Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer hält sich einen Wechsel an die Spitze des Deutsche-Bank-Aufsichtsrats offen.

Solange er Deutsche-Börse-Chef sei, werde er nicht Vorsitzender des Kontrollgremiums der Deutschen Bank, sagte Weimer am Dienstag auf der Hauptversammlung des Börsenkonzerns. "Alles andere ist Spekulation." Der 60-Jährige gilt als heißer Kandidat für die Nachfolge von Paul Achleitner, wenn dieser 2022 die Deutsche Bank verlässt. Weimer soll am Mittwoch in den Aufsichtsrat des Kreditinstituts gewählt werden.

Weimers Vertrag wurde zwar Anfang des Jahres bis Ende 2024 verlängert, doch schloss der gebürtige Franke einen vorzeitigen Abgang nicht aus. "Sie dürfen davon ausgehen, dass ich derzeit natürlich plane, meinen Vertrag bis zum Ende der regulären Vertragslaufzeit zu erfüllen", sagte Weimer. Gleichzeitig fügte er hinzu: "Ich bin lange genug im Geschäft, zu wissen, dass die Ausübung des Amtes nicht nur von mir sondern auch von anderen Faktoren abhängt - wie Erfolg, einem glücklichen Händchen, der Zustimmung zu meiner Arbeit und dergleichen mehr." Entscheidend sei unter anderem auch die Unterstützung der Aktionäre und des Aufsichtsrats.

Mehr als 99 Prozent der Aktionäre sprachen sich zwar für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat aus, dennoch kassierten Weimer und seine Vorstandskollegen auf der Hauptversammlung einen Dämpfer. Das neue Vergütungssystem für den Vorstand wurde zwar verabschiedet, doch stimmten nur gut 65 Prozent der Anleger dafür. Wichtige Investoren wie die Fondsgesellschaften DWS und Union Investment kritisierten, dass es nicht transparent genug sei.

BÖRSE SCHLIESST MEGA-ÜBERNAHMEN WEITERHIN AUS

Obwohl die Deutsche Börse in den vergangenen Jahren durch mehrere Übernahmen und Marktanteilsgewinne gewachsen ist und die Aktie der Börse nahe dem im Februar Rekordhoch notiert, sind nicht alle Anleger zufrieden. "Als Aktionär wollen wir vor allem, dass die Aktienkursentwicklung endlich dauerhaft mithalten kann mit den anderen führenden Börsenbetreibern", sagte Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment. 2019 habe die Londoner Börse LSE der Deutschen Börse mit der besseren Kursentwicklung und der Übernahme des Datenanbieters Refinitiv die Show gestohlen. Durch die 27 Milliarden Dollar schwere Refinitiv-Übernahme wächst die LSE nicht nur kräftig, sondern schnappte der Börse auch die Devisenhandelsplattform FXall weg.

Solche Mega-Deals schließt Weimer trotz des erheblichen Konsolidierungsdrucks in der Branche aber weiter aus. "Transformatorische Fusionen stehen nicht auf unserer Tagesordnung", sagte er. Gleichwohl setzt der Börsenchef bei der neuen Strategie, die er im vierten Quartal präsentieren will, verstärkt auf Übernahmen. "Zukäufe werden dabei eine wichtige Rolle spielen."

Überwachen wird die Strategie künftig der IBM-Manager Martin Jetter, der zum neuen Aufsichtsratschef gewählt wurde. Der 61-Jährige tritt die Nachfolge von Joachim Faber an, der sein Amt mit dem Ende der Hauptversammlung niederlegte. Der 70-Jährige stand seit 2012 an der Spitze des Kontrollgremiums.