Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Börse dürfte einen holprigen Jahresstart hinlegen. Das liegt weniger an fundamentalen Schwächen, sondern am Wegfall des pandemiebedingten zyklischen Rückenwinds aus dem Vorjahr. Der Covid-19-bedingte Einbruch an den Börsen hatte vor einem Jahr einen massiven Anstieg der Handelsvolumina und einen gestiegenen Absicherungsbedarf bei den Anlegern zur Folge. Dieser Sonderfaktor hat stark an Bedeutung verloren. Damit bleiben Fusionen und Übernahmen zur Stärkung des Wachstums für die Eschborner ein Top-Thema im laufenden Jahr.
Die Deutsche Börse wird die Geschäftszahlen am kommenden Mittwoch, dem 21. April, veröffentlichen, voraussichtlich nach Börsenschluss gegen 19 Uhr.
WORAUF DIE ANLEGER ACHTEN WERDEN:
1. ZAHLEN - Mit der Stabilisierung an den Finanzmärkten hat sich auch das Geschehen bei der Deutschen Börse beruhigt. Die wichtigsten Sparten Eurex sowie Clearstream dürften im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum daher deutlich geschrumpft sein. Stabile oder gar günstige Entwicklungen in anderen Bereichen werden nicht ausreichen, um die Rückgänge auch nur annähernd auszugleichen. Entsprechend sollte sich die Entwicklung in einem starken Rückgang der Nettoerlöse und entsprechend der Ergebnisseite auf Konzernebene widerspiegeln.
Die Anleger sind vorgewarnt. Bereits auf der Bilanzpressekonferenz hatte Börsen-Chef Theodor Weimer darauf hingewiesen, dass das Unternehmen an die volatilitätsbedingten Höhenflüge vom ersten Quartal des Vorjahres nicht werde anknüpfen können. Analysten gehen davon aus, dass die Volatilität an den Finanzmärkten dank der lockeren Geldpolitik der Notenbanken und der fortschreitenden Impfkampagnen im weiteren Jahresverlauf tendenziell weiter fallen wird, und damit auch der zyklische Rückenwind.
2. AUSBLICK - Die Deutsche Börse geht davon aus, dass sich die Wachstumsdynamik im weiteren Jahresverlauf verbessern wird. Dabei soll vor allem das strukturelle Wachstum helfen. Es ist davon auszugehen, dass die Eschborner trotz des nachgelassenen zyklischen Rückenwinds die Jahresziele mit Bekanntgabe der Erstquartalszahlen betätigen werden. Das Unternehmen peilt 2021 ein Wachstum der Nettoerlöse auf rund 3,5 Milliarden Euro sowie einem Anstieg des berichteten EBITDA auf rund 2 Milliarden Euro an.
3. M&A - Unternehmenskäufe zur Stärkung des strukturellen Wachstums werden ein wichtiger Teil der Unternehmensstrategie bleiben. Mit dem jüngsten milliardenschweren Kauf von ISS hat sich die Deutsche Börse bereits einen wichtigen Umsatzbringer für die kommenden Jahre eingekauft. Weitere Käufe sind allerdings nötig. Den Eschbornern wird ein Interesse an den Fondsplattformen Allfunds sowie MFEX nachgesagt. Die Kaufpreise werden auf 3,5 Milliarden bzw 700 Millionen Euro geschätzt.
Der Börsenbetreiber will primär in den Bereichen Index und Analytik, ESG, Rohstoffe, Devisen, festverzinsliche Wertpapiere und Investment Fund Services zukaufen. Nachdem die für Unternehmenskäufe zur Verfügung stehende Liquidität durch den Kauf von ISS arg geschrumpft ist, sollen bis Jahresende wieder 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Übernahmen in einer Größenordnung wie etwa den Kauf von Refinitiv durch die London Stock Exchange hat die Deutsche Börse ausgeschlossen.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und Gesamtjahr 2021:
=== . PROG PROG PROG 1. QUARTAL 1Q21 ggVj Zahl 1Q20 Nettoerlöse 837 -9% 14 915 Operative Kosten 352 +11% 13 318 EBITDA 499 -16% 13 593 Ergebnis nach Steuern 304 -20% 2 381 Ergebnis je Aktie 1,60 -20% 14 2,00 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj21 ggVj Zahl Gj20 Nettoerlöse 3.487 +9% 14 3.214 Operative Kosten 1.543 +13% 12 1.369 EBITDA 1.988 +6% 13 1.869 Ergebnis nach Steuern 1.155 +3% 7 1.125 Ergebnis je Aktie 6,31 +7% 14 5,89 Dividende je Aktie 3,20 +7% 14 3,00 ===
- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens und Factset - Prognosen zusammengestellt zwischen dem 7. und 15. April
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/sha
(END) Dow Jones Newswires
April 19, 2021 09:00 ET (13:00 GMT)