(Neu: Schlusskurse, Hongkong-Landeverbot, Tui stockt Wandelanleihe auf.)

FRANKFURT/LONDON/PARIS (dpa-AFX) - Wegen der zunehmenden Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus sind die Anleger am Montag auf Abstand zu Reisewerten gegangen. Die vor allem in Großbritannien rasch steigenden Ansteckungen schüren wieder Ängste vor einer weiteren Infektionswelle. Wegen der massiven Ausbreitung dürfen Flüge aus Großbritannien von Donnerstag an nicht mehr in Hongkong landen. Auch im Reiseland Portugal steigt die Verbreitung.

Die jüngste Entwicklung erinnert die Anleger daran, dass die Krise noch nicht überstanden ist. "Am Horizont der Reisebranche ziehen erneut dunkle Wolken auf", sagte Analystin Susannah Streeter vom Fondsanbieter Hargreaves Lansdown. Nach und nach führten die europäischen Länder wieder strengere Quarantäneregeln ein, fuhr die Expertin fort. In Deutschland wird der Ruf nach generell strengeren Corona-Kontrollen für Urlaubsrückkehrer lauter.

Unter anderem fielen die Aktien von Europas größtem Touristikkonzern Tui in Frankfurt um 5,7 Prozent. Sie gingen damit auf ihrem Tagestief aus dem Handel - just als der Reisekonzern dann noch mitteilte, mit der Emission neuer Wandelanleihen zu beginnen und damit seine im April begebenen Wandelschuldscheine aufzustocken. Nachbörslich nahm der Druck daraufhin sogar nochmals zu, im Tradegate-Handel sank die Aktie verglichen mit ihrem Xetra-Schlusskurs nochmals um 2,5 Prozent ab.

Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Travel & Leisure sackte am Montag als Schlusslicht in der Sektorwertung um 4,4 Prozent ab. Daran war absehbar, dass sich die Tagesverluste über alle mit Reisen in Verbindung stehenden Branchen erstreckte. Für die Papiere des Flughafenbetreibers Fraport ging es als MDax-Schlusslicht um 4,7 Prozent nach unten. Die Stamm-Papiere des Autovermieters Sixt büßten 3,9 Prozent ein und hatten so die rote Laterne im SDax inne.

Die Papiere der Lufthansa büßten am Ende 3,6 Prozent ein. Für die stark auf Großbritannien fokussierten Fluggesellschaften IAG und Easyjet ging es sogar noch stärker um fast sechs Prozent bergab. Allgemein urteilte der UBS-Analyst Jarrod Castle am Montag, auch wenn die Flugbuchungen weiter anzögen, seien Airlines auf bereits erholtem Kursniveaus jetzt weniger attraktiv als noch vor zwölf Monaten.

Am Samstag meldeten die Behörden in Großbritannien neue Coronavirus-Fälle, auf dem höchsten Stand seit mehr als vier Monaten. Merklich auf die Branchenstimmung drückte daraufhin ein Bericht der Zeitung "The Times", wonach Deutschland darauf drängt, keine Urlauber aus Großbritannien mehr in die EU lassen - unabhängig von ihrem Impfstatus. Für die Branche und die bei Briten beliebten Reiseländer wie etwa Spanien oder Griechenland wäre dies ein herber Dämpfer für die so wichtige Sommersaison. Allerdings sei der Widerstand gegen die kolportierten Beschränkungen groß, hieß es weiter.

Auch im Reiseland Portugal verbreitet sich die Delta-Variante stark, sodass dieses nun wie zuvor schon Großbritannien von Deutschland als Virusvariantengebiet eingestuft wird. Damit wird die Ein- und Ausreise massiv eingeschränkt, aus Portugal kommend müssen sich Einreisende ab Dienstag strengen Quarantäneregeln unterziehen. Hunderte Deutsche haben ihren Urlaub dort mittlerweile vorzeitig beendet. Tui sagte alle Pauschalreisen in das Land auf der Iberischen Halbinsel bis Ende Juli ab.

Die Tui-Aktien entgingen am Montag im Xetra-Handel nur knapp einem Tief seit April, die seitdem zeitweise zu spürende Erholung ist längst wieder aufgezehrt. Seit April wurden Flug- und Bettenkapazitäten in allen beliebten Reiseländern wieder massiv hochgefahren. Zeitweise hatte sich der Tui-Aktienkurs daraufhin dem bisherigen Hoch seit dem Ausbruch der Pandemie genähert./tih/men