FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Börse hat als Kernpunkt der Reform der DAX-Familie die Aufstockung des Leitindex DAX auf 40 von 30 und die Verkleinerung des MDAX um 10 Werte auf 50 beschlossen. Dies wie auch Anpassungen und Ergänzungen bei Kriterien für die Indexzugehörigkeit sind ein spürbarer Umbruch.

Nachfolgend einige interessante Aspekte rund um die Indexreform:


 Welche 10 MDAX-Werte kämen aus heutiger Sicht in den DAX-40? 

Laut der aktuell gültigen Rangliste vom 6. November wären die Aufsteiger neben Airbus Symrise, Zalando, Sartorius, Qiagen, LEG Immobilien, Brenntag, Siemens Healthineers, Hannover Rück und Hellofresh. Allerdings kommen auf die nächste Liste noch die Aktien von Siemens Energy. Außerdem kann sich bis September 2021 noch viel verschieben.


Wann wird über die Indexkomponenten im DAX-40 final entschieden? 

Am Abend des dritten Handelstags im September 2021.


Soll man sich jetzt schon zugunsten möglicher Aufsteiger positionieren? 

Mögliche DAX-Aufsteiger zeigen am Dienstag keine Reaktion auf die Änderungen. Die DZ Bank sagte dazu bereits während der Konsultationsphase, dass zwar die Aufmerksamkeit und das Interesse von börsengehandelten Fonds (ETFs) an den neuen DAX-Kandidaten steigen dürfte, mögliche positive Effekte einer Aufnahme aber durch Unsicherheiten wie der gesamtwirtschaftlichen Lage als auch firmenspezifischen Entwicklungen überlagert würden, zumal noch einige zeit vergehe bis zum Umbau. Daneben betonen die DZ-Experten, dass historisch betrachtet zwar ein Mehrertrag erzielbar sei, wann man zeitig auf Aufnahmekandidaten gesetzt habe, dass die Neuaufnahmen in diesem Fall aber allein aufgrund einer Anhebung der Zahl der Indexmitglieder stattfinde. Und dafür gebe es noch keine Untersuchungen. Bisher hätten die Aufsteiger immer besser laufen müssen als der Markt, um aufzusteigen. Bei einer Ausweitung auf 40 DAX-Aktien müsse das nicht der Fall sein.


Welche Ideen werden nicht umgesetzt? 

Die Idee, ESG-Kriterien (Umwelt-, Sozial- und Unternehmensfühungsstandards)für eine DAX-Aufnahme anzulegen, wird zunächst nicht umgesetzt. Ebensowenig wurde der Vorschlag übernommen, Unternehmen mit Beteiligung an kontroversen Waffen auszuschließen. Zum Thema Nachhaltigkeit und ESG heißt es aber, das Meinungsbild der Konsultationsteilnehmer sei "sehr heterogen". Der Indexbetreiber Qontigo spricht von einer "sehr hohen Priorität".

Das Deutsche Aktieninstitut hatte dazu angemerkt, dass das Regelwerk "kein Einfallstor für gesellschaftspolitische Debatten und Meinungen" werden dürfe. Mit der Herstellung von Produkten wie Waffen trügen Unternehmen schließlich entscheidend zur äußeren Sicherheit und Souveränität Deutschlands und Europas bei.


Wie lässt sich die Reaktion am Markt zusammenfassend beschrieben? 

Die Ausweitung auf 40 DAX-Werte wird überwiegend kritisch gesehen. Dies vor allem, weil die 10 neuen Werte eine im DAX-Maßstab geringe Marktkapitalisierung aufweisen. Auch wird die Sorge geäußert, dass der um 10 Werte verringerte MDAX an Attraktivität einbüßt. Begrüßt wird, dass der DAX künftig zwei Mal pro Jahr überprüft wird, und zwar im März und im September statt wie bisher lediglich im September. Auch die neuen Liquiditätskriterien werden als Annäherung an internationale Standards positiv gesehen. Die Rangliste für den Börsenumsatz entfällt künftig. Stattdessen muss ein Unternehmen eine Mindestliquidität vorweisen.


Was war der Auslöser für die Indexreform? 

Der Wirecard-Bilanzskandal. Am Markt heißt es aber auch, dass sich internationale Investoren schon länger einen breiteren deutschen Index wünschen.

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November 24, 2020 04:53 ET (09:53 GMT)