Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS umgarnt Investoren mit einer möglichen Sonderdividende und steckt sich neue Gewinn- und Einsparziele. Die Aktionäre sollten 2024 eine Sonderausschüttung von bis zu einer Milliarde Euro erhalten, teilte Deutschlands größte Fondsgesellschaft an ihrem Kapitalmarkttag am Mittwoch mit.

Allerdings nur, wenn die DWS bis dahin kein passendes Übernahmeziel gefunden hat, um das Geld auszugeben. In den kommenden 18 Monaten will der Konzern weiter nach passenden Übernahmekandidaten suchen, um seine Marktanteile auszubauen. "In den vergangenen zwanzig Jahren haben wir keine transformative M&A-Deals durchgeführt und irgendwann müssen wir das Überschusskapital zurückgeben", erläutere DWS-Chef Stefan Hoops den Zusammenhang.

Durch den Verkauf einiger Geschäftsbereiche und das Zurückfahren der regionalen Präsenz will die Fondsgesellschaft bis 2025 rund 100 Millionen Euro einsparen. Die freiwerdenden Mittel sollen in Wachstumsbereiche investiert werden. "Diesen Wandel finanzieren wir, indem wir intern Ressourcen durch Verkäufe, Strukturveränderungen und Kosteninitiativen umverteilen", sagte Hoops, der zum ersten Mal bei einem Kapitalmarkttag vor die Investoren trat. Welche Geschäfte DWS veräußern wird, ließ Finanzchefin Clarie Peel offen.

Die Umschichtung soll den Gewinn je Aktie bis 2025 auf 4,5 Euro steigen lassen, bei einem bereinigten Aufwand-Ertrags-Verhältnis von unter 59 Prozent. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr, das als besonders ertragsreich galt, hatte der Gewinn pro Aktie bei 3,9 Euro und die Aufwand-Ertrags-Relation bei 58,1 Prozent gelegen. Ab 2025 will die DWS 65 Prozent ihres Gewinns als Dividende an die Anleger ausschütten. Auch damit will Hoops das Vertrauen der Anleger wiedergewinnen, das nach den Greenwashing-Vorwürfen gelitten hat.

"ÜBERBORDENDES MARKETING"

Die negativen Schlagzeilen um den mutmaßlichen Etikettenschwindel mit nachhaltigen Geldanlagen, sogenannten ESG-Fonds, will der neue DWS-Chef möglichst hinter sich lassen. "Wir nähern uns dem Abschluss der internen Untersuchungen", sagte er. Seit August 2021 ermitteln mehrere Behörden in Deutschland und in den USA wegen des Verdachts des Kapitalmarktbetrugs. Das Interesse der Aktionäre an dem ESG-Thema bleibt allerdings hoch: Rund 70 Prozent der Fragen der Investoren im Vorfeld des Kapitalmarkttages seien dazu gestellt worden, sagte Hoops. Er will neue Strukturen schaffen, um seine Fondsmanager bei den ESG-Kriterien mehr in die Pflicht zu nehmen. So sollen eine interne Aufsichtsstelle und direkte Berichtswege zum Vorstandschef die Vermarktung der ESG-Finanzprodukte stärker kontrollieren.

"Es gab überbordendes Marketing und das muss abgemildert werden", beschrieb Hoops das Problem. In den vergangenen Monaten stufte die DWS einige Artikel-9-Fonds, die als besonders nachhaltig gelten, auf Artikel-8-Fonds herunter. Diese berücksichtigen zwar laut der EU-Klassifizierung ökologische und soziale Kriterien, sind aber keine nachhaltigen Investitionen.

Hoops adressierte eine weitere Frage, die DWS-Investoren umtreibt: Minderheitsaktionäre halten die sehr Deutschland-spezifische Unternehmensstruktur einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) für "nicht unbedingt förderlich". Diese Struktur begünstigt den Mehrheitsgesellschafter und verleiht ihm Sonderrechte. Der DWS-Chef dämpfte aber gleich die Erwartungen einer Änderung: "Es ist nicht unsere Entscheidung - die Deutsche Bank als Mehrheitseigner muss sich mit der Frage auseinandersetzen." Die Deutsche Bank, die knapp 80 Prozent der DWS-Anteile hält, wollte den Vorschlag einer Änderung der Unternehmensform nicht kommentieren.

An der Börse waren die DWS-Aktien die größten Gewinner im Sdax mit einem Aufschlag von mehr als vier Prozent. "Der Umbau der DWS dürfte noch einige Zeit dauern und auch so manche Enttäuschung in den Zahlen bereithalten", schrieb RoboMarkets-Analyst Jürgen Molnar. Mittel- bis langfristig aber könnten mit der Aussicht auf eine attraktive Dividendenpolitik des Konzerns durchaus Einstiegskurse entstehen.

(Bericht von Marta Orosz, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Marta Orosz und Tom Sims