Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die russische Teilmobilmachung verschreckt am Mittwoch die Anleger an den europäischen Märkten. Am deutschen Aktienmarkt kann der DAX die wichtige 12.600er Marke nicht mehr verteidigen, er fällt um 0,6 Prozent auf 12.591 Punkte und markiert den tiefsten Stand seit Mitte Juli. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,6 Prozent auf 3.445 Punkte nach. Unter Druck gerät auch der Euro, der auf knapp 99 Dollar-Cent fällt. Die Ölpreise ziehen etwas an. Der Goldpreis kann sich allerdings nur geringfügig erholen, laut Marktteilnehmern ein Zeichen, dass die Entwicklung in Russland nicht mehr wirklich überrascht.

Auf der Verliererseite stehen zunächst die Reise- und Freizeit-Aktien, die Automobiltitel und die Technologie-Aktien mit Abschlägen ihrer Stoxx-Branchenindizes um bis zu 1,6 Prozent. Dagegen gewinnt der Stoxx-Subindex der Öl- und Gaswerte 2 Prozent, auch Aktien der rohstoffnahen Basic Resources stehen auf der Gewinnerseite.

Im DAX verlieren Deutsche Post 3 Prozent, Deutsche Bank 2,3 Prozent und Zalando 2,5 Prozent. Im MDAX steigen Rheinmetall um 6,5 Prozent, im SDAX ziehen Hensoldt um 5,9 Prozent an.

"Der DAX hat jetzt die Tiefs vom Monatsanfang unterschritten und geht auf Tuchfühlung zum Jahrestief knapp unter der Marke von 12.400 Punkten", sagt Jochen Stanzl von CMC Markets. "Keine gute Ausgangslage an einem Tag, an dem die US-Notenbank die Leitzinsen zum dritten Mal seit Juni um 75 Basispunkte anheben dürfte, es wäre damit die größte Serie von Zinserhöhungen seit 1994", ergänzt er.


   Dritte Zinserhöhung in Folge um 75 Basispunkte erwartet 

Denn die Blicke richten sich auch bereits auf die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank (Fed) am Abend. "Die 0,75 Prozent sind an den Märkten eingepreist", sagt Thomas Altmann von QC Partners. "Eine noch größere Erhöhung um ein volles Prozent würde sicherlich Schockwellen durch die Märkte schicken", warnt er.

Mindestens so wichtig wie die geldpolitische Entscheidung selbst dürfte auch der Ausblick auf das weitere Vorgehen werden. "Die Botschaft der Fed wird sich wahrscheinlich sehr schnell von einem Leitzins von 4,00 Prozent in Richtung 4,50 Prozent und vielleicht sogar höher verlagern", so Aneta Markowska, Chefvolkswirtin bei Jefferies, in einer Mitteilung an Kunden.

Für die Märkte wird die Inflation und die Inflationsbekämpfung durch die Notenbanken immer mehr zum Problem. "Die hohen Energiepreise treiben nicht nur die Inflation, sondern sie zwingen die europäische und damit auch die deutsche Industrie langsam, aber sicher in die Knie", so CMC Markets. Die hohen Energiepreise dürften die Unternehmen zwingen, die Produktion zu drosseln und Zehntausende von Mitarbeitern zu entlassen, da sie Preissteigerungen nicht an ihre Kunden weitergeben könnten.

Und gleichzeitig verteuern die steigenden Zinsen die Finanzierungen. Damit schlagen sie ebenfalls unmittelbar auf die Gewinne durch.


   Erholungswelle nach Fed nicht überbewerten - langfristige Investoren Mangelware 

Bei QC Partners heißt es bereits, der Erholungsversuch an den Börsen sei gescheitert. "Der DAX ist zurück in der Tristesse", so Vermögensverwalter Altmann. Sollte sich der Markt nach der Sitzung der US-Notenbank erholen, liege das vermutlich lediglich an terminmarktorientierten Käufen, mit denen Positionen auf fallende Kurse geschlossen würden. Strategische Käufe oder langfristige Investoren seien dagegen Mangelware.


   Uniper wieder unter Druck  - Fortum weiter erholt 

Bei den Einzeltiteln stehen weiter Uniper mit der Verstaatlichung im Blick. Der kurze Erholungsansatz vom Dienstagabend ist vorbei, der Kurs fällt um 19 Prozent auf 3,40 Euro. Denn der Bund zahlt Fortum für dessen Anteil nur 1,70 Euro je Aktie. Fortum können sich trotzdem um weitere 13 Prozent erholen.


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Aktienindex                zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50             3.444,59  -0,6%   -22,50     -19,9% 
Stoxx-50                  3.428,51  -0,1%    -1,89     -10,2% 
DAX                      12.591,48  -0,6%   -79,35     -20,7% 
MDAX                     23.703,69  -0,2%   -55,82     -32,5% 
TecDAX                    2.765,24  -0,4%   -12,44     -29,5% 
SDAX                     11.179,93  -0,5%   -51,34     -31,9% 
FTSE                      7.208,35  +0,2%    15,69      -2,6% 
CAC                       5.946,39  -0,6%   -33,08     -16,9% 
 
Rentenmarkt                zuletzt         absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite         1,85           -0,08      +2,03 
US-Zehnjahresrendite          3,53           -0,04      +2,02 
 
DEVISEN          zuletzt        +/- %   0:00 Uhr  Di, 17:03 Uhr    % YTD 
EUR/USD           0,9913        -0,6%     0,9970         0,9988   -12,8% 
EUR/JPY           142,33        -0,7%     143,30         143,62    +8,8% 
EUR/CHF           1,0340        -0,3%     1,0372         1,0356    -7,6% 
EUR/GBP           0,8737        -0,3%     0,8762         0,8757    +4,0% 
USD/JPY           143,58        -0,1%     143,73         143,75   +24,7% 
GBP/USD           1,1347        -0,3%     1,1379         1,1409   -16,1% 
USD/CNH           7,0602        +0,4%     7,0305         7,0287   +11,1% 
Bitcoin 
BTC/USD        18.907,17        -0,1%  18.921,54      19.057,72   -59,1% 
 
ROHOEL           zuletzt  VT-Settlem.      +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex          86,23        83,94      +2,7%          +2,29   +22,5% 
Brent/ICE          93,18        90,62      +2,8%          +2,56   +26,0% 
GAS                       VT-Settlem.                   +/- EUR 
Dutch TTF         200,63       194,26      +3,3%          +6,37  +226,4% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)     1.671,50     1.664,80      +0,4%          +6,70    -8,6% 
Silber (Spot)      19,39        19,33      +0,3%          +0,07   -16,8% 
Platin (Spot)     935,25       927,45      +0,8%          +7,80    -3,6% 
Kupfer-Future       3,51         3,52      -0,2%          -0,01   -20,7% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

September 21, 2022 03:35 ET (07:35 GMT)