FRANKFURT (Dow Jones)--Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank macht sich für seinen designierten Nachfolger Alexander Wynaendts stark. Wynaendts bringe "Expertise in der Finanzwirtschaft" ebenso wie einen "Fokus auf Technologie und Innovation, Erfahrung mit Aufsichtsbehörden und Kontrollsystemen sowie ein Verständnis für die internationalen Finanzmärkte" mit, sagte Paul Achleitner laut Redemanuskript für seine letzte Hauptversammlung der Deutschen Bank als Aufsichtsratschef, die in der kommenden Woche Donnerstag in virtueller Form stattfindet.

"Der langjährige Vorstandsvorsitzende des niederländischen Finanzkonzerns Aegon ist ein ganz und gar überzeugter Europäer mit globaler Perspektive", so Achleitner über Wynaendts. Das zeigten auch seine Mitgliedschaften bei internationalen Unternehmen wie Salesforce, Uber, Airfrance-KLM oder Citigroup.

Bei der US-Bank hat er sein Mandat nach der Nominierung durch die Deutsche Bank zwar niedergelegt. Einige Anleger kritisieren allerdings die "Ämterhäufung" Wynaendts'. So kündigte Union Investment an, gegen seine Wahl in das Kontrollgremium zu stimmen. "Der Grund dafür ist Ämterhäufung, er hat aus unserer Sicht zu viele Mandate", sagte Alexandra Annecke von Union Investment dem Handelsblatt. "Der Aufsichtsratsvorsitz der Deutschen Bank erfordert besonders hohen Einsatz", sagte sie. "Wir reden hier von der Deutschen Bank, die noch längst nicht auf Autopilot läuft."

Neben Wynaendts stellt sich Yngve Slyngstad, früherer Chef des norwegischen Staatsfonds zur Wahl in den Aufsichtsrat. Er folgt auf Gerhard Eschelbeck, der sein Mandat aufgibt.

Achleitner stellt sich nach zehn Jahren im Amt nicht mehr zur Wiederwahl. Beim Rückblick auf seine Amtszeit wählte er auch selbstkritische Worte, schließlich hatte er es zu Beginn seiner Amtszeit versäumt, die nötige Sanierung anzustoßen, wie er selbst anmerkt. "Wir wussten, dass wir uns im Nachgang zur Finanzmarktkrise verändern mussten", heißt es in dem Manuskript. "Aber wir wussten nicht, dass es am Ende eine grundlegende Sanierung und nicht nur eine Modernisierung sein würde."

In Achleitners Amtszeit fielen zwei Vorstandswechsel und Milliardenverluste. 2015 wurde die Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen nach drei Jahren abberufen. Der Brite John Cryan wurde zum Vorstandschef ernannt, wobei Fitschen noch bis 2016 als Co-Vorstandsvorsitzender agierte. Cryan wurde 2018 durch Christian Sewing ersetzt. Dieser leitete ein Jahr später ein hartes Restrukturierungsprogramm ein, das bis Ende 2022 läuft und eine Eigenkapitalrendite von 8 Prozent vorsieht.

Achleitner sah sich während seiner Amtszeit immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt, mittlerweile ist die Deutsche Bank in den Augen vieler Anleger und Analysten dank des Umbauprogramms jedoch auf einem guten Weg.

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May 11, 2022 12:17 ET (16:17 GMT)