--Essensliefergeschäft inkl Glovo peilt im 4Q EBITDA-Gewinn an

--Quick-Commerce-Verluste sollen nach 1Q sinken

--Aktie steigt in der Spitze gut 9%

(NEU: Kontext, Analysten, Kursreaktion)

Von Ulrike Dauer

BERLIN (Dow Jones)--Delivery Hero hat sich inklusive der jüngst angekündigten Akquisition der spanischen Lieferplattform Glovo konkrete Gewinnziele für das laufende Geschäftsjahr gesetzt. Wie der Berliner DAX-Konzern am Montagabend mitteilte, soll der Bereich Essenslieferungen inklusive Glovo im zweiten Halbjahr die Gewinnschwelle erreichen und peilt für das vierte Quartal operativ einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 0 und 100 Millionen Euro an.

Die Investitionen in das Quick-Commerce-Geschäft - also das Geschäft mit ultraschnellen Warenlieferungen, das mit Glovo weiter hochgefahren werden soll - sollen im ersten Quartal 2022 ihren Höhepunkt erreichen und danach schrittweise sinken.

In der Investorenpräsentation zur Glovo-Transaktion stellte Delivery Hero am Dienstag zudem in Aussicht, dass die Verluste im Quick-Commerce-Geschäft im Gegenzug nach dem ersten Quartal schrittweise reduziert werden sollen. Zudem bestätigte die Online-Bestell- und Lieferplattform das langfristige Ziel einer bereinigten EBITDA-Marge von 5 bis 8 Prozent des Bruttowarenwerts (GMV).

Im Markt kamen die Aussagen gut an. Die Aktie notierte in der ersten Handelsstunde 5,2 Prozent im Plus und war der stärkste Wert im DAX. In der Spitze war die Aktie um 9,3 Prozent geklettert.


   Analysten begrüßen konkreten Zeitrahmen - Ziele deutlich über Konsens 

Den Citi-Analysten zufolge, die eine Kauf-Empfehlung für die Aktie haben, liegen die Ziele deutlich über den Konsenserwartungen.

Die Analysten von Bryan Garnier begrüßten den konkreten Zeitrahmen für die Gewinnziele. Den habe der Konzern so seit 2018 nicht mehr ausgegeben, als er das Geschäft in Westeuropa verkaufte, sich auf Schwellenländer konzentrierte und die beim Börsengang geäußerte Absicht, bis Ende 2018 profitabel zu sein, verwarf. Den Analysten zufolge, die ebenfalls die Aktie mit Buy bewerten, dürfte der EBITDA-Verlust 2022 kleiner als erwartet ausfallen und 2023 möglicherweise ein EBITDA-Gewinn anstehen.

Der Strategieschwenk im Dezember, als Delivery Hero die im Mai angekündigten Pläne für eine Expansion im deutschen Heimatmarkt wieder verwarf und wenige Tage später Pläne für die Glovo-Akquisition ankündigte, deute an, dass Delivery Hero sich für den Weg in Richtung Profitabilität entschieden habe, dabei transparenter werden und das Risiko einer feindlichen Übernahme reduzieren wolle. Mehr Details erhoffen sich die Analysten von der Telefonkonferenz um 14 Uhr.


   Glovo-Erwerb soll 2Q abgeschlossen sein 

Delivery Hero hatte am späten 31. Dezember angekündigt, die Mehrheit an dem Startup aus Barcelona erwerben zu wollen. Eine entsprechende Vereinbarung sei mit einer Reihe von Glovo-Aktionären unterzeichnet worden, um weitere 39,4 Prozent an Glovoapp23, S.L., im Tausch gegen Delivery-Hero-Aktien zu übernehmen und den eigenen Anteil auf rund 83,2 Prozent zu erhöhen.

Glovo wird in der Transaktion mit 2,3 Milliarden Euro bewertet. Basierend auf dem Delivery-Hero-Schlusskurs vom 30. Dezember würde sich der Barkaufpreis für die Glovo-Anteile auf insgesamt rund 780 Millionen Euro belaufen. Er könnte bis auf etwa 1,16 Milliarden Euro steigen, falls alle Glovo-Gesellschafter sich der Transaktion anschließen. Finanziert werden soll die Transaktion über eine Sachkapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital unter Ausschluss der Bezugsrechte der bestehenden Aktionäre durch Ausgabe von bis zu 12,5 Millionen neuen Aktien.

Der Abschluss der Transaktion ist für das zweite Quartal geplant. Derzeit hält Delivery Hero an Glovo 43,2 Prozent auf unverwässerter Basis. Delivery Hero will seine eigenen Aktien in einem festen Umtauschverhältnis an die Verkäufer der Glovo-Aktien abgeben.


   Delivery Hero erhofft sich starke Verbreiterung des Geschäfts 

Delivery Hero erhofft sich laut Investorenpräsentation von dem Zusammengehen mit Glovo eine breitere geographische Ausrichtung als Marktführer in den meisten Ländern. Glovo sei führend in Europa, Zentralasien und Afrika. Die Spanier hatten im Mai 2021 von Delivery Hero Geschäfte in Zentral- und Osteuropa erworben. Zusammen erreiche man eine Zielgruppe von 2,2 Milliarden potenziellen Kunden.

Zudem sei Glovo mit einem organischen Wachstum von 80 Prozent stark wachsend und von Anfang an breit aufgestellt. Die Glovo-App verbinde Nutzer mit Restaurants, Lebensmittelketten, Apotheken und vielen Branchen des Einzelhandels und biete zudem eine "anything"-Kategorie, die es den Nutzern erlaubt, sich jeglichen Bedarf des täglichen Lebens in ihrer Stadt ausliefern zu lassen - schnell und ultraschnell innerhalb von weniger als 30 Minuten bzw in 10 bis 15 Minuten, 24 Stunden und an sieben Tagen in der Woche.


   Glovo mit 800 Millionen Euro Jahresumsatz 

Glovo hatte den Angaben zufolge 2021 einen Umsatz von 800 Millionen Euro sowie mehr als 15 Millionen aktive Nutzer und 70.000 monatlich aktive Fahrer in mehr als 1.300 Städten in 25 Ländern in Europa, Zentralasien und Afrika. Die Run-Rate beim Bruttotransaktionswert (GTV) habe 3 Milliarden Euro betragen, was einem Bruttowarenwert (GMV) von 2,8 Milliarden Euro entspreche. Im Dezember, inklusive vereinbarter M&A-Transaktionen, habe die GTV-Run-Rate 3,8 Milliarden Euro betragen, der entsprechende Bruttowarenwert 3,7 Milliarden Euro.

(Mitarbeit: Thomas Rossmann)

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

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January 11, 2022 05:31 ET (10:31 GMT)