FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer will mit einem Mix aus Wachstum im bestehenden Geschäft und Übernahmen seinen zuletzt erfolgreichen Kurs fortsetzen. Erlöse und Gewinn sollen in den kommenden Jahren jeweils zweistellig zulegen, sagte der seit Anfang 2018 amtierende Konzernchef bei der Vorlage seiner neuen Strategie mit dem Namen "Compass 2023". "Die langfristigen Trends an den Finanzmärkten unterstützen unser solides Wachstum. Sie werden durch Corona nicht wirklich berührt. Corona hat für uns eher zyklischen Charakter."

"Compass 2023 gibt unsere strategische Richtung für die kommenden Jahre vor, die klar auf profitables Wachstum ausgelegt ist", sagte er. "Unsere 10-Prozent-Wachstumsformel heißt: 10 Prozent Wachstum pro Jahr, sowohl bei Umsatz als auch Gewinn über den Zeitraum 2020 bis 2023." Als Umsatzziel nannte Weimer in der Präsentation einen Wert von 4,3 Milliarden Euro. Der Umsatzanstieg soll rund zur Hälfte aus Übernahmen (M&A) kommen. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird explizit kein Ziel genannt.

Ausgehend vom 2019er-Referenzwert, dem angepeilten Plus von zehn Prozent pro Jahr und der Aussage, dass die Marge stabil bleiben soll, ergibt dies im Jahr 2023 einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von knapp 2,5 Milliarden Euro. Von Bloomberg erfasste Experten haben bisher sowohl beim Erlös als auch operativen Ergebnis einen niedrigeren Wert auf dem Zettel. An der Börse gaben die 2023er-Ziele allerdings keinen weiteren Aufwind, nachdem die Aktie bereits zuvor nach der Ankündigung einer Übernahme deutlich zugelegt hatte.

Zu den wichtigsten Wachstumstreibern zählen Weimers Worten zufolge aktuelle Kapitalmarkttrends wie die Entwicklung vom außerbörslichen zum börslichen Handel, die mit der Abkürzung ESG (Environment, Social, Governance Nachhaltigkeitsrends bei Anlageentscheidungen, die zunehmende Bedeutung der Buy-Side, passive Investments und die Digitalisierung des Finanzsektors. "Wir setzen unsere Strategie des kontinuierlichen organischen Wachstums fort und haben vor, das akquisitorische Wachstum eher noch zu beschleunigen."

"Beim M&A-Wachstum werden wir aber immer auch ein Augenmerk auf eine hohe Profitabilität legen - das liegt in unserer DNA", sagte Weimer. "Während das organische Wachstum der Nettoerlöse durch ein breites Spektrum von Initiativen in allen Geschäftsbereichen vorangetrieben wird, zielt das Wachstum durch M&A auf sechs Bereiche ab: Index und Analytik, ESG, Rohstoffe, Devisen, festverzinsliche Wertpapiere und Investment Fund Services." Um das organische Wachstum zu ermöglichen, will die Deutsche Börse auch weiter investieren. Deshalb wird ein Anstieg der operativen Kosten erwartet./zb/men/jha/