--Bislang nur 3 Milliarden an Staatshilfe abgerufen

--Kostensenkungen über Planungen

--Passagierzahl im Dezember bei 10 Prozent des Vorjahres

--Flüge für einige Urlaubsfernreiseziele derzeit ausgebucht

--Rendite für Steuerzahler derzeit "bei fast 400 Prozent"

--Keine Pläne für Verkauf von Austrian Airlines

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Lufthansa hat ihre Kosten in der Corona-Krise nach Aussagen ihres Vorstandschefs Carsten Spohr deutlich besser als geplant unter Kontrolle bekommen. "Daher ist die Liquidität höher als erwartet", sagte er in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Von den 9 Milliarden Euro aus den vier Heimatstaaten Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien "haben wir bisher nur 3 Milliarden Euro abgerufen und noch nicht viel davon ausgegeben".

In diesem Jahr habe das Unternehmen "zwei Drittel des Umsatzes verloren, konnten aber die Kosten um die Hälfte senken". Im November konnte die Airline wieder selbst an den Kapitalmarkt gehen. Die weitere Entwicklung im Geschäft werde zeigen, "wie viel wir von den 9 Milliarden Euro wirklich brauchen". Eine neue finanzielle Krisenlage in 2021 zeichne sich nicht ab. "Mit rund 10 Milliarden Euro zur Verfügung stehender Liquidität und ausreichenden Bilanzreserven kann ich eine Überschuldung aus heutiger Sicht ausschließen", sagte Spohr. Er betonte zugleich, dass es keine Pläne für einen Verkauf von Austrian Airlines gebe. Dazu bestehe auch kein Anlass, sagte er mit Blick auf die vorhandenen Finanzpolster.

Aus seiner Sicht hat sich der Einstieg bei der Lufthansa für den Steuerzahler bislang gelohnt. "Aktuell liegt die Rendite bereits bei fast 400 Prozent, weil der Einstiegskurs bei 2,56 Euro je Aktie lag, immerhin ein Buchgewinn für den Steuerzahler von über 900 Millionen Euro." Am letzten Handelstag vor Weihnachten schloss die Aktie mit 9,86 Euro.

Bei der Frage verpflichtender Schnelltests für Flugpassagiere rechnet Spohr nicht mit einer einheitlichen Linie im globalen Flugverkehr. Wünschenswert wäre in jedem Fall eine europäische Lösung mit der Maßgabe "Test statt Quarantäne". Europa könnte wie die USA oder China als ein Rechts- und Wirtschaftsraum einheitlich vorgehen und damit Verlässlichkeit und Klarheit bieten. Die Kosten für die Schnelltests bezifferte er mit unter 10 Euro. Dieser Betrag werde aber nicht auf die Ticketpreise aufgeschlagen.

Bei Interkontinentalflügen rechnet die Lufthansa mit drei Phasen: Zunächst werde die Anzahl der Strecken mit verbindlichen Schnelltests zunehmen und in vielen Fällen die Wiederaufnahme von Flugverkehr erst möglich machen. Dann werde es wahrscheinlich eine Option zwischen Test oder Impfnachweis geben. Spohr: "Schließlich erreichen wir dann irgendwann hoffentlich eine ausreichende Immunität der Weltbevölkerung. Dies würde dann auch das Impfzertifikat überflüssig machen." Er hoffe beispielsweise darauf, dass im ersten Quartal 2021 wieder ein regulärer Flugbetrieb in die USA möglich wird.

Aktuell berichtete Spohr für Weihnachten und Silvester von einem steilen Anstieg bei den Buchungen. Das Langstreckenangebot etwa nach Südafrika, Malediven, Mauritius, Barbados, Namibia oder Mexiko sei praktisch ausgebucht gewesen. Insgesamt werde aber der Dezember weniger als 10 Prozent der Passagiere des Vorjahresmonats aufweisen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/smh

(END) Dow Jones Newswires

December 27, 2020 05:19 ET (10:19 GMT)