Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Dekabank sieht in einer Änderung der Rechtsform der Deutsche-Bank-Tochter DWS Potenzial für die Bewertung des Konzerns. "Die KGaA-Struktur ist schon lange ein Dorn im Auge", sagte Andreas Thomae, Spezialist Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, laut Redetext auf der virtuellen Hauptversammlung der Deutschen Bank. "An der Börse sorgt das für einen Abschlag in der Bewertung. Ändern Sie hier die Struktur und heben Sie Werte in der Gruppe!", richtete Thomae an Konzernchef Christian Sewing.

Ansonsten hatte Thomae viel Lob für Sewing übrig. "Sie haben den Kraftakt geschafft", sagte er. "Die Deutsche Bank ist gut und zukunftsfähig aufgestellt. Nicht nur die Gewinne steigen an. Sie haben Risiken reduziert, Geschäftsbereiche verkleinert und die Bank fokussiert." Die Deutsche Bank sei auf dem richtigen Weg.

In ihren bereits veröffentlichten Antworten auf Aktionärsfragen teilte die Bank mit, sie behalte sich vor, "die Governance Struktur der DWS Group unter Berücksichtigung der bisherigen Erfahrungen zu überprüfen." Ziel der aktuellen Struktur sei es, der DWS zu ermöglichen, "einerseits ihre Strategie eigenständig umzusetzen und andererseits ihren Beitrag zum Erfolg der deutschen Bank zu leisten."

Deka will in den meisten Punkten "im Sinne der Verwaltung" stimmen, in zwei Punkten aber ausdrücklich nicht. So verweigert Thomae dem stellvertretenden Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann die Zustimmung zur Wiederwahl. "Herr Prof. Winkeljohann hat unserer Ansicht nach zu viele Aufsichtsratsämter, und wir haben Zweifel, dass er für all diese Verpflichtungen genügend Zeit aufbringen kann", sagte Thomae. Neben seinem Posten bei der Deutschen Bank ist er Aufsichtsratsvorsitzender bei Bayer, bei der Bohnenkamp AG und bei Sievert AG. Auch Union Investment hatte angekündigt, Winkeljohann nicht zu wählen.

Auch lehnt Deka wie Union Investment eine Ermächtigung zur Durchführung von virtuellen Hauptversammlungen für einen längeren Zeitraum als einem Jahr ab. "Wir favorisieren das hybride Format. Aktionäre sollten selbst entscheiden können, ob sie virtuell oder vor Ort an der Hauptversammlung teilnehmen", sagte Thomae.

Die Deutsche Bank argumentiert in ihren vorgefertigten Antworten mit den Kosten und dem CO2-Ausstoß einer Präsenz-Hauptversammlung. Für dieses Jahr rechnet die Bank für die virtuelle Hauptversammlung mit Kosten von 3 Millionen Euro. Die Kosten der bisher letzten Präsenz-HV 2019 hätten bei knapp 4,6 Millionen Euro gelegen. Zudem habe die virtuelle HV 2022 nur 65 Tonnen CO2 verbraucht, 2019 seien es 358 Tonnen gewesen.

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May 17, 2023 04:00 ET (08:00 GMT)