(Überflüssige Worte in Überschrift gestrichen)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport erwartet wegen der Coronavirus-Krise in diesem Jahr einen herben Gewinnrückgang. Mit Blick auf die vergangenen Tage lägen die aktuellen Passagierzahlen bereits 45 Prozent unter den Vorjahreswerten, sagte Vorstandschef Stefan Schulte am Freitag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Das könne sich mit der US-Einreisesperre noch auf minus 60 Prozent steigern. Das Unternehmen plant für tausende Mitarbeiter Kurzarbeit und will den Antrag dafür in der kommenden Woche bei der Arbeitsagentur stellen.

Die Fraport-Aktie reagierte mit einer Achterbahnfahrt auf die Nachrichten. Am Morgen sackte der Kurs zeitweise um fast neun Prozent ab auf den niedrigsten Stand seit 2010. Dann ging es bis zur Mittagszeit um 13 Prozent ins Plus und gehörte damit zu den stärkeren Werten im MDax. Seit dem Jahreswechsel hat sie damit allerdings immer noch fast die Hälfte an Wert verloren.

Jeder Passagier, der in Frankfurt ausbleibt, belastet Fraports operativen Gewinn (Ebitda) laut Konzernangaben mit 10 bis 14 Euro. Gemessen an den gut 70 Millionen Passagieren, die 2019 in Frankfurt abgefertigt wurden, würde ein Rückgang um 20 Prozent im Gesamtjahr zu einer Ergebnisbelastung von bis zu 200 Millionen Euro führen, führte Schulte in einer Beispielrechnung aus. Dazu kämen noch Rückgänge an den 29 Fraport-Flughäfen im Ausland, für die Schulte vorläufig einen Rahmen zwischen 50 und 100 Millionen Euro schätzte. 2019 hatte der Konzern insgesamt einen operativen Gewinn von knapp 1,2 Milliarden Euro erzielt.

Etwas besser sieht es bei der Fracht aus, die aktuell 8 bis 10 Prozent unter Vorjahr liegt. Vor allem in China sei die Produktion wieder angelaufen, und viele Güter würden per Luftfracht transportiert, sagte Schulte.

Zu einer konkreten Prognose zu den Geschäftszahlen im Gesamtjahr sah sich der Manager jedoch nicht in der Lage. Es sei nicht klar, wie lange die Krise anhalte. Auch könne man noch nicht einschätzen, wie viele Menschen letztlich doch eine Flugreise für den Sommer buchen. Dabei zeigte sich Schulte "überzeugt, dass Corona letztlich ein Einmaleffekt bleiben wird". Die Luftfahrt werde wieder auf ihren Wachstumskurs zurückkehren, die Frage sei nur, wann genau. Die Dividenden für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 will der Vorstand mit zwei Euro je Aktie stabil halten.

Unterdessen will Fraport für bis zu 10 000 Mitarbeiter in den operativen Bereichen Kurzarbeit beantragen, wie Schulte ankündigte. Man sei dazu im engen Kontakt mit den Personalvertretungen. Fraport hat bereits ein umfangreiches Sparprogramm eingeleitet. "Getätigt werden nur noch betrieblich zwingend notwendige Ausgaben", hieß es. Alle Kostenpositionen stünden auf dem Prüfstand.

Mit 1,22 Milliarden Euro ist der Personalaufwand der größte Kostenfaktor in der Fraport-Bilanz. Im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der Beschäftigten um 2,5 Prozent auf gut 22 500 Menschen. Neueinstellungen soll es nun bis auf Weiteres faktisch nicht geben. Arbeitsschichten im Flughafenbetrieb würden in den Sommer oder Herbst verschoben. Der Belegschaft wurde angeboten, unbezahlten Urlaub zu nehmen oder vorübergehend auf Teilzeit zu wechseln.

Die Lufthansa, die mehr als zwei Drittel des Flugverkehrs in Frankfurt bestreitet, hatte ihr Flugangebot für die kommenden Wochen kräftig zusammengestrichen. Das trifft nun auch Verbindungen von Frankfurt nach Nordamerika, auf denen die Passagierzahl im Februar noch gewachsen war. Denn ab diesem Samstag dürfen Reisende aus dem Schengen-Raum für vorerst 30 Tage nicht mehr in die USA einreisen.

Laut Fraport sind am Frankfurter Flughafen bereits 15 bis 20 derzeit nicht benötigte Maschinen abgestellt. Weitere kommen nach der US-Entscheidung hinzu, berichtete Schulte. Komplette Sperrungen eines Terminals, einer Landebahn oder eines Rollwegs seien derzeit nicht geplant, weil es operativ keinen Sinn habe. Allerdings könnte es sein, dass man einen Teil eines Terminals für einige Wochen oder Monate außer Betrieb setze, erklärt Schulte.

Im abgelaufenen Jahr steigerte Fraport den Umsatz um 6,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 4,5 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieb für die Aktionäre ein Gewinn von 421 Millionen Euro und damit elf Prozent weniger als im Vorjahr. Damals hatte ein Sonderertrag aus dem Verkauf des Flughafens Hannover den Überschuss nach oben getrieben. Die Anteilseigner - allen voran das Land Hessen und die Stadt Frankfurt - sollen je Aktie wie im Vorjahr eine Dividende von zwei Euro erhalten.

Beim Neubau des dritten Passagier-Terminals für rund 4 Milliarden Euro sieht sich Fraport im Plan. Die Arbeiten würden nicht gestreckt, erklärte Schulte. Ein erster Teilbereich für bis zu 5 Millionen Passagiere im Jahr soll Ende 2021 fertig sein und die beiden bestehenden Terminals entlasten. Bei den Ausschreibungen der Bauleistungen herrsche ein guter Wettbewerb, sagte Schulte. "Das ist vielleicht ein positiver Effekt der schwachen Konjunktur."/stw/ceb/jha/