NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer dreitägigen Durststrecke startet die Wall Street am Mittwoch mit herben Verlusten in die Sitzung. Den Dreh- und Angelpunkt der Trendfindung stellen die US-Verbraucherpreise im Juni dar, die mit einem Anstieg der Jahresinflationsrate verschrecken. Erwartet wurde ein Anstieg auf 8,8 nach 8,6 Prozent, tatsächlich hat die Teuerung in den USA einen Wert von 9,1 Prozent erreicht. Damit steht zum ersten Mal seit 1981 eine 9 vor dem Komma. Auch die Kernrate liegt über den Prognosen. Im frühen Handel büßt der Dow-Jones-Index 0,9 Prozent auf 30.692 Punkte ein, S&P-500 und Nasdaq-Composite verlieren 1,1 bzw. 1,3 Prozent.

Schon marginal höhere Werte hätten die Aussicht auf eine forsche Gangart der US-Notenbank bei der Inflationsbekämpfung untermauert. Nun deuten die Werte möglicherweise sogar auf eine noch straffere Geldpolitik der Fed hin. Angesichts dieser Aussicht steigen die Rezessionsängste an der Börse, denn die erhoffte "weiche Landung" der Konjunktur wird immer unwahrscheinlicher. "Es dürfte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die Leitzinsen noch in diesem Monat um 75 Basispunkte erhöht werden", heißt es im Handel.

"Ein weiterer Anstieg der US-Verbraucherpreise wird die Falken der Fed heute sicherlich wieder auf den Plan rufen, den US-Dollar nach oben und die Aktien nach unten treiben", sagt Analystin Ipek Ozkardeskaya von Swissquote Bank. Die Federal-Funds-Futures, mit denen Händler die Entwicklung der Erwartungen an die Geldpolitik verfolgen, zeigen, dass der Markt laut CME nun eine Chance von 13 Prozent für eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte im Juli einpreist. Vor einer Woche hatte dieser Wert noch bei null gelegen.


   Delta Air Lines im Sinkflug 

Bei steigenden Zinserwartungen verliert der Bankensektor 1,5 Prozent, obwohl höhere Zinsen das Geschäftsmodell der Institute begünstigen. Doch überwögen nun die Rezessionsbefürchtungen, heißt es. Unter den Einzelaktien sinken Delta Air Lines um 7 Prozent. Die Fluggesellschaft verfehlte im zweiten Quartal gewinnseitig die Markterwartungen. Der Umsatz schlug jedoch die Prognosen und stellte sich über das Vorpandemieniveau ein. Der Kurs des Industrieausstatters Fastenal sinkt um 3,8 Prozent. Händler sprechen zwar von soliden Zweitquartalszahlen, die Umsatzentwicklung enttäusche jedoch. Zudem befürchten Händler wegen der hohen Inflation trübe Nachfragetrends.

Der Dollar steigt mit den zunehmenden Zinsfantasien und zulegenden Marktzinsen, der Dollar-Index gewinnt 0,3 Prozent und bewegt sich damit weiter auf einem 20-Jahres-Hoch. Der Euro fällt wieder in Richtung Parität. Die Zinsspekulationen lassen den US-Rentenmarkt kräftig ins Minus rutschen, die Renditen steigen deutlich. Die Zinsdifferenz zwischen der 2- und 10-jährigen Laufzeit erweitert sich zugunsten der kurzen Fälligkeit - aus Sicht des Marktes eine Rezessionswarnung.

Die mit den Zinsspekulationen verbundenen Rezessionsängste belasten die Erdölpreise - auch der sehr feste Dollar bremst. Die wichtigsten Erdölsorten Brent und WTI werden unter 100 US-Dollar pro Fass gehandelt. Steigende Marktzinsen und Dollar-Stärke belasten indes den Goldpreis - trotz der hohen Inflation. Angesichts steigender Zinserwartungen spiele Gold als Inflationsschutz kaum mehr eine Rolle, heißt es. Gleichwohl kommt der Preis des Edelmetalls von den Tagestiefs zurück.


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INDEX                 zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                30.691,82       -0,9%     -289,51     -15,5% 
S&P-500              3.777,73       -1,1%      -41,07     -20,7% 
Nasdaq-Comp.        11.115,89       -1,3%     -148,84     -29,0% 
Nasdaq-100          11.586,26       -1,4%     -158,72     -29,0% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite    Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  3,16       +11,6        3,04      242,7 
5 Jahre                  3,09        +6,8        3,03      183,4 
7 Jahre                  3,09        +5,1        3,04      165,0 
10 Jahre                 3,02        +4,4        2,97      150,8 
30 Jahre                 3,19        +2,4        3,16      128,8 
 
DEVISEN               zuletzt       +/- %    Mi, 8:17  Mo, 17:42   % YTD 
EUR/USD                1,0018       -0,2%      1,0032     1,0077  -11,9% 
EUR/JPY                137,73       +0,3%      137,46     138,42   +5,2% 
EUR/CHF                0,9841       -0,2%      0,9852     0,9877   -5,2% 
EUR/GBP                0,8441       -0,0%      0,8424     0,8470   +0,5% 
USD/JPY                137,50       +0,5%      137,03     137,34  +19,5% 
GBP/USD                1,1867       -0,2%      1,1909     1,1897  -12,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,7366       -0,0%      6,7297     6,7152   +6,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.190,36       -0,8%   19.465,47  20.410,60  -58,5% 
 
ROHÖL                 zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               96,17       95,84       +0,3%       0,33  +33,3% 
Brent/ICE               99,02       99,49       -0,5%      -0,47  +32,2% 
GAS                            VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF              181,90      175,10       +5,4%       9,29  +32,5% 
 
METALLE               zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.724,50    1.726,16       -0,1%      -1,67   -5,7% 
Silber (Spot)           19,04       18,93       +0,6%      +0,11  -18,3% 
Platin (Spot)          847,10      849,38       -0,3%      -2,28  -12,7% 
Kupfer-Future            3,27        3,30       -0,7%      -0,02  -26,3% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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July 13, 2022 09:56 ET (13:56 GMT)