ISTANBUL (dpa-AFX) - Türkische Hoteliers haben enttäuscht auf die Verlängerung der Reisewarnung für Länder außerhalb der Europäischen Union reagiert. Die Türkei müsste "unter den ersten Ländern" sein, für die die Reisewarnung aufgehoben werde, sagte Erkan Yagci, Chef des Mittelmeer Hotelier und Touristikverbandes (Aktob), der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Sein Land habe "Pionierarbeit" geleistet und zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus getroffen. Er hoffe, dass die Entscheidung in den kommenden Tagen noch mal überdacht werde, denn auch der deutsche Tourismussektor werde davon betroffen sein, sagte Yagci.

Die Bundesregierung hatte die Reisewarnung für Touristen wegen der Corona-Pandemie für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union bis zum 31. August verlängert. Ausnahmen für einzelne Länder sind möglich. Den Beschluss fasste das Bundeskabinett am Mittwoch.

Die Türkei, das drittbeliebteste Urlaubsland der Deutschen, wirbt seit längerem offensiv um deutsche Touristen. Präsident Recep Tayyip Erdogan will noch in dieser Woche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonieren, um mit ihr unter anderem über dieses Thema zu sprechen.

Einrichtungen müssen sich in der Türkei an zahlreiche Richtlinien halten, an Stränden gilt etwa Sicherheitsabstand und in Flughäfen und Hotels werden Wärmebildkameras eingesetzt. Hotels und Gastronomen können zudem freiwillig an einem Zertifikationsprogramm teilnehmen und arbeiten dabei unter anderem mit TÜV Süd zusammen.

Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Türkei. Durch die Corona-Pandemie waren die Besucherzahlen stark eingebrochen. In den ersten vier Monaten des Jahres kamen nach offiziellen Angaben rund 4,2 Millionen Touristen ins Land und damit rund 51 Prozent weniger als im Vorjahr.

Das Land mit seinen rund 83 Millionen Einwohnern hat insgesamt rund 172 000 Coronavirus-Fälle gemeldet - rund 145 000 Erkrankte sind nach offiziellen Angaben wieder genesen. 4729 Menschen mit Covid-19 sind verstorben. Am 1. Juni hatte Ankara zahlreiche Corona-Restriktionen aufgehoben, darunter inländische Reisebeschränkungen. Restaurants, Cafés und Sportanlagen sind ebenfalls wieder geöffnet. Der Chef der türkischen Ärztevereinigung (TTB), Sinan Adiyaman, hatte kritisiert, dass die Lockerungen verfrüht seien./jam/DP/eas