Großaktionäre wie die beiden Fondsgesesllschaften Deka und Union Investment stellten sich anlässlich des virtuellen Aktionärstreffens am Donnerstag hinter die Strategie von Vorstandschef Christian Sewing. Auch die Stimmrechtsberater Glass Lewis und Institutional Shareholder Services (ISS) haben in diesem Jahr nichts zu beanstanden. In den vergangenen Jahren hagelte es bei den Hauptversammlungen von Deutschlands größtem Geldhaus oft massive Kritik von Aktionären.

"Ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 hat die Deutsche Bank die Trendwende geschafft", erklärte Portfoliomanagerin Alexandra Annecke von Union Investment am Dienstag. "Wir sehen endlich Licht am Ende des Tunnels." Ihr Kollege Andreas Thomae von Deka Investment pflichtete bei: "Das Management hat in den letzten zwölf Monaten sehr gute Arbeit geleistet." 2020 erwirtschaftete die Deutsche Bank erstmals seit sieben Jahren einen Gewinn und auch das erste Quartal 2021 lief dank des florierenden Investmentbankings besser als erwartet.

An der Börse schaffte es die Deutsche-Bank-Aktie zum ersten Mal seit Anfang 2018 über die Marke von zwölf Euro. Seit ihrem Tief von 4,44 Euro im März 2020 hat der Kurs um 180 Prozent zugelegt und schnitt besser ab als der europäische Bankenindex.

KRITIK AN BONUS-ZAHLUNGEN

Annecke kritisierte aber unter anderem die vergleichsweise geringe Profitabilität der Bank sowie die Verlängerung des Geldwäsche-Sonderbeauftragten durch die Finanzaufsicht BaFin. "Das gute Management von Kreditrisiken und Kapitalmarktrisiken wird durch mangelhafte Geldwäsche-Kontrollen überschattet. Die Bank muss ihre Altlasten endlich bewältigen." Auch die Bonus-Zahlungen stoßen den Großinvestoren sauer auf. Die variablen Vergütungen haben 2020 um fast ein Drittel zugelegt. "Das ist zu viel in einem Jahr, in dem die Bank gerade einmal eine Milliarde Euro vor Steuern verdient hat", monierte Fondsmanager Thomae.

Die Investmentgesellschaften wollen wie Glass Lewis bei der Hauptversammlung gegen die Ermächtigung zum Aktienrückkauf stimmen. Die Deka lehnt zudem die Entlastung des scheidenden Aufsichtsrats Alexander Schütz ab, der wegen einer Email an den inhaftierten Ex-Wirecard-Chef Markus Braun in Misskredit geraten war. Eine Nicht-Entlastung hätte keine rechtlichen Konsequenzen, sie wäre aber ein öffentliches Misstrauensvotum.

Schütz soll durch den ehemaligen VW-Finanzchef Frank Witter ersetzt werden. Dieser gilt wie Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer und Ex-PwC-Deutschlandchef Norbert Winkeljohann als potenzieller Nachfolger des obersten Deutsche-Bank-Kontrolleurs Paul Achleitner. Der Österreicher will nach der Hauptversammlung 2022 aufhören. Winkeljohann und Weimer sind schon Mitglieder im Aufsichtsrat der Deutschen Bank.