Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa kommt mit ihrem milliardenschweren Sparprogramm in der Corona-Krise schneller voran als geplant.

Von den bis 2024 geplanten Einsparungen beim Personalaufwand und anderen Kosten in Höhe von 3,5 Milliarden seien schon rund 60 Prozent realisiert, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag. "Wir konnten die Kosten schneller senken, dafür kommt das Geschäft ein bisschen später." Die Flugbuchungen stiegen zwar seit Lockerungen von Corona-Reisebeschränkungen im Mai in Europa kräftig, sodass die Airline-Gruppe den Verlust reduzierte. Doch die lukrativen Transatlantikflüge wurden mangels Einreiseerlaubnis der USA noch nicht stark hochgefahren.

Niedrigere Kosten erreicht die Lufthansa durch massiven Personalabbau, der mittlerweile auch in Deutschland in die Tausende geht. "Dass uns dabei bislang über 30.000 Kolleginnen und Kollegen verlassen haben, schmerzt uns alle, ist aber für die nachhaltige Rettung der über 100.000 verbliebenen Arbeitsplätze unausweichlich", erklärte Spohr. Ende Juni zählte die Airline-Gruppe, zu der neben der Kernmarke Lufthansa die Billigtochter Eurowings sowie Swiss, Austrian und Brussels Airlines gehören, noch 108.000 Beschäftigte.

In Deutschland sind bereits 5000 Abgänge über Fluktuation oder mit Abfindungen besiegelt. Weitere 5000 Stellen sollen gestrichen werden, wobei Spohr bekräftigte, durch Teilzeitregeln bei den gut bezahlten Piloten und Pilotinnen müssten nicht so viele gehen. Er sei optimistischer, über Vereinbarungen mit den Gewerkschaften weiter ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Die Schweizer Tochter Swiss baut bis Ende des Jahres 2000 Positionen ab, davon 500 über Kündigungen. Bei Austrian Airlines müssen noch 500 Mitarbeitende gehen, nachdem 850 über Fluktuation schon ausschieden, erklärte Airline-Chef Alexis von Hoensbroech.

BETRIEBSVERLUST UNTER EINER MILLIARDE

Mit der langsamen Erholung des Passagierluftverkehrs konnte die Lufthansa von April bis Juni den operativen Verlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und zum Jahresbeginn deutlich senken. Das bereinigte Betriebsergebnis belief sich auf Minus 952 Millionen Euro nach 1,7 Milliarden Euro vor Jahresfrist. Die Passagierfluggesellschaften schrieben weiter tiefrote Zahlen. Sie beförderten mit sieben Millionen Fluggästen zwar mehr als vier Mal so viele wie im Vorjahresquartal, als der Luftverkehr fast stillstand. Das waren aber nur 18 Prozent des Vorkrisenniveaus bei einer Kapazität von 29 Prozent, verglichen mit 2019. Erstmals seit Ausbruch der Pandemie konnte die Lufthansa den Mittelabfluss stoppen und nahm 340 Millionen Euro Barmittel ein. Gewinnbringer war einmal mehr das Frachtgeschäft von Lufthansa Cargo mit Rekordergebnis. Die Wartungstochter Lufthansa Technik und die vor dem Verkauf stehende internationale Cateringsparte LSG erzielten erstmals wieder Überschüsse. Der Umsatz stieg um 70 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro, blieb aber weit entfernt vom Niveau normaler Zeiten, als die Lufthansa fast zehn Milliarden Euro Erlös eingeflogen hatte.

Für das Gesamtjahr bleibt das Lufthansa-Management vorsichtig und bekräftigte die Prognose, im Durchschnitt 40 Prozent der Vorkrisenkapazität zu erreichen. Im laufenden Quartal sollen es 50 Prozent sein, im Schlussquartal 60 Prozent. Ryanair, der Erzrivale in Europa, peilt im Gesamtjahr zwei Drittel an, hat aber anders als Lufthansa keine Langstreckenflüge, die noch länger von Reisebeschränkungen begrenzt werden. "Wir sind hoffentlich in der letzten Phase der Pandemie, die unsere Branche und unser Unternehmen getroffen hat wie nichts zuvor", sagte Spohr. Die schon länger erhoffte Öffnung der USA für Reisende aus Europa erwartet er jetzt bis Ende September. Die jüngsten Aussagen der US-Regierung, Geimpfte womöglich einreisen zu lassen, sei ermutigend. Doch die Asien-Pazifik-Routen blieben wohl bis Ende des Jahres weitgehend verschlossen.

Die wachsende Zahl von Covid-Infektionen mit der Delta-Virusvariante wird nach Einschätzung von Spohr nicht zu einem neuen Einbruch führen. Das Risiko sei mit Impfungen und Tests, die bei Flugreisen gefordert werden, beherrschbar, sagte er. Swiss-Chef Dieter Vranckx warnte aber: "Der leichte Aufschwung, den wir in den letzten Wochen verzeichnet haben, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage infolge der weiterhin unberechenbaren pandemischen Entwicklung äußerst angespannt ist."