FRANKFURT (awp international) - Die Deutsche Börse hat in den ersten Monaten 2021 weniger umgesetzt und verdient als ein Jahr zuvor. Grund dafür ist vor allem das starke Ergebnis im ersten Quartal 2020, als der Börsenbetreiber von den Folgen des Corona-Crashs profitiert hatte. Dieser trieb das Handelsvolumen und vor allem den Absicherungsbedarf von Investoren nach oben. Trotz der Rückgänge beim Umsatz und Ergebnis, die etwas geringer als von Experten erwartet ausfielen, sieht sich der Konzern weiter auf Kurs zu seinen Wachstumszielen 2021 sowie bis 2023.

"Auch wenn das erste Quartal wegen des Covid-19-bedingten ausserordentlich starken Vorjahresquartals schwächer ausfiel, befinden wir uns vollumfänglich auf dem Wachstumspfad unserer Mittelfristprognose", sagte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer in einer am Mittwochabend in Frankfurt veröffentlichten Mitteilung. Da wir diese Entwicklung bei der Prognose für das laufende Geschäftsjahr antizipiert haben, sind wir auch zuversichtlich, unsere Wachstumsziele 2021 zu erreichen."

Im Rahmen der im vergangenen Herbst vorgestellten Strategie "Compass 2023" sollen die Nettoerlöse im laufenden Jahr auf rund 3,5 Milliarden Euro zulegen. Das wäre ein Plus von knapp zehn Prozent. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet das Management im laufenden Jahr mit einem Anstieg auf rund 2 Milliarden Euro nach knapp 1,9 Milliarden Euro 2020.

Bis 2023 sollen die Erlöse dann auf rund 4,3 Milliarden Euro steigen. Dieses Plus soll rund zur Hälfte aus Übernahmen kommen. Für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wurde zwar kein absolutes Ziel ausgegeben. Doch ausgehend vom 2020er-Referenzwert, dem angepeilten Plus von zehn Prozent pro Jahr und der Aussage, dass die Marge stabil bleiben soll, ergäbe dies 2023 rechnerisch ein Ebitda von rund 2,5 Milliarden Euro.

Im ersten Quartal seien die Nettoerlöse im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf 855 Millionen Euro gefallen Den Gegenwind durch die Marktlage konnte die Deutsche Börse zum Teil durch Wachstum in nicht direkt von der Entwicklung an der Börse betroffenen Bereichen und Übernahmen kompensieren. Beim Ebitda habe der Rückgang zwölf Prozent auf 521 Millionen Euro betragen

Unter dem Strich stand ein Gewinn von 317 Millionen Euro und und damit 14 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Deutsche Börse übertraf damit bei allen wichtigen Kennziffern die durchschnittliche Prognose der Analysten - dies ist aber zum Teil auch auf Sondereffekte zurückzuführen. Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten zunächst dennoch nicht gut an. Die Aktie lag am Donnerstagmorgen in den ersten Handelsminuten 0,9 Prozent im Minus.

Der Jahresstart der Deutschen Börse fiel nach Einschätzung des JPMorgan-Experten Gurjit Kambo alles in allem wie erwartet aus, auch wenn die Ergebnisse über den Analystenerwartungen gelegen hätten. Dies sei aber zum Teil auf Einmaleffekte wie einer Erstattung von Rechtskosten zurückzuführen, schrieb er in einer Studie. Alles in allem sei das Unternehmen gut aufgestellt, trotz der Rückgänge im ersten Quartal die Wachstumsziele im laufenden Jahr zu erreichen.

Der seit 2018 amtierende Unternehmenschef Theodor Weimer hat den Börsenbetreiber zuletzt durch Übernahmen breiter aufgestellt, um unabhängiger von den Schwankungen an den Aktien- und Derivatemärkten zu werden. So sicherte er sich im Herbst vergangenen Jahres für rund 1,5 Milliarden Euro die Mehrheit am Stimmrechtsberater ISS, der institutionellen Investoren Daten und Dienstleistungen im Bereich Unternehmensführung liefert./zb/eas/jha/