(Neu: Gewinnmitnahmen, Lufthansa-Aktie im Minus)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Anleger im Reisesektor blicken in dieser Woche wieder hoffnungsvoller in die Zukunft. Dies betrifft unter anderem die Fluggesellschaften, wie ein erneuter zwischenzeitlicher Kursanstieg bei der Lufthansa am Dienstag zeigte. Anleger setzten weiter auf weniger Restriktionen im internationalen Passagierverkehr und ein Ende der Stattsbeteiligung.

Von einem frühen Anstieg um bis zu fünf Prozent blieb aber nichts übrig. Nach kräftigen Kursgewinnen in den vergangenen Tagen drehte der Kurs mit 3,3 Prozent ins Minus. Anleger zogen es im Verlauf vor, zunächst Kasse zu machen. Die zuletzt ebenfalls wieder stärker gefragten Aktien von Fraport hoben sich dabei positiv ab, indem sie ein Plus von 3,1 Prozent verteidigten.

Bessere Stimmung verbreitet neuerdings im Luftfahrtsektor, dass die USA vollständig geimpfte Ausländer etwa aus der EU oder Großbritannien wieder einreisen lassen wollen. Dies hatte der Coronavirus-Koordinator des Weißen Hauses, Jeffrey Zients, am Montag angekündigt. Für große Netzwerk-Airlines wie die Lufthansa bahnt sich damit eine Belebung der Transatlantik-Routen an, die seit eineinhalb Jahren geprägt von der Pandemie mehr oder weniger brachliegen. "Die Aufhebung der Reisebeschränkungen lieferte den nötigen Schub, um die Erholung der Airline-Aktien auf Hochtouren zu bringen", sagte Marktanalystin Susannah Streeter vom britischen Finanzdienstleister Hargreaves Lansdown.

Als besonders stark auf diese Transatlantik-Strecken fokussiert gilt auch die British-Airways-Mutter IAG, deren Papiere zum Wochenstart prozentual zweistellig angezogen hatten. Sie legten am Dienstag nochmals 6,4 Prozent zu. Der europäische Reisesektor hatte sich am Vortag schon insgesamt recht gut geschlagen in Zeiten eines marktbreiten Kursrutsches, am Dienstag ging es für den Teilindex Stoxx Europe Travel & Leisure nun um 3,2 Prozent hoch. Wie die Expertin Streeter resümierte, "bricht der Reisesektor in heiteren Himmel auf".

Bei der Lufthansa hatten die Anleger zu Wochenbeginn nur kurz verstimmt auf eine Kapitalerhöhung und die damit verbundene Gewinnverwässerung reagiert. Am Ende war die Wahrnehmung am Montag eine andere, schließlich bekommt die Fluggesellschaft durch diesen Schritt die Chance, ihre Abhängigkeit vom Staat wieder zu verringern und mehr eigenen Gestaltungsspielraum zu erhalten. Laut dem Bankhaus Metzler hat sich damit das Verhältnis von Chancen und Risiken bei den Aktien gebessert.

Experte Guido Hoymann von der Frankfurter Privatbank gab am Dienstag seine bisherige Verkaufsempfehlung für die Lufthansa auf und stuft die Titel nun immerhin mit einem neutralen "Hold" ein. Er hält eine der größten Hürden zurück zur Normalität jetzt für aus dem Weg geräumt. Passend zur Öffnung der USA legt er auch Hoffnung in das Passagieraufkommen. Hoymann betrachtet die USA als einen der profitabelsten Märkte für die Lufthansa.

Für die Lufthansa gleicht die jüngste Kursentwicklung einer Renaissance. Am vergangenen Donnerstag hatte der Kurs unter der Acht-Euro-Marke noch den tiefsten Stand seit November 2020 erreicht, als die zweite Corona-Welle in Europa noch am Hochkochen war. Eine zeitweise Erholung mit einem Zwischenhoch Anfang März bei knapp 13 Euro war damit wieder verpufft./tih/stw/jha/