Im Rennen um die Mailänder Börse bringen sich immer mehr Kaufinteressenten in Stellung.

Kurz vor Ablauf der Angebotsfrist warf die italienische Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) offiziell ihren Hut in den Ring. Geplant sei eine gemeinsame Offerte mit dem Börsenbetreiber Euronext, erklärte CDP am Freitag. Insidern zufolge ist bei dem Konsortium auch die italienische Bank Intesa Sanpaolo an Bord. Damit steigt die Konkurrenz für die Deutsche Börse und den Schweizer Börsenbetreiber SIX, die Insidern zufolge jeweils ebenfalls Gebote abgeben wollen.

Borsa Italiana ist eine Tochter des Londoner Börsenbetreibers LSE und Medienberichten zufolge zwischen drei und vier Milliarden Euro wert. Die LSE muss sich auf Druck der EU-Wettbewerbshüter zumindest von einem Teil der Borsa trennen, um grünes Licht zu bekommen für die 27 Milliarden Dollar teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv. Bis zum Freitag müssen die Angebote abgegeben werden. Insidern zufolge versuchen sich die Interessenten nicht nur über den Preis, sondern auch mit Versprechen bezüglich des zukünftigen Einflusses der italienischen Seite einen Vorteil zu verschaffen.

ROM BEI LAUNE HALTEN

Die Chancen für die ausländischen Bieter stehen Insidern zufolge allerdings nicht so gut. Die italienische Regierung favorisiere das Konsortium um Euronext, sagten mit der Sache vertraute Personen. Der Staat sei gegen eine Zerschlagung der Borsa Italiana und wolle ein Mitspracherecht bei der künftigen Strategie haben. "Rom ist ein wichtiger Teil der Diskussionen. Die LSE wird alles tun, um Rom bei Laune zu halten", sagte ein Insider. "Aber sie wird die Borsa nicht billig verkaufen." Laut mit der Sache vertrauten Personen hat die LSE bereits separate Gebote erhalten für die Anleihehandelsplattform MTS der Borsa.

Insidern zufolge räumt Euronext der italienischen Staatsbank CDP einen bedeutenden Einfluss auf das fusionierte Unternehmen ein. CDP solle im Gegenzug eine Beteiligung von rund acht Prozent an der Euronext übernehmen. Die beteiligten Unternehmen wollen sich zu den Informationen von Insidern nicht äußern.

Nach dem Ablauf der Angebotsfrist will die LSE die Offerten prüfen und festlegen, wer in die nächste Runde kommt. Doch das letzte Wort hat das italienische Finanzministerium, das einen Interessenten auch ablehnen kann.