Die Coronakrise hat der Deutschen Bank bisher weniger anhaben können als befürchtet.

Die harte Kernkapitalquote (CET1) habe zum Ende des zweiten Quartals mit 13,3 Prozent sogar über den 12,8 Prozent gelegen, die Deutschlands größtes Geldhaus Ende März ausgewiesen hatte, wie die Bank am Dienstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt dagegen mit einem Rückgang des Eigenkapitalpuffers auf 12,4 Prozent gerechnet. Die Ergebnisse lägen im zweiten Quartal leicht über den Analystenschätzungen, hieß es in der Mitteilung weiter. Konkrete Zahlen nannte das Geldhaus nicht. Finanzexperten hatten der Deutschen Bank im Schnitt einen bereinigten Gewinn von 135 Millionen Euro vor Steuern zugetraut. Inklusive der Kosten für den Konzernumbau erwarteten sie zuletzt einen Vorsteuerverlust von 80 Millionen Euro.

Grund für die dickeren Kapitalpuffer sei ein gesunkenes Kreditvolumen, erklärte die Bank. Die Kunden hätten in der Krise - vor allem zum Ende des Quartals hin - mehr Kreditlinien abgebaut als gedacht. Zu Beginn der Coronakrise hatten sich viele Firmen mit Liquidität vollgesogen, um die fehlenden Einnahmen zu überstehen. Zudem habe sich das Derivatevolumen reduziert, für das die Bank viel Kapital hinterlegen muss.

Die Beruhigung in der Coronakrise in den vergangenen Monaten nutzten viele Konzerne, um sich am Anleihemarkt zu refinanzieren. Das erlaubte ihnen, die Kreditlinien wieder zurückzufahren. Zugleich konnten sich die Banken über Gebühreneinnahmen freuen, die sie für die Begleitung der Anleiheemmissionen kassierten. Bei den US-Banken half dieser Effekt sowie die Erholung der Börsen die Gewinnrückgänge zu dämpfen, die ihnen die Vorsorge für drohende Kreditausfälle einbrockte. Die Deutsche Bank dürfte von den florierenden Kapitalmärkten aber nicht so stark wie die Konkurrenz profitiert haben, da sie sich aus bestimmten Bereichen wie den Aktienhandel zurückgezogen hat. Im Anleihenhandel dreht sie dagegen weiterhin ein großes Rad.

Bereits im ersten Quartal hatte die Deutsche Bank die Erwartungen der Analysten übertroffen. Anfang Juli sagte Vorstandschef Christian Sewing, der positive Trend habe im zweiten Quartal angehalten, vor allem in der Investmentbank. Nach den positiven Aussagen Sewings und den Ergebnissen der US-Banken hatten zahlreiche Finanzexperten ihre Schätzungen für das Frankfurter Geldhaus angehoben. Noch vor zwei Wochen hatten sie einen Vorsteuerverlust von fast 500 Millionen Euro erwartet.

Für die genauen Zahlen müssen die Investoren bis zum 29. Juli warten. Erst dann werden sie auch erfahren, wie viel Vorsorge die Bank diesmal für Kreditausfälle gebildet hat. Im ersten Quartal unkten Experten, die Deutsche Bank habe vergleichsweise wenig Geld für faule Kredite zurückgelegt.

Am Aktienmarkt konnte das Bankhaus am Dienstag mit ihren Aussagen nicht punkten. Die Aktien drehten ins Minus und notierten fast ein Prozent schwächer. Nachdem viele Konkurrenten besser als erwartet abgeschnitten hätten, hätten Anleger bei der Deutschen Bank mehr erwartet, sagte Stefan de Schutter, Händler beim Handelshaus Alpha. Außerdem sei die Aktie zuletzt sehr gut gelaufen, so dass es zu Gewinnmitnahmen komme.