(neu: Kursentwicklung, Stimmen zur Kursentwicklung und zur Reduzierung des Staatsanteils)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kapitalerhöhung der Lufthansa hat den Aktienkurs im Xetra-Handel am Montag nur kurz belastet. Anleger gewichteten letztlich höher, dass die Airline ihre Abhängigkeit vom Staat verringert und wieder mehr eigenen Gestaltungsspielraum bekommt.

"Die Lufthansa möchte die Staatshilfen in Milliardenhöhe zurückzahlen und kann ohne die Mitbestimmung des Staates wieder freier unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten am Markt agieren", sagte Analyst Florian Eberhard vom Broker GKFX. Die Aktionäre begrüßten das. Zudem würden die Lufthansa-Papiere dann für institutionelle Investoren wieder interessanter.

Vorbörslich deutlich tiefer und auch auf Xetra zunächst schwach gestartet, drehte der Aktienkurs der Fluggesellschaft rasch ins Plus und gewann zeitweise gut fünf Prozent. Zuletzt lagen die Papiere mit einem Aufschlag von wiederum nur noch einem Prozent immer noch auf dem ersten Platz in dem seit diesem Montag von 60 auf 50 Werte reduzierten MDax, dem Index der mittelgroßen Werte.

Ein Börsianer sagte angesichts des starken Kursanstiegs, dass eine Kapitalerhöhung der Lufthansa ja erwartet worden sei und Marktteilnehmer daher auf fallende Kurse gesetzt hätten. Allerdings sei der Kurs nicht unter das Niveau vom 9. November 2020 gefallen, als die ersten Nachrichten über einen Impfstofferfolg die Kurse von Tourismus-Aktien nach oben katapultiert hatten. Daher hätten nun all jene Anleger mit einer Wette auf weiter sinkende Lufthansa-Aktien aufgeben müssen und so den Kurs wieder umso schneller in die Höhe getrieben.

Die Lufthansa will mit der milliardenschweren Kapitalmaßnahme die Hilfen zurückzahlen, mit denen der deutsche Staat den Luftfahrtkonzern in der Corona-Krise im vergangenen Jahr vor dem wirtschaftlichen Aus gerettet hatte. Dazu will die Airline neue Aktien im Gesamtwert von 2,14 Milliarden Euro ausgeben. Das Geld soll in die Rückzahlung der beiden Stillen Einlagen fließen.

Bis die Kapitalerhöhung vollzogen und das Geld bei der Lufthansa eingegangen ist, wird es aber bis nach der Bundestagswahl dauern, die am 26. September stattfindet. So sollen die neuen Anteilsscheine den Aktionären vom 22. September bis 5. Oktober im Bezugsverhältnis 1:1 zu einem Bezugspreis von 3,58 Euro angeboten werden. Ein Händler hatte die Kursverluste am Montagmorgen zuerst mit den Konditionen begründet - etwa mit dem im Vergleich zum Aktienkurs niedrigen Bezugspreis.

Bernstein-Analyst Daniel Roeska stellte in einer aktuellen Reaktion den Zeitpunkt der Maßnahme etwas in Frage. Möglicherweise wäre es besser gewesen, auf deutlichere Anzeichen einer Erholung auf den Fernstrecken und bei Geschäftsreisen zu warten. Stifel-Analyst Johannes Braun vermutet, dass der Termin mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl festgesetzt wurde. Die Experten von Davy Research betonten gleichwohl, die Kapitalaufstockung verbessere die Bilanzposition des Konzerns.

Entscheidend für das Kursplus sei aber wohl "die Aussicht, dass die Fluggesellschaft durch die Rückzahlungen der Staatshilfen wieder wesentlich agiler und handlungsfähiger werden kann", erklärte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Dies überwiege den Aspekt der Verwässerung der Altaktionäre, zumal die neuen Gelder ja nur eine Ablöse darstellten, um den bisherigen Großaktionär Bund herauskaufen zu können. Damit werde auch was Risiko eingedämmt, dass die Politik eine zu große zukünftige Einflussnahme Bei der Unternehmenspolitik ausüben könne.

Neben der Ankündigung der Kapitalerhöhung gab es von der Lufthansa auch Aussagen zum Verlauf des dritten Quartals. Ausgehend von der operativen Entwicklung im Juli und August werde das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) ohne Restrukturierungsaufwendungen voraussichtlich positiv ausfallen, hieß es laut Mitteilung.

"Die von den Fluggesellschaften des Konzerns angebotene Kapazität ist wieder auf mehr als die Hälfte des Vorkrisenniveaus zurückgekehrt, die Auslastung lag im August bei mehr als 70 Prozent", hieß es weiter. Dieses Update zum dritten Jahresviertel sowie die mittelfristigen Ziele der Lufthansa lägen über seinen Schätzungen, schrieb dazu Analyst Patrick Creuset von Goldman Sachs./ajx/ag/stw