäftsbereichs Post & Paket Deutschland soll ab 1. Juli 2022 Nikola Hagleitner werden. Damit zieht neben Finanzchefin Melanie Kreis eine zweite Frau in den derzeit achtköpfigen Vorstand ein. Bisher leitet Hagleitner den Vertrieb des deutschen Post- und Paketgeschäfts.

Appel, der im Juli seinen 60. Geburtstag feierte, steht seit dem 18. Februar 2008 an der Spitze des Konzerns. "Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, mich nicht mehr für eine weitere volle Amtszeit zur Verfügung zu stellen", sagte Appel. Er tue dies "im besten Wissen, dass Deutsche Post DHL Group von einem hervorragenden Managementteam geführt und einer hochmotivierten Belegschaft getragen wird". Mit Meyer übernehme ein Top-Manager und großartiger Kollege, unter dessen Leitung bei Post & Paket Deutschland der Turnaround gelungen sei. "Ich könnte mir keinen besseren Nachfolger wünschen."


   EBIT-Ziele mehrfach nach oben geschraubt - Aktienkurs mehr als verdoppelt 

Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard würdigte Appels Leistung in mehr als 13 Jahren an der Spitze des Konzerns. Appel habe "Herausragendes" für den Konzern geleistet und das Unternehmen zu einem "weltweit führenden Logistiker" gemacht, das "von Rekord zu Rekord geeilt" sei.

Allein im laufenden Jahr erhöhte das Unternehmen das Ziel für den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) 2021 viermal, für das EBIT-Ziel 2023 dreimal.

Der Aktienkurs des Konzerns, an dem der Staat noch rund 20,5 Prozent hält, hat sich unter Appels Ägide bis zur Ankündigung am Mittwoch mehr als verdoppelt. Der Schlusskurs am Dienstag lag bei 54,93 Euro, der Schlusskurs am 18. Februar 2008, dem Tag von Appels Amtsübernahme, laut Marketmanager bei 22,81 Euro. Unter Berücksichtigung von Dividenden und Kapitalmaßnahmen hat sich der Kurs sogar mehr als vervierfacht. Die Marktkapitalisierung beträgt 64,3 Milliarden Euro.

Am Mittwochnachmittag notierte die Aktie 0,7 Prozent im Minus bei 54,55 Euro, leicht schwächer als der DAX.


   Herausforderungen: Briefschwund, Paketboom, Streetscooter 

In Appels Amtszeit fallen Herausforderungen wie der Briefschwund bei einem gleichzeitig besonders während der Pandemie rasant angestiegenen Paketaufkommen. Das deutsche Brief- und Paketgeschäft war lange defizitär und hatte hohe Personalkosten des ehemaligen Staatsunternehmens zu bewältigen.

2019 strukturierte Appel den Konzern um in fünf Geschäftsbereiche von zuvor vier. Das DHL-Segment eCommerce Solutions entstand neu, nachdem das zuvor umsatzgrößte Segment Post-eCommerce-Parcel aufgeteilt worden war in das deutsche Paket- und Briefgeschäft Post & Paket Deutschland und das internationale Paket- und E-Commerce-Geschäft.

Auch das Kapitel des Elektrotransporters Streetscooter fiel in Appels Amtszeit. Der Konzern erwarb die Streetscooter GmbH Ende 2014 und verkaufte seit 2017 auch an andere Unternehmen. 2020, als immer mehr Autohersteller in die Herstellung eigener Elektrofahrzeuge einstiegen, entschied der Konzern dann, die Produktion auslaufen zu lassen. Man wolle kein Autohersteller werden und nur noch für den Eigenbedarf Streetscooter produzieren. Die Produktion läuft aufgrund langlaufender Verträge mit Lieferanten nun langsam aus.

Meyer, Jahrgang 1975, leitet seit März 2019 das deutsche Paketgeschäft. Er trat 2013 ins Unternehmen ein und durchlief verschiedene Positionen, unter anderem als Leiter Konzernentwicklung und Chief Operation Officer bei DHL Global Forwarding.

"Mit Tobias Meyer übernimmt ein ausgewiesener Kenner des Konzerns", sagte Aufsichtsratschef von Bomhard. Meyer sei die ideale Besetzung, um den eingeschlagenen Kurs erfolgreich weiterzuführen, der mit der Strategie 2025 auf die großen Trends Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Globalisierung und eCommerce ausgerichtet sei.

Der Vertrag von Oscar de Bok, Vorstand für die Division DHL Supply Chain, wurde um 5 Jahre bis zum 30. September 2027 verlängert.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

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December 08, 2021 08:56 ET (13:56 GMT)