Faber solle allerdings als "Teil einer geordneten Übergabe des Vorsitzes des Aufsichtsrats" auf dem Aktionärstreffen wiedergewählt werden, teilte Hermes am Dienstag mit. Da derzeit kein Nachfolgekandidat offensichtlich sei, sei ein Verbleib Fabers zunächst wichtig für die Kontinuität an der Spitze des Kontrollgremiums.

"Gleichzeitig verlangen wir von Herrn Faber, dass er nicht für volle drei Jahre im Amt bleibt. Wir erwarten, dass er bis zur Hauptversammlung 2019 Klarheit über seine Nachfolge schafft", heißt es in der Mitteilung von Hermes. Faber stellt sich für eine weitere Amtszeit von drei Jahren zur Wahl, steht allerdings nach der geplatzten Fusion mit der Londoner Börse LSE im vergangenen Jahr und seinem Umgang mit der Insideraffäre des später zurückgetretenen Kengeter unter Druck.

"ZU LANGE FESTGEHALTEN"

Hermes erklärte, Faber habe nicht nur das strittige Bonus-Modell speziell für Kengeter abgenickt, das letztendlich die Insideraffäre ins Rollen brachte. Er habe zu lange an dem ehemaligen Top-Manager festgehalten. Kengeter hatte im Herbst seinen Hut genommen, nachdem die Finanzaufsicht BaFin und die hessische Börsenaufsicht Druck gemacht hatten und das Amtsgericht Frankfurt einen Deal Kengeters mit der Staatsanwaltschaft nicht gebilligt hatte. Das Verfahren gegen den Manager dauert an.

Seit Januar hat der frühere Investmentbanker und Deutschland-Statthalter der italienischen Großbank Unicredit, Theodor Weimer, auf dem Chefsessel des Börsenbetreibers mit Sitz in Eschborn vor den Toren Frankfurts Platz genommen. Es wird erwartet, dass er bei der Hauptversammlung nur überschaubare Einblicke in seine neue Strategie geben wird; dafür wurde für extra ein Investorentag am 30. Mai anberaumt. In seinen ersten Monaten als Chef hat Weimer bereits damit begonnen, die Führung des Börsenbetreibers auf sich zuzuschneiden. Dies geht unter anderem mit einem Umbau des Vorstands einher, in den etwa der frühere Deutsche-Bank-Top-Manager Stephan Leithner einziehen soll.

Die Börse wollte sich nicht zu den Empfehlungen von Hermes äußern. Stimmrechtsberater wie Hermes, ISS oder Glass Lewis sind eine nicht unwichtige Größe bei Hauptversammlungen von Unternehmen, da viele Fonds und Großanleger aus den USA und Großbritannien ihrem Rat folgen. ISS und Glass Lewis hatten bereits in den vergangenen Tagen erklärt, sie würden den Aktionären empfehlen, Kengeter nicht zu entlasten. Glass Lewis will zudem, dass die Hauptversammlung auch Faber die Entlastung verweigert und fordert wie Hermes, dass dieser im kommenden Jahr seinen Posten räumt.

Die deutsche Fondsgesellschaft Union Investment, die zu den größeren Aktionären der Börse gehört, will hingegen Vorstand und Aufsichtsrat entlasten. "Wir wollen damit honorieren, dass es in einem äußerst turbulenten Jahr gelungen ist, das Unternehmen auf Kurs zu halten", sagte Fondsmanager Ingo Speich dem "Spiegel". Nach dem Wechsel des Vorstandschefs würde ein zeitlicher Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats das Unternehmen zudem "nicht stärken, sondern schwächen".