Von Justin Lahart

NEW YORK (Dow Jones)--Irgendwann, hoffentlich in nicht allzu langer Zeit, wird die Häufung neuer Covid-19-Fälle, die die USA derzeit heimsucht, verschwinden. Wie sollten Investoren darüber denken? Die Delta-Variante des Coronavirus hat seit dem Frühsommer zu einem raschen Anstieg neuer Covid-19-Fälle, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle geführt. Dies hat die Wirtschaft zwar nicht gerade zurückgeworfen, aber doch gebremst. Und auch die rosige Zukunft, auf die viele Unternehmen hoffen, ist hat noch nicht begonnen.

Am Aktienmarkt spiegelt sich diese Situation wider. Selbst wenn der S&P-500-Index in der Nähe von Rekordständen notiert, treten viele der Aktien, die zu Beginn des Jahres in der Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Wirtschaft in die Höhe geschossen waren, auf der Stelle oder haben Kursverluste erlitten. Die Aktien von Walt Disney liegen 8 Prozent unter ihrem Frühjahrshoch, die Aktien des Kreuzfahrtunternehmens Carnival liegen 26 Prozent unter ihrem Hoch und die Titel von Delta Air Lines notieren sogar 20 Prozent unter der Bestmarke. Der Kurs des Restaurantbetreibers Brinker International ist um 33 Prozent abgerutscht.

Wie sich die Aussichten dieser Unternehmen in den kommenden Monaten entwickeln werden, ist derzeit nahezu unmöglich vorauszusagen. Anders als zu Beginn des Jahres, als es ziemlich offensichtlich schien, dass die startenden Impfkampagnen die Pandemie bald stoppen würde, scheint der Verlauf von Covid-19 jetzt wieder unsicherer geworden zu sein.


   Hoffnung auf den Herbst 

Die Beschleunigung des Impftempos, die Umsetzung weiterer Impfvorschriften, das Ende der Hitzewelle in den südlichen Staaten sowie die Tendenz früherer Covid-19-Schübe, die nach ein paar Monaten wieder abflauen, deuten darauf hin, dass sich die Lage im Land im Oktober bessern könnte. Da es wahrscheinlich ist, dass bis dahin eine Impfauffrischungskampagne läuft, kann man sich vorstellen, dass die Wirtschaft bald wieder voll in Schwung kommen wird.

Man kann sich aber auch leicht andere Szenarien vorstellen. Bei Corona-Ausbrüchen in Schulen, von denen viele zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie wieder voll besetzt sind, könnte der Unterricht ausfallen, so dass Kinder und ihre Eltern wieder zu Hause bleiben müssen. In diesem Fall könnte es sein, dass erst dann, wenn die Impfstoffe für Kinder unter 12 Jahren zugelassen und verfügbar sind, die Alarmglocken wieder leiser läuten. Es könnte sein, dass das nicht vor Anfang 2022 der Fall ist.


   Viele Unsicherheiten 

Wenn es nur eine Frage von ein paar Monaten ist, beispielsweise eine "Wiederöffnung" im Oktober statt erst im Januar - wo liegt dann der Unterschied? Das eine wäre eine ganz andere Weihnachts- und Urlaubssaison als die, mit der viele Unternehmen jetzt rechnen. Das andere wäre dann eine noch größere Unsicherheit, denn die Pandemie in ihrem Verlauf schert sich nicht um frühere Vorhersagen. Die Zulassung und Einführung des Impfstoffs für Kinder könnte länger dauern als erwartet und der jüngste Aufschwung bei den Impfungen könnte sich wieder abschwächen oder ein virulenterer Stamm des Coronavirus könnte auftauchen.

Infolgedessen könnten viele Anleger es vorziehen zu warten, bis sie etwas mehr Vertrauen in ihre Prognosen haben, bevor sie sich wieder in die Wiederaufnahme von Wetten stürzen. Zumal diese Wetten mehr kosten als früher. Wiedereröffnungsaktien mögen zwar unter ihren Höchstständen liegen, aber sie notieren viel höher als im vergangenen September. Die Disney-Aktien liegen beispielsweise 39 Prozent über dem Vorjahreswert, und Delta-Aktien sind 29 Prozent teurer.

Die guten Nachrichten, die letztendlich kommen werden, sind vielleicht noch nicht vollständig in den Eröffnungswerten eingepreist. Aber die Märkte müssen wahrscheinlich zumindest ein paar bessere Anzeichen sehen, bevor die Anleger wieder auf eine Rückkehr zur Normalität wetten.

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(END) Dow Jones Newswires

September 10, 2021 07:49 ET (11:49 GMT)