AMSTERDAM/FRANKFURT/MAILAND (awp international) - Der europäische Börsenbetreiber Euronext und die Deutsche Börse erwägen Insidern zufolge Gebote für die italienische LSE-Tochter Borsa Italiana. Demnach soll Euronext möglicherweise noch in dieser Woche ein Angebot in Höhe von 3,5 bis 4 Milliarden Euro vorlegen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtete.

Die Offerte soll gemeinsam mit dem zum grössten Teil in Staatsbesitz befindlichen italienischen Kreditinstitut Cassa Depositi e Prestiti erfolgen, das bei einem erfolgreichen Deal einen rund achtprozentigen Anteil an der Euronext erhalten könnte. Zudem könnte sich die in Mailand ansässige Bank Intesa Sanpaolo der Bietergruppe noch anschliessen und bei einem Zustandekommen der Transaktion ebenfalls einen Euronext-Anteil erhalten, hatte Bloomberg bereits im August berichtet.

Auch der Rivale Deutsche Börse soll den Angaben zufolge bei einem möglichen Verkauf eine Offerte für die Borsa Italiana vorbereiten. Endgültige Entscheidungen darüber seien aber noch nicht getroffen, beide Seiten könnten sich auch gegen ein Angebot entscheiden.

Auch Six interessiert

Ausserdem könnten auch noch weitere Bieter für die Borsa Italiana auf den Plan treten, hiess es weiter. Als weiterer Interessent für die Borsa Italiana wird die Schweizer Börse Six Swiss Exchange gehandelt

Sowohl die Aktien der Deutschen Börse als auch jene der Euronext und LSE reagierten kaum auf die Nachrichten und waren am Mittag weitgehend unverändert.

Die betroffenen Unternehmen wollten sich zu dem Bericht nicht äussern. Die Borsa Italiana mit der zu ihr gehörenden Plattform für den Handel von Staatsanleihen MTS wird in Italien als strategisches Anlageobjekt angesehen.

Ende Juli hatte die London Stock Exchange (LSE) angekündigt, dass im Zusammenhang mit der Prüfung der Refinitiv-Übernahme durch die Europäische Kommission Gespräche über den Verkauf der Plattform MTS oder des italienischen Börsenbetreibers im Ganzen begonnen wurden. Dies müsse aber nicht heissen, dass es auch zu einer Transaktion komme.

Die Deutsche Börse will grundsätzlich vor allem aus eigener Kraft wachsen, setzt jedoch auch auf Übernahmen. Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer will aber vor allem das Geschäft ausserhalb des Aktiensegments wie etwa den Devisenhandel ausbauen, um die Abhängigkeit von den Schwankungen im Aktiengeschäft zu verringern./eas/men/fba