Hamburg/Berlin (Reuters) - Die Milliardärs-Familie Otto hinter dem gleichnamigen Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern treibt den Wandel des Einzelhandels voran.

Alexander Otto, Großaktionär der auf Einkaufszentren spezialisierten Deutsche Euroshop will sich die Firma komplett einverleiben und bietet zusammen mit dem US-Finanzinvestor Oaktree Capital insgesamt 1,4 Milliarden Euro. Vorstand und Aufsichtsrat von Euroshop hätten sich bereits hinter die Offerte gestellt, teilten die beiden Partner am Montag mit. Die Transaktion soll noch im dritten Quartal über die Bühne gehen. Die Euroshop-Aktien legte in der Spitze um 44 Prozent auf 22,50 Euro zu und notierten damit so hoch wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Einkaufszentren - wie der gesamte Einzelhandel auch - stehen schon seit längerem unter Druck, weil Kunden lieber online bestellen und sich die Waren nach Hause liefern lassen. Die von der Familie kontrollierte Otto Group hat ihr Onlinegeschäft in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet. Die rechtlich voneinander unabhängigen Schwestergesellschaften Otto und ECE arbeiten bereits in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammen, um Onlinehandel und Einkaufszentren miteinander zu vernetzen. Auf einer offenen Plattform können Einzelhändler Waren auf Otto-Seiten anbieten, umgekehrt verbindet die Website von Otto Kunden mit dem Angebot in Einkaufszentren.

EINKAUFSZENTREN SOLLEN ANGEPASST WERDEN

"Die Pandemie hat die Einzelhandelsindustrie mitten im strukturellen Wandel getroffen und beschleunigt die Veränderungen", sagte Volker Kraft, Managing Partner bei ECE Real Estate Partners, im Gespräch mit Reuters. Kraft, Investmentberater des Konsortiums, betonte, dass keine Schließungen von Einkaufszentren geplant seien. "Wir wollen in das existierende Portfolio investieren, um Shoppingcenter an den sich verändernden Markt anzupassen." Bei der Finanzierung der bevorstehenden Veränderungen helfe die Finanzkraft von Oaktree. Die Einkaufszentren der Euroshop werden von ECE gemanagt und betrieben.

Konkret offeriert das Bieterkonsortium Hercules BidCo von Oaktree und der Vermögensverwaltung Cura der Familie Otto zusätzlich einer Dividende 22,50 Euro je Aktie und damit einen Aufschlag von 44 Prozent zum Schlusskurs von Freitag. Cura ist die Muttergesellschaft der ECE, die als Dienstleister Shoppingcenter betreibt. Die Deutsche-Euroshop-Aktie kletterte nach der Mitteilung zeitweise um mehr als 44 Prozent, danach verlor das Papier etwas von dem Kursgewinn.

Der Hamburger Unternehmer und Mäzen Alexander Otto hält bereits rund ein Fünftel an Euroshop. Das Angebot unterliegt einer Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent zuzüglich einer Aktie.

Ben Bianchi von Oaktree erklärte, Euroshop verfüge über ein qualitativ hochwertiges Portfolio, das wegen eines seit mehreren Jahren andauernden Ausverkaufs des gesamten Einzelhandelssektors von den Kapitalmärkten unterbewertet sei. "Oaktree bringt die Kapitalkraft, Erfahrung und Geduld mit, um die Veränderungen zu begleiten."

Alexander Otto hält eine Minderheitsbeteiligung an der Otto Group. Mitglieder der Familie Otto sind wiederum an Investitionen der ECE beteiligt. Gesellschaftsrechtlich ist ECE unabhängig von dem aus dem einstigen Versandhauskonzern hervorgegangenen Handels- und Dienstleistungskonzern. Personell gibt es jedoch eine enge Verbindung: Alexander Otto sitzt im Aufsichtsrat der Otto Group. Aufsichtsratsvorsitzender ist sein Halbbruder, der langjährige Vorstandschef Michael Otto.

Das SDAX-Unternehmen Euroshop ist zurzeit an 21 Einkaufscentern in Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien und Ungarn beteiligt. Zum Portfolio gehören das Main-Taunus-Zentrum bei Frankfurt, das Phoenix-Center in Hamburg, die Altmarkt-Galerie in Dresden und die Galeria Baltycka in Danzig.