FRANKFURT (awp international) - Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn im dritten Quartal trotz hoher Kosten für den Konzernumbau überraschend gesteigert. Dank gestiegener Erträge standen Ende September vor Steuern 554 Millionen Euro Gewinn in den Büchern, wie Deutschlands grösstes Geldhaus am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Das waren 15 Prozent mehr als im Sommer 2020. Analysten hatten im Schnitt hingegen mit einem Rückgang gerechnet.

Nach Steuern verdiente der Dax-Konzern in den Monaten Juli bis September 329 Millionen Euro, eine Steigerung um sechs Prozent. Davon müssen noch Minderheitsanteile sowie Zinszahlungen für eigenkapitalähnliche Anleihen abgezogen werden, so dass auf die Deutsche-Bank-Aktionäre unter dem Strich ein Gewinn von 194 Millionen Euro entfiel - sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres summierte sich dieser Nettogewinn auf fast 1,8 Milliarden Euro. Der Aktienkurs notierte am Morgen auf der Handelsplattform Tradegate leicht im Plus.

"Im dritten Quartal haben wir erneut die operative Stärke unseres Geschäfts bewiesen", bilanzierte Vorstandschef Christian Sewing. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen der Bank - legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa 100 Millionen Euro auf gut 6 Milliarden Euro zu. Auch hier hatten Analysten mit einem Rückgang gerechnet.

"Wir setzen nun alles daran, unsere Kosten weiter zu senken, ohne Abstriche bei unseren Kontrollen zu machen. Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für 2022 zu erreichen", erklärte Sewing. Der Dax-Konzern profitiert auch davon, dass er im laufenden Jahr deutlich weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegen muss als im Corona-Krisenjahr 2020.

Seit 2019 baut die Deutsche Bank um. Die Bank hatte bereits öffentlich gemacht, dass sie für den Konzernumbau im laufenden Jahr etwa 700 Millionen Euro zusätzlich für Computersysteme, Stellenstreichungen und die Verkleinerung von Büroflächen aufbringen muss. Im dritten Quartal lagen die Umbaukosten mit 583 Millionen Euro fast sechs Mal so hoch wie ein Jahr zuvor.

Sewing sieht die Bank aber auf der Zielgeraden. "Insgesamt haben wir bereits 90 Prozent der erwarteten Belastungen durch die Transformation geschultert und sind auf bestem Weg, die Umbaukosten bis Ende des Jahres fast vollständig verdaut zu haben", schrieb er in einem Brief an die Mitarbeiter des Konzerns. Nach jüngsten Angaben soll die Umstrukturierung den Konzern am Ende rund 8,8 Milliarden Euro gekostet haben./stw/ben/lew/stk