München (Reuters) - In Deutschland dürfte bald wieder ein milliardenschweres Paket von Lebensversicherungen auf den Markt kommen.

Der Schweizer Versicherungskonzern Zurich will sich von einem Teil seiner Altbestände an klassischen Leben-Policen trennen, die zumeist unter der Marke Deutscher Herold verkauft wurden. Zurich konzentriert sich auf fondsbasierte Policen, die für 80 Prozent des Neugeschäfts stehen. "Deshalb suchen wir für einen Teil des Portfolios an hochverzinsten Verträgen nach einer Lösung", sagte ein Zurich-Sprecher am Freitag in Köln der Nachrichtenagentur Reuters. Klassische Verträge mit lebenslangen Garantien spielen zwar im Neugeschäft bei Zurich keine Rolle mehr, machen aber einen großen Teil des Bestandes von 2,88 Millionen Verträgen aus.

Offenbar kommt auch ein Verkauf an einen Bestandsabwickler in Frage. "Wir prüfen auch Optionen dahingehend, ob diesen Teilen des Portfolios, die wir als strategisch weniger relevant betrachten, von einem potenziellen Interessenten eine größere strategische Bedeutung beigemessen würde", sagte der Zurich-Sprecher. Der Branchennewsletter "Versicherungsmonitor" hatte zuerst über die Pläne berichtet. Zurich-Chef Mario Greco hatte im August einen möglichen Bestandsverkauf in Deutschland für das kommende Jahr in Aussicht gestellt - zwingend sei er aber nicht. In Italien sind entsprechende Pläne weit fortgeschritten.

In Deutschland sind drei Gesellschaften als Abwickler aktiv: Viridium, Frankfurter Leben und Athora. Viridium, die mehrheitlich dem Finanzinvestor Cinven gehört, und Athora wollten sich nicht äußern, Frankfurter Leben war zunächst nicht erreichbar.

Viridium hatte vor zweieinhalb Jahren 3,8 Millionen Verträge der italienischen General mit Kapitalanlagen von rund 37 Milliarden Euro übernommen. Das war der mit Abstand größte Verkauf eines Altbestandes, von denen in Deutschland erst rund ein halbes Dutzend an Bestandsmanager weitergereicht wurden. Ein Verkauf des Altbestandes von Zurich würde Analysten zufolge eine ähnliche Größenordnung erreichen. Deren Garantiepolicen machten 60 Prozent des Gesamtbestandes an Rückstellungen aus, rund 28 Milliarden Euro, rechnete Michael Huttner von der Investmentbank Berenberg vor.

Langfristige Zinsgarantien, die die Lebensversicherer in der Vergangenheit ihren Kunden gegeben haben, binden angesichts der der Dauerniedrigzinsen viel Kapital. Zurich könne mit einem Verkauf zwischen 3,0 und 3,5 Milliarden Euro Kapital freisetzen, das anderswo lukrativer nutzbar wäre, schrieb Huttner. Abwickler nutzen bei der Bündelung von Altbeständen Größenvorteile, die zu mehr Effizienz führen, teilweise auch größere Freiheiten bei der Kapitalanlage. Einige Lebensversicherer wie die Ergo wickeln ihre Altbestände intern ab, andere sichern ihre Risiken durch Rückversicherer ab.

Zurich hatte den Deutschen Herold 2002 von der Deutschen Bank übernommen. Das Geldhaus vertreibt immer noch Zurich-Policen. Die Zusammenarbeit war erst vergangenes Jahr bis 2032 verlängert und auf die Tochter Postbank erweitert worden.