London (Reuters) - Der Börsenbetreiber London Stock Exchange (LSE) richtet sich verstärkt auf das Geschäft mit Daten und Informationen aus.

Nach der milliardenschweren Übernahme des Informationsanbieters Refinitiv bündelt der Traditionskonzern seine Aktivitäten rund um das lukrative Datengeschäft. So würden die für das britische Börsenbarometer FTSE 100 bekannte Indexsparte FTSE Russell sowie die meisten Informationsdienste im Konzern in eine neu geschaffene Daten- und Analyse-Abteilung eingegliedert, teilte das Unternehmen am Freitag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2020 mit. Der Rivale der Deutschen Börse steigerte seinen Gewinn, blieb aber für 2021 eine ausführliche Prognose schuldig. Die Aktie fiel.

Die Integration von Refinitiv schreite voran, erklärte LSE-Chef David Schwimmer. Erst Ende Januar hatte sein Konzern die 27 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Gemeinschaftsfirma von US-Finanzinvestor Blackstone und Datenanbieter Thomson Reuters, zu der auch die Nachrichtenagentur Reuters gehört, in trockene Tücher gebracht. Mit Refintiv wird die in mehr als 70 Ländern vertretene LSE zu einem der wichtigsten Anbieter im Datengeschäft und verringert ihre Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Aktienhandel.

Schon im vergangenen Jahr war die Informations- und Indexsparte FTSE Russell zusammen mit dem Clearing-Geschäft Wachstumstreiber bei der LSE. Die Einnahmen des Konzerns erhöhten sich um drei Prozent auf 2,1 Milliarden Pfund (rund 2,4 Milliarden Euro), der bereinigte Betriebsgewinn stieg um fünf Prozent auf 1,1 Milliarden Pfund (rund 1,3 Milliarden Euro). Die Deutsche Börse hatte vor gut drei Wochen einen um zehn Prozent höheren bereinigten Überschuss von 1,25 Milliarden Euro ausgewiesen.

Die LSE kündigte eine Dividende von 51,7 Pence je Aktie an - sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Dies spiegele die "gute Leistung und den zuversichtlichen Ausblick" wider. Doch am Aktienmarkt konnte der selbst im FTSE 100 notierte Konzern nicht punkten: Der Kurs gab 7,5 Prozent nach.

Offenbar zweifelten Investoren an den ehrgeizigen Wachstumszielen des Unternehmens nach der Refinitiv-Übernahme, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Citi-Händlern fehlte eine konkrete Aktualisierung bestehender Finanzziele, zudem werde mit überraschend hohen Kosten kalkuliert. "In der Summe eine enttäuschende Bilanz."

Thomson Reuters, die Muttergesellschaft der Nachrichtenagentur Reuters, hält nach der Refinitiv-Übernahme durch die LSE einen 15-prozentigen Anteil an dem Börsenbetreiber.