AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der Verkauf der Beteiligung am brasilianischen Essenslieferdienst iFood hat die Sorgen der Investoren in puncto Finanzen des Essenslieferdienstes Just Eat Takeaway merklich gemildert. Die Aktien schnellten am Freitagvormittag an der Euronext um fast 30 Prozent auf 21,35 Euro nach oben. In London kosteten sie knapp 1800 Pence.

Im Sog ging es im deutschen Leitindex Dax für die Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh um fast drei Prozent nach oben, im MDax legte der Essenslieferdienst Delivery Hero um ein halbes Prozent zu.

Die Lieferando-Mutter bekommt für ihre iFood-Beteiligung eine fest vereinbarten Summe von 1,5 Milliarden Euro. Hinzu kommen kann eine leistungsabhängige Komponente von bis zu 300 Millionen. Mit dem Geld will Just Eat Takeaway die Bilanz stärken und sich für anstehende Darlehensrückzahlungen wappnen.

Grundsätzlich überrasche der Schritt nicht, doch sei er schneller erfolgt als von ihm erwartet, erklärte Analyst William Woods von Bernstein Research. Mit Blick auf die Liquidität und Profitabilität dürfte er bei Anlegern für Erleichterung sorgen, wenngleich der Preis unter einer früheren Offerte von 2,3 Milliarden Euro liege. Leicht negativ sei nur, dass von dem Geld nichts an die Aktionäre ausgeschüttet werden solle.

Auch Analyst Giles Thorne vom Investmenthaus Jefferies wertet die Veräußerung positiv. Zwar habe Just Eat die höhere Offerte vor einem Jahr noch abgelehnt, allerdings erscheine der Verkaufspreis nun angesichts der stark gesunkenen Bewertung des Konzerns und der Branche recht hoch. Zwar hätte der Konzern die Beteiligung zwar wohl lieber behalten, der finanzielle Vorteil des Deals sei angesichts der Verschuldung aber wohl zu groß gewesen, um ihn zu ignorieren.

Just Eat und anderen Essenslieferanten waren in der Corona-Krise die großen Gewinner. Menschen bestellten viel Essen nach Hause. Zugleich sorgte auch das Niedrigzinsniveau für sehr hohe Aktienbewertungen von Wachstumsunternehmen, wenngleich viele Verluste machten. Mittlerweile ebbt der Corona-Boom aber ab und die Zinsen steigen. Das drückt schon länger auf den Kurs.

Im Oktober 2020 waren die Just-Eat-Papiere noch auf ein Rekordhoch von fast 111 Euro gestiegen. Mitte Juli 2022 waren es dann nur noch gut 13 Euro - ein Verlust von fast 90 Prozent. Höhere Zinsen erschweren die Refinanzierung, Investoren werden zudem vorsichtiger und setzen tendenziell eher auf klassische Unternehmen. Zuletzt hat sich der Kurs von Just Eat aber ein Stück weit gefangen, auch weil das Unternehmen den Fokus etwas mehr auf die Profitabilität richtet./mis/mf/jha/