-- Corona hat zyklischen Charakter für Deutsche Börse

-- keine transformatorischen Deals

-- ESG ist wichtige neue Assetklasse

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Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Deutsche Börse will in Zukunft noch stärker durch Unternehmensübernahmen wachsen. Wie der Börsenbetreiber bei der Vorstellung der neuen Wachstumsinitiative "Compass 2023" im Rahmen des Investorentages ankündigte, sollen die Nettoerlöse bis 2023 jährlich um 5 Prozent durch M&A-Aktivitäten wachsen.

Neben Umsatzzuwächsen aus Übernahmen sollen die Erlöse annualisiert um 5 Prozent durch strukturelles, also organisches, Wachstum zulegen. Dadurch ergibt sich ein Gesamtziel für das Umsatzwachstum in den kommenden Jahren von 10 Prozent jährlich. Diese Prognose enthält keine Annahmen über zyklische Wachstumsbeiträge.

Mit Blick auf die Ergebnisentwicklung strebt die Deutsche Börse ein Wachstum des EBITDA von rund 10 Prozent sowie ein Plus von 10 Prozent beim Gewinn je Aktie annualisiert an. Die EBITDA-Marge dürfte sich in den kommenden Jahren stabil entwickeln. Die Entwicklung der Kosten soll sich am strukturellen Wachstum orientieren. Das Jahr 2021 werde vermutlich kaum zyklischen Rückenwind bieten, die strukturellen Trends seien aber voll intakt.


   Deutsche-Börse-Aktie soll als Wachstumspapier wahrgenommen werden 

"'Compass 2023' gibt unsere strategische Richtung für die kommenden Jahre vor, die klar auf profitables Wachstum ausgelegt ist", so Börsenchef Theodor Weimer. Die langfristigen Trends an den Finanzmärkten unterstützten das solide Wachstum des Unternehmens. "Sie werden durch Corona nicht wirklich berührt. Corona hat für uns eher zyklischen Charakter", hieß es weiter.

Festhalten will die Deutsche Börse auch an ihren Investitionen etwa in Cloud- oder Blockchain-Technologien. Wie Weimer weiter erklärte, soll die Aktie der Deutschen Börse als Wachstumspapier von den Anlegern wahrgenommen werden.

Weimer hob die Bedeutung von ESG hervor, also Aspekte wie Umwelt, Soziales und Corporate Governance bei Investitionen. Dabei handele es sich um eine sehr wichtige neue Assetklasse. Weitere aktuelle Kapitalmarktrends seien die Entwicklung vom außerbörslichen zum börslichen Handel, die zunehmende Bedeutung der Buy-Side, passive Investments und die Digitalisierung des Finanzsektors.


   Cash-Reserven nach ISS-Kauf reduziert 

Während das organische Wachstum der Nettoerlöse durch ein breites Spektrum von Initiativen in allen Geschäftsbereichen vorangetrieben werden soll, ziele das Wachstum durch M&A auf sechs Bereiche ab: Index und Analytik, ESG, Rohstoffe, Devisen, festverzinsliche Wertpapiere und Investment Fund Services.

Die Deutsche Börse hat am Vorabend völlig überraschend den Kauf von 80 Prozent an Institutional Shareholder Services Inc (ISS) für umgerechnet 1,54 Milliarden Euro bekannt gegeben. ISS ist neben Governance-Lösungen und Analytik besonders im Geschäft um ESG-Anlagekriterien aktiv.

Die Eschborner suchen weiter nach geeigneten Übernahmekandidaten, allerdings schloss Weimer erneut transformatorische Übernahmen aus. Nach dem Kauf von ISS habe sich die für M&A-Aktivitäten zur Verfügung stehende Liquidität auf mehrere hundert Millionen Euro reduziert, diese Cash-Position werde sich aber rasch wieder füllen.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/raz

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November 18, 2020 10:35 ET (15:35 GMT)