Wie das Unternehmen am Mittwochabend mitteilte, wird Mitte des Jahres Stephan Leithner, bis 2015 Personalvorstand bei der Deutschen Bank und seitdem für die Private-Equity Gesellschaft EQT tätig, in den Vorstand der Börse einziehen. Der 51 Jahre Investmentbanker wird künftig für das lukrative Daten- und Indexgeschäft des Börsenbetreibers ebenso verantwortlich sein wie für die Abwicklungs- und Verwahrtochter Clearstream.

Der gebürtige Österreicher Leithner kennt die Börse schon lange, unter anderem als deren Berater bei Fusionsvorhaben. Er hatte die Deutsche Bank wenige Monate, nachdem sich das Institut vom damaligen Chef Anshu Jain getrennt hatte, verlassen. Er war zuvor im Bericht der Finanzaufsicht BaFin zur Affäre um die Manipulation des Libor-Referenzzinssatzes belastet worden.

Leithner war Mitte 2012 in den Vorstand der Deutschen Bank aufgerückt und dort für Personal, gute Unternehmensführung, die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften sowie den Kampf gegen Finanzkriminalität zuständig. Zudem leitet er das Europa-Geschäft der Bank außerhalb Deutschlands. Das Rechtsressort hatte er 2014 abgegeben. Der Aufstieg in den Vorstand galt als Lohn für Leithners Erfolge als Investmentbanker.

Börsenchef Theodor Weimer, der zum Jahreswechsel seinen über eine Insider-Affäre gestolperten Vorgänger Carsten Kengeter abgelöst hatte, krempelt in den kommenden Monaten den gesamten Vorstand des Unternehmens um und erhöht die Zahl der Mitglieder von fünf auf sechs. Da Andreas Preuß und Jeffrey Tessler demnächst ausscheiden, ziehen der Chef der Derivatebörse Eurex, Thomas Book (46), und Christoph Böhm (51), der vom Softwarehersteller SAP kommt, in den Vorstand ein. Böhm wird IT-Chef, Book wird für das gesamte Handelsgeschäft außer dem Kassamarkt und das Clearing zuständig sein.

Weiterhin dem Top-Management angehören werden neben Weimer und dem langjährigen Finanzchef Gregor Pottmeyer auch die einzige Frau in dem Gremium, Hauke Stars. Die 50jährige soll weiterhin das Kassageschäft, also die eigentliche Frankfurter Börse, leiten. Mit der Einführung der paritätischen Mitbestimmung zur Hauptversammlung im Mai wird sie zudem Arbeitsdirektorin des Finanzkonzerns.

Wie die Börse in einer separaten Mitteilung erklärte, sind die Geschäfte im ersten Quartal wegen der wieder stärkeren Schwankungen an den Finanzmärkten, von denen das Unternehmen profitiert, gut gelaufen. Die Nettoerlöse stiegen binnen Jahresfrist um elf Prozent auf 692 Millionen Euro, der operative Gewinn zog um 15 Prozent auf 438 Millionen Euro an. Finanzchef Pottmeyer äußerte sich zufrieden: "Im ersten Quartal 2018 haben sowohl anhaltendes strukturelles Wachstum als auch eine Verbesserung des zyklischen Umfelds zu deutlichem Nettoerlöswachstum geführt." Die Börse liege damit deutlich über der für das Gesamtjahr ausgegebenen Prognose von mindestens zehn Prozent Ergebniswachstum.

Bis 2020 will der Dax-Konzern sein Ergebnis jährlich um 10 bis 15 Prozent steigern, die Erlöse pro Jahr um mindestens fünf Prozent. Zudem will Weimer in diesem, im nächsten und im übernächsten Jahr die Kosten des laufenden Geschäfts um jeweils 100 Millionen Euro senken. Um dieses Ziel im Rahmen der "Roadmap 2020" zu erreichen, würden Einmalkosten in Höhe von 200 Millionen Euro zu Buche schlagen, die zum größten Teil noch im laufenden Jahr anfallen werden. Weimer will das Unternehmen auf Wachstum trimmen und verstärkt in den Einsatz neuer Technologie investieren. Zusätzliches Personal soll ebenfalls eingestellt werden. Details seiner neuen Strategie will Weimer Ende Mai auf einem Investorentag präsentieren.