BONN (dpa-AFX) - Im Oktober gab es wieder Neuigkeiten in der E-Auto-Sparte. Die Post hat neue Manager von Tesla und Ford für den Streetscooter angeheuert. Das macht die Sparte, die zum Verkauf steht, vielleicht etwas attraktiver. Denn noch immer hat die Post keine Lösung für die Elektro-Lieferwagen. In Sachen Wachstum setzt der Konzern weiter auf den Online-Handel. Analysten werden derweil zuversichtlicher, dass die Bonner ihr 5-Milliarden-Ziel erreichen.

DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:

Als Post-Chef Frank Appel Anfang Oktober die Konzern-Strategie für die kommenden Jahre vorstellte, erwähnte er die Streetscooter in seiner Präsentation schon gar nicht mehr. Erst auf Nachfrage äußerte sich der Vorstand, wie es mit der E-Auto-Tochter weitergehen soll. Es ist kein Geheimnis, dass die Bonner schon länger eine Lösung für die gelben Stromer suchen - bisher offensichtlich ohne großen Erfolg. Und plötzlich mehren sich wieder die Nachrichten um den Streetscooter - zumindest die Aufmerksamkeit wird damit wieder auf die Post-Tochter gelenkt. Gleich zwei neue Manager bekannter Automarken kümmern sich jetzt um die Post-Erfindung: der eine kam von Tesla, der andere von Ford. Zudem denkt die Post über eine Produktion in den USA nach.

Auch der Analyst der Bank Berenberg, William Fitzalan Howard, zieht den Streetscooter nicht in seine Bewertungen mit ein. Der Wert des Geschäfts sei unklar, obwohl der Konzern versuche, den Bereich zu vergrößern. Könnte die Post ihn zu einem guten Preis verkaufen, würde sich das allerdings positiv auf die Bewertung auswirken.

Der wesentliche Wachstumstreiber für den Konzern soll auch in den kommenden Jahren der Online-Handel bleiben. Der Paketversand boomt. Daher hat der Konzern auch kürzlich erst angekündigt, 3000 zusätzliche Packstationen aufzustellen. Damit soll die Zahl der Automaten mit Selbstbedienungs-Schließfächern von derzeit 4000 bis zum Jahr 2021 auf 7000 steigen. Unterdessen durfte die Post das Briefporto in Deutschland zum 1. Juli deutlich erhöhen.

Insgesamt setzt sich die Post für die nächsten Jahre zurückhaltendere Ziele. Mit Blick auf das Vorhaben eines operativen Gewinns (Ebit) von 5 Milliarden für das kommende Jahr waren Analysten lange skeptisch und sind es zum großen Teil immer noch. Für das laufende Jahr hat sich Appel ein Ebit-Ziel von 4 bis 4,3 Milliarden Euro gesetzt - eine Größenordnung, die er eigentlich schon für 2018 im Auge hatte. Wenn der Konzern 2019 etwa die Mitte der Zielspanne erreicht, muss er im kommenden Jahr einen Sprung von mehr als 22 Prozent hinlegen, um seinen Plan von gut 5 Milliarden Euro zu erfüllen.

Im laufenden Jahr hat das Unternehmen auch von Preiserhöhungen profitiert. Konkurrenzdruck kommt indes aus den USA: Der Online-Riese Amazon liefert mittlerweile einen Teil seiner Sendungen selbst aus. Appel sieht das allerdings gelassen: "Amazon wird auch 2025 noch ein großer Kunde von uns sein", erklärte er dazu Anfang Oktober.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Analysten hatten lange Zweifel an den 5-Milliarden-Ziel für Geschäftsjahr 2020. Bei Bloomberg rechnen Analysten im Schnitt mit einem operativen Gewinn (Ebit) von 4,78 Milliarden Euro. Die Stimmen werden allerdings zuversichtlicher: Zuletzt hatten gleich drei im dpa-AFX-Analyser gelistete Experten ihre Kursziele für die Post-Aktie angehoben.

Analyst Damian Brewer vom Analysehaus RBC rechnet 2019 mit einer Jahresendrally der Post-Papiere. Die Aussichten für den Logistikkonzern haben sich deutlich verbessert, zeigt sich auch Berenberg-Analyst Howard optimistisch. Das Unternehmen sei auf einem klaren Weg hin zu einem operativen Ergebnis (Ebit) von 5 Milliarden Euro für das kommende Jahr und habe einen realistischen Plan, um die Gewinne auch darüber hinaus weiter sprudeln zu lassen.

Von insgesamt 19 Analysten sprechen 14 derzeit eine Kaufempfehlung für die Aktie aus, 3 raten die Papiere zu halten, nur 2 würden die Aktie derzeit aus ihrem Depot entfernen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 35 Euro.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Seit Beginn des Jahres ist die Post-Aktie wieder deutlich teurer geworden: Der Kurs hat um mehr als ein Drittel zugelegt und lag zuletzt bei über 32 Euro. Bis zum bisherigen Höchstwert der Aktie von 41,36 Euro Ende 2017 ist allerdings noch ein gutes Stück Luft. Denn im vergangenen Jahr mussten die Aktionäre herbe Kursverluste hinnehmen. Nach einer zunächst untersagten Portoerhöhung und einer Gewinnwarnung stand innerhalb von zwölf Monaten ein Kursverlust von fast 40 Prozent zu Buche. Im vergangenen Dezember kostete das Papier weniger als 24 Euro.

2019 ging es wieder aufwärts. Doch in den vergangenen Monaten setzte der Handelsstreit das konjunktursensible Papier immer wieder unter Druck. Vor allem das Geschäft im internationalen Expressmarkt - dem Gewinntreiber der Post - ist stark von der wirtschaftlichen Lage abhängig./knd/stw/fba