Zürich (awp) - Die Folgen der Coronavirus-Epidemie schlagen bei der Swiss auch aufs Personal durch. Die Schweizer Fluggesellschaft stellt in den administrativen Bereichen vorerst keine neuen Mitarbeitenden ein.

"Ob dies auch für die operativen Bereiche gelten wird, prüfen wir derzeit", sagte Swiss-Sprecher Michael Stief am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP zu einem entsprechenden Artikel des Onlineportals "Travelnews" vom Vortag.

Die Swiss hatte am vergangenen Freitag zusammen mit der Konzernmutter Lufthansa angekündigt, wegen der Buchungseinbrüche als Folge der Coronavirus-Krise im März und April das gesamte Streckennetz hinweg um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. "Aufgrund der dynamischen Situation passen wir unseren Flugplan entsprechend kurzfristig an", erklärte Stief auf die Frage, welche Strecken nun gestrichen würden.

Die Muttergesellschaft Lufthansa ihrerseits hat bereits alle Neueinstellungen gestoppt. Mitarbeiter sollen unbezahlten Urlaub nehmen oder vorerst auf Teilzeit wechseln. Kurzarbeit werde geprüft.

Verluste noch nicht abschätzbar

Die aus den aktuellen Entwicklungen zu erwartende Ergebnisbelastung sei derzeit noch nicht abschätzbar, hatte die Swiss am Freitag erklärt. Die Schweizer Airline werde sich im Rahmen der Jahresmedienkonferenz am 19. März dazu äussern. Gleichentags veröffentlicht auch die Lufthansa die Konzernzahlen.

Bekannt ist bereits, dass die Streckenanpassungen ab Zürich und Genf das gesamte Kurz- und Mittelstreckennetz sowie auf der Langstrecke die Ziele Tokio, Osaka und Singapur betreffen.

So wird Tel Aviv bis zum Ende des Winterflugplans am 28. März von der Swiss und den weiteren Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe gar nicht mehr angeflogen. Alleine von den Flugstreichungen der Swiss nach Tel Aviv seien über 13'000 Fluggäste betroffen, hatte eine Sprecherin auf Anfrage gesagt.

Insgesamt hat der Lufthansa-Konzern rund 780 Flugzeuge in der Flotte, die im vergangenen Jahr durchschnittlich 3'226 Flüge pro Tag absolviert haben. Die 14 grössten Maschinen vom Typ Airbus A380 will der Konzern nach Möglichkeit komplett am Boden lassen.

Flexible Umbuchungen

Die Swiss bietet ihren Kunden per sofort flexiblere Umbuchungsmöglichkeiten an. Die neuen Kulanzregelungen gelten bei Umbuchungen für bestehende wie auch für zukünftige Buchungen weltweit.

Konkret verzichte die Airline bis zum 31. März bei allen neu gebuchten Flügen auf die Umbuchungsgebühren. Für bestehende Buchungen gelte die neue Kulanzregelung für Flüge mit einem Abflugdatum bis zum 30. April 2020, hiess es. Fluggäste könnten ihr Flugticket einmal ohne Gebühr auf ein neues Datum bis zum 31. Dezember 2020 umbuchen.

Passagiereinbruch beim Flughafen Zürich

Der Flughafen Zürich gab derweil bekannt, der Passagierrückgang im März belaufe sich auf bis zu 20 Prozent. Das Coronavirus werde Spuren im Ergebnis des grössten Schweizer Flughafens hinterlassen, sagte Konzernchef Stephan Widrig seinerseits an der Bilanzmedienkonferenz am Dienstag.

Der Nachfrageeinbruch könnte die Luftfahrtbranche in diesem Jahr eine dreistellige Milliardensumme an Umsatz kosten, schätzt der Branchenverband IATA. Je nachdem, ob sich die Epidemie auf weitere Länder ausbreite, gingen den Airlines im Passagiergeschäft voraussichtlich Erlöse von 63 bis 113 Milliarden US-Dollar verloren. Das wäre ein Einbruch um 19 Prozent, was mit den Folgen der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 vergleichbar ist.

jb/kw