FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Donnerstagmittag etwas leichter. Nach der erwarteten Bestätigung der Geldpolitik durch die US-Notenbank am Vorabend wurden die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz als überraschend falkenhaft eingestuft, was zunächst zu kräftigen Abschlägen bei risikoreichen Vermögenswerten wie Aktien geführt hat. Powell hat eine erste Zinserhöhung für März praktisch angekündigt. Hinzu kam der explizite Hinweis, dass die regelmäßigen Aufkäufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren ebenfalls im März enden. Der neue Konsens für dieses Jahr liegt laut QC Partners nun bei fünf Zinsschritten. Vor der Sitzung waren es nur vier. Powell sei damit zum "Börsenschreck" geworden.

Der DAX gibt um 0,5 Prozent auf 15.387 Punkte nach, nachdem er im Tief bereits bei 15.374 notiert hat. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,4 Prozent auf 4.149 Punkte. Für die zinssensiblen Technologie-Werte geht es um 1,9 Prozent nach unten. Dagegen legt der Banken-Sektor um 2,0 Prozent zu und stellt damit den größten Gewinner. Auch für die Versicherer geht es leicht nach oben. Banken und Versicherer gelten als Gewinner der Fed-Sitzung. "Die Zeit der Nullzinspolitik geht vorbei, und die EZB dürfte der Fed mit Verzögerung folgen", so ein Marktteilnehmer. Von der Fed-Politik profitiert zudem der Dollar, der Euro fällt im Gegenzug deutlich auf 1,1164 Dollar, was an der Börse wiederum als positiv für die europäischen Unternehmen eingestuft wird.


   US-Zinswende kein Grund, Aktien zu verkaufen 

Die DZ Bank sieht in der erwarteten US-Zinswende keinen Grund, Aktien zu verkaufen - weder europäische Zykliker noch US-Technologiewerte. Die vergangenen vier US-Zinsanhebungszyklen hätten gemein gehabt, dass mit der ersten Leitzinsanhebung ein Aktienaufschwung - ganz gleich aus welchen ökonomischen Gründen dieser gelaufen sei und auch ganz gleich wie lange - eine vorübergehende Pause eingelegt habe und sowohl der DAX als auch der S&P-500 fast immer zunächst Kursverluste hätten erleiden müssen.

Diese Verluste konnten jedoch meist über die mehrjährige Dauer eines solchen Zinsanhebungszyklus wieder mehr als wettgemacht werden. Hätte man während dieser Zinsanhebungszyklen Geld in die beiden Indizes investiert, hätte man für den DAX im Schnitt einen jährlichen Kursgewinn von 9,6 Prozent erzielt, so die Analysten.

Den vergangenen US-Zinsanhebungszyklen seien jeweils durch Nachfrage induzierte Bullenmärkte am Aktienmarkt voraus gegangen, die durch die Zentralbankmaßnahmen abgewürgt worden seien, bevor die US-Konjunktur überhitzen konnte. "Die aktuelle wirtschaftliche Situation ist komplett anders. Die Inflation ist angebotsgetrieben aufgrund von Engpässen, die Aktienkurse gedämpft aufgrund konjunktureller Unsicherheiten. Die Fed-Maßnahmen erhalten die Geldwertstabilität und sobald die pandemiebedingten Probleme überwunden sind, entfaltet sich das Wachstum."


   SAP mit deutlichem Minus - Deutsche Bank legen zu 

Kräftig unter Druck stehen SAP (-7,7%) nach finalen Geschäftszahlen zum vierten Quartal. Belastend bei SAP wird an der Börse der Ausblick auf den freien Cashflow eingestuft, der als sehr "konservativ" bezeichnet wird. SAP sieht offiziell einen Wert "über" 4,5 Milliarden Euro, während der Markt schon um 5,3 Milliarden Euro erwartet. Laut Citi entsprechen die Zahlen für das vierte Quartal 2021 weitgehend dem Rahmen der vorab veröffentlichten Daten. Die Nachfragedynamik im Quartal stimme zuversichtlich, so dass die Analysten konstruktive Aussagen zur Entwicklung des Auftragsbestands für Cloud nach 2022 erwarten.

Die Deutsche Bank (+5,7%) hat laut der UBS im vierten Quartal 2021 höhere Einnahmen generiert, doch seien zugleich auch die Kosten gestiegen. Der Ausblick sei "bullisch", nicht nur für die Einnahmenseite. In allen vier Bereichen seien die Einnahmen etwas besser als erwartet ausgefallen - 4 Prozent über Konsens. Die Kosten hätten den Konsenswert um 6 Prozent übertroffen.

Für die Aktie der Deutsche-Bank-Tochter DWS geht es 1,0 Prozent nach oben. Nach Einschätzung der Citigroup hat die DWS starke Viertquartalszahlen vorgelegt. Der Vorsteuergewinn sei dank einer besseren Einnahmeentwicklung klar positiver als erwartet ausgefallen. Positiv heben die Analysten die Zuflüsse im Bereich ESG hervor. Da das Unternehmen bereits Eckdaten veröffentlicht hatte, dürften die Zahlen allerdings die Aktie nicht mehr stärker bewegen.


   Autozulieferer Valeo dank guter Zahlen gesucht 

Sehr gut kommen die Geschäftszahlen des Autozulieferers Valeo im Handel an. Die Aktien steigen um 2,2 Prozent. Valeo habe mit ihren vorgezogenen Zahlen die Berichtssaison gestartet und das gleich noch mit besseren Werten, heißt es von Evercore ISI. Die Ergebnisse zum Gesamtjahr zu Umsatz und EBITDA würden auf eine Marge von 13,4 Prozent hindeuten. Dies wäre fast ein halber Prozentpunkt besser als der Konsens erwartet habe. Insgesamt seien die Daten leicht besser als bei der letzten hauseigenen Prognose aus dem Oktober ausgefallen.

Sartorius fallen auf den tiefsten Stand seit Ende Juni. Die Geschäftszahlen haben zwar die Erwartungen erfüllt. "Die Bewertung ist aber hoch, und nun wird sie mit dem veränderten Zinsausblick angepasst", so ein Marktteilnehmer. Zwar hat Sartorius das Ziel für die EBITDA-Prognose im Jahr 2025 erhöht. "Das ist aber einfach noch zu weit weg", heißt es. Der Kurs fällt um 4,0 Prozent.

Als wesentlich besser als erwartet werden die Geschäftszahlen der Software AG (+3,3%) eingeordnet. "Es scheint, als hätten sie deutliche Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität ergriffen", so ein Händler. Denn während der Umsatz im erwarteten Rahmen lag, hätten die Gewinn-Kennziffern darüber gelegen. Nachdem an der Aktie und ihrer Entwicklung lange herumkritisiert worden sei, könnte dies neuen Auftrieb geben.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.149,20      -0,4%      -15,40      -3,5% 
Stoxx-50                3.732,92      -0,0%       -0,77      -2,2% 
DAX                    15.387,48      -0,5%      -71,91      -3,1% 
MDAX                   32.986,13      -0,4%     -147,91      -6,1% 
TecDAX                  3.354,67      -1,7%      -56,65     -14,4% 
SDAX                   14.926,19      -0,1%      -13,46      -9,1% 
FTSE                    7.507,91      +0,5%       38,13      +1,2% 
CAC                     6.965,49      -0,2%      -16,47      -2,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,06                  +0,02      +0,12 
US-Zehnjahresrendite        1,82                  -0,05      +0,31 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Do, 8:11  Mi, 17:30   % YTD 
EUR/USD                   1,1161      -0,7%      1,1216     1,1282   -1,8% 
EUR/JPY                   128,57      -0,3%      128,59     128,99   -1,8% 
EUR/CHF                   1,0385      +0,0%      1,0375     1,0397   +0,1% 
EUR/GBP                   0,8337      -0,2%      0,8354     0,8347   -0,8% 
USD/JPY                   115,17      +0,4%      114,64     114,34   +0,1% 
GBP/USD                   1,3386      -0,6%      1,3426     1,3515   -1,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,3727      +0,5%      6,3538     6,3280   +0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                36.650,07      +0,4%   36.074,53  38.157,82  -20,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  87,98      87,35       +0,7%       0,63  +17,5% 
Brent/ICE                  90,83      89,96       +1,0%       0,87  +16,5% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.812,65   1.819,52       -0,4%      -6,88   -0,9% 
Silber (Spot)              23,19      23,54       -1,5%      -0,36   -0,5% 
Platin (Spot)           1.030,12   1.037,48       -0,7%      -7,36   +6,1% 
Kupfer-Future               4,46       4,52       -1,2%      -0,05   -0,0% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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January 27, 2022 07:14 ET (12:14 GMT)