Sie desinfizieren, sie filtern die Luft, sie bieten flexibles Buchen an - doch alle Bemühungen um sicheres Fliegen trotz Corona-Pandemie verhelfen den Airlines bisher kaum zu einer Erholung ihres vom Virus niedergeworfenen Geschäfts.

Steigende Infektionszahlen, auf die die Behörden erneut mit strengeren Vorsichtsregeln im Kampf um die Gesundheit der Bevölkerung reagieren, lassen die Buchungszahlen nach einem kurzen Aufrappeln im Sommer wieder abbröckeln. Jetzt setzen die Fluggesellschaften große Hoffnungen in neue Covid-Schnelltests, die Vertrauen bei den Kunden schaffen und Quarantänepflichten überflüssig machen sollen.

Die italienische Alitalia experimentiert mit den Antigen-Tests seit der vergangenen Woche auf einigen Flügen zwischen Mailand und Rom. Im Unterschied zu den bisher verbreiteten PCR-Tests liefern Antigen-Tests ähnlich wie ein Schwangerschaftstest ein Ergebnis schon nach rund 15 Minuten, wie etwa der deutsche Hersteller Qiagen ankündigte. Sie sind zudem billiger und kosten laut dem internationalen Flughafenverband IATA rund sechs Euro. Allerdings haben sie nur eine Genauigkeit von 80 bis 90 Prozent und nicht von mehr als 95 Prozent wie die PCR-Tests, die erst nach mehreren Stunden ein Resultat bringen.

Der Abstrich muss genauso wie beim PCR-Tests tief in der Nasenhöhle und im Rachen genommen werden, so dass die Testperson sie nicht zuverlässig selbst benutzen dürfte. Womöglich muss aber kein medizinisches Fachpersonal zum Stäbchen greifen. Beim Pilotprojekt von Alitalia wickeln die Behörden die Tests ab, die Kosten werden über den Ticketpreis hereingeholt. Sollte sich der Einsatz von Schnelltests bewähren, könnten sie auf weitere Inlandsstrecken und später auf internationale Verbindungen ausgeweitet werden, erklärte Alitalia.

SCHNELLTEST ZUERST FÜR BUSINESS CLASS

Auch die Lufthansa plant den Einsatz von Schnelltests für Passagiere im Oktober, wie Björn Becker, Produktmanager für Digital- und Bodendienste der Airline-Gruppe, am Dienstag gegenüber Journalisten aus den USA und Kanada erklärte. "Das ist definitiv das nächste, was kommt", sagte er. "Unternehmen wie Abbott oder Roche bringen diese Tests auf den Markt, und wir schauen uns das an." In einem ersten Schritt könnten sie Fluggästen der First und Business Class zur Verfügung gestellt werden, solange die verfügbaren Mengen noch nicht groß genug seien. An Flughäfen in den beiden Ländern könnten dafür Testzentren eingerichtet werden.

Der weitgehende Ausfall der lukrativen Transatlantikflüge reißt das tiefste Loch in die Kasse der Lufthansa. Doch ohne Aufhebung der Reisebeschränkungen zwischen Europa und den USA und internationale Vereinbarungen zum Testregime dürfte sich an der Flaute nichts ändern. Hinzu kommt, dass sich viele Geschäftsreisende aus Kostengründen und dank der mit der Pandemie eingeübten Praxis von Videokonferenzen weiter rar machen dürften, befürchtet die Lufthansa.

Der internationale Airline-Verband IATA setzt sich deshalb bei der globalen Luftfahrtorganisation der Vereinten Nationen ICAO dafür ein, dass die Tests noch in diesem Jahr weltweit eingeführt und von allen Ankunftsländern anerkannt werden. Denn dies gebe den Fluggästen mehr Sicherheit, dass sich kein Infizierter an Bord befinde, erklärte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac. Manche Länder machen negative Covid-Tests zur Bedingung, die mehrere Tage vor dem Abflug stattgefunden haben. Der Schnelltest kurz vor dem Abflug am Flughafen schütze hier wirksamer vor gefälschten Testbescheinigungen oder Last-Minute-Infektionen.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bayerns Regierungschef Markus Söder treiben den Einsatz von Schnelltests - nicht nur an Flughäfen, sondern auch in Pflegeeinrichtungen - voran. Bund und Länder wollen sich in der kommenden Woche über die künftige Teststrategie abstimmen.