Die Aktien des bayerischen Arzneiherstellers Dermapharm verloren am Freitag mehr als neun Prozent, nachdem sie mit 28 Euro noch auf Höhe des Ausgabepreises gestartet waren. "Natürlich sind die Börsenturbulenzen nicht spurlos an uns vorbeigegangen", sagte Dermapharm-Chef Hans-Georg Feldmeier und zeigte sich erleichtert, dass der Sprung aufs Parkett gelang. Zahlreiche weitere Unternehmen stehen dafür in den Startlöchern. Die starken Schwankungen an den Börsen könnte die Pläne allerdings durchkreuzen, Volatilität ist Gift für Börsengänge.

Experten erwarten mehr als ein Dutzend Emissionen in Deutschland in diesem Jahr. Damit könnte Deutschland das beste Jahr für Börsengänge seit dem Boom am "Neuen Markt" zur Jahrtausendwende feiern. "Wenn wir sehen, wer dieses Jahr alles an die Börse möchte, da reihen sich auch Unternehmen ein, die definitiv an der Börse nichts zu suchen haben", sagte Ken Oliver Fritz, Deutschland-Co-Chef der Investmentbank Lazard, am Freitag. Die Marktturbulenzen könnten zu einer Bereinigung führen, so dass es nur die guten Unternehmen an die Börse schafften, die dort auch hingehören.

Bereits am nächsten Donnerstag will der Immobilienentwickler Instone sein Debüt auf dem Parkett feiern, dessen Emission bis zu 600 Millionen Euro einbringen soll. Mit der Siemens-Medizintechniksparte Healthineers, dem Deutsche-Bank-Vermögensverwalter DWS, dem Wissenschaftsverlag Springer Nature und dem Bremsenkonzern Knorr-Bremse treiben aber auch Schwergewichte ihre Pläne voran. Deren Börsengänge in Frankfurt dürften jeweils Milliardensummen einbringen.

Healthineers will Insidern noch vor Ostern an die Börse - es könnte der größte Börsengang in Frankfurt seit 1996 werden. Damals sammelte die Deutsche Telekom mit der "T-Aktie" 10,6 Milliarden Euro bei Anlegern ein. Siemens will Finanzkreisen zufolge 15 bis 25 Prozent der Aktien verkaufen. Bei einem Börsenwert von bis zu 40 Milliarden Euro könnte die Emission damit sechs bis zehn Milliarden Euro schwer werden. Auch die Deutsche Bank drückt bei den Börsenplänen für ihre Tochter DWS aufs Tempo. Die Transaktion solle im frühesten möglichen Fenster abgeschlossen werden, sagte Konzernchef John Cryan Anfang Februar bei der Jahrespressekonferenz.

DERMAPHARM-AKTIE BRICHT EIN

Insgesamt brachte der Dermapharm-Börsengang 377 Millionen Euro ein. Davon geht der Großteil an Firmengründer Wilhelm Beier, der das Unternehmen seit 1991 mit mehreren Übernahmen aufgebaut hat. Dem Hersteller von Medikamenten gegen Hautkrankheiten, Nahrungsergänzungsmitteln und Medizinprodukten Dermapharm selbst flossen rund 108 Millionen zu, die er in den Ausbau der Produktion und die Erschließung weiterer Auslandsmärkte stecken will.

Dermapharm bewegt sich in Nischen, in denen das Unternehmen hohe Marktanteile für sich reklamiert. Mehr als die Hälfte des Umsatzes von 444,5 Millionen Euro (2016) entfällt aber auf den renditeschwachen Re-Import von Arzneimitteln. Der operative Gewinn (Ebitda) lag 2016 bei 102,7 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten 2017 ist der Umsatz um acht Prozent gestiegen, die operative Rendite hat sich weiter verbessert.

Unternehmen in diesem Artikel : Deutsche Bank, Siemens