Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal trotz Marktturbulenzen und einer sich eintrübenden Wirtschaft erneut einen Milliardengewinn vor Steuern erzielt. Das Investmentbanking dürfte etwas gelitten haben, weil der Markt für Neuemissionen und Unternehmenszusammenschlüsse wegbricht. Auf der anderen Seite stützen die hohen Zinsen und der florierende Anleihehandel. Von ihrem Renditeziel 2022, das das Ende des mehrjährigen Konzernumbaus markiert, wird die Bank nicht abrücken.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN: 

JAHRESPROGNOSE: Die Deutsche Bank hat sich für das Jahresende eine Rendite auf das materielle Eigenkapital (ROTE) von 8 Prozent vorgenommen. Dieses lange verfolgte Ziel wird Konzernchef Christian Sewing auf keinen Fall aufgeben. Analysten sind allerdings skeptisch. Sie prognostizieren bislang für das Jahresende eine Rendite von 6,6 Prozent. Mit Blick auf die Kosten hat die Bank das eine oder andere Mal am Ausblick gedreht, zuletzt mit Abstrichen im Halbjahresbericht. Sie erwartet eine Aufwand-Ertrags-Relation im niedrigen bis mittleren 70-Prozent-Bereich. Seine Mitarbeiter hatte Sewing vor drei Monaten auf ein schwieriges restliches Jahr eingeschworen.

RISIKOVORSORGE: Die Wirtschaft lahmt, eine Rezession droht und mehr Unternehmen rutschen in die Insolvenz. Das bedeutet, dass Banken besser vorsorgen müssen, falls an die betroffenen Unternehmen vergebene Kredite ausfallen. Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal deutlich mehr zurückgelegt als im Vorjahreszeitraum, was den Gewinn belastet. Mehr als bisher geplant dürfte es aber nicht werden. Finanzchef James von Moltke hat den Ausblick für die Risikovorsorge erst Ende September bekräftigt.

INVESTMENTBANKING: Die nach wie vor größte Sparte, das Investmentbanking, hat mit dem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen. Bei den US-Konkurrenten sind die Erträge im Geschäft mit Neuemissionen und Beratungsdienstleistungen für Unternehmenszusammenschlüsse teils massiv eingebrochen, weil die Nachfrage wegen der Unsicherheit an den Märkten schlicht kaum vorhanden ist. Medienberichten zufolge hat die Deutsche Bank in dem Geschäftsbereich zuletzt Dutzende Mitarbeiter in New York entlassen. Die Sparte umfasst bei der Deutschen Bank aber auch den Handel mit Anleihen, und hier haben die Rivalen aus den USA deutlich zulegen können. Mit Blick auf die Erträge im Gesamtjahr war die Bank für die gesamte Sparte gleichwohl zuletzt leicht zurückgerudert.

ZINSERTRÄGE: Die Deutsche Bank wird sicherlich nicht in dem Maße von steigenden Zinsen profitiert haben wie die US-Konkurrenz. Schließlich geht die US-Notenbank mit großen Zinsschritten voran. Aber bereits im zweiten Quartal haben die Zinseinnahmen die Erträge des Frankfurter Kreditinstituts bereits deutlich angeschoben. Das dürfte sich auch im Drittquartalsbericht zeigen.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und Gesamtjahr 2022:


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.                                  PROG   PROG  PROG 
3. QUARTAL                         3Q22   ggVj  Zahl   3Q21 
Erträge                           6.496    +8%    15  6.040 
Erträge Investmentbank            2.258    +1%    14  2.227 
Erträge Sales & Trading (FIC)     2.004   +26%    14  1.585 
Zinsunabhängige Aufwendungen      4.804   -11%    14  5.369 
Aufwand-Ertrag-Relation            74,0     --    14   88,9 
Kosten bereinigt                  4.739   -10%    14  5.243 
Risikovorsorge                      342  +192%    14    117 
Ergebnis vor Steuern              1.340  +142%    15    554 
Ergebnis nach Steuern             1.005  +205%    14    329 
Ergebnis nach Steuern/Dritten       960  +214%    14    306 
Ergebnis je Aktie verwässert       0,38  +171%    10   0,14 
 
.                                  PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                         Gj22   ggVj  Zahl   Gj21 
Erträge                          26.792    +5%    15 25.410 
Erträge Investmentbank           10.049    +4%    15  9.631 
Erträge Sales & Trading (FIC)     8.633   +22%    14  7.063 
Zinsunabhängige Aufwendungen     19.907    -7%    15 21.505 
Aufwand-Ertrag-Relation            74,3     --    15   84,6 
Kosten bereinigt                 19.681    -4%    15 20.564 
Risikovorsorge                    1.299  +152%    15    515 
Ergebnis vor Steuern              5.586   +65%    15  3.390 
Ergebnis nach Steuern             4.218   +68%    15  2.510 
Ergebnis nach Steuern/Dritten     4.037   +71%    15  2.365 
Ergebnis je Aktie verwässert       1,69   +82%    12   0,93 
Dividende je Aktie                 0,39   +95%    15   0,20 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Aufwand-Ertrag-Relation in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens - Stand Prognosen: 14. Oktober

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: matthias.goldschmidt@wsj.com

DJG/mgo/jhe

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October 25, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)