München (Reuters) - Ein aktivistischer US-Investor ist einem Insider zufolge beim Essenslieferdienst Delivery Hero eingestiegen und hat damit einen Kurssprung ausgelöst.

Der New Yorker Investor Sachem Head halte 3,6 Prozent an Delivery Hero in Form von Aktien und Derivaten und strebe strategische und personelle Veränderungen an, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Sachem Head wollte sich zunächst dazu und zu konkreten Forderungen nicht äußern. Dem Insider zufolge will der Investor aber in den Aufsichtsrat von Delivery Hero einziehen und habe das in Gesprächen mit dem Unternehmen bereits deutlich gemacht. Er sehe Vorstandschef und Firmengründer Niklas Östberg kritisch und erwäge, ihn ablösen zu lassen. Delivery Hero wollte sich dazu nicht äußern.

Kürzlich hatte sich Sachem mit 5,2 Prozent beim britischen Konkurrenten Deliveroo eingekauft. Über den Einstieg bei Delivery Hero hatte als erstes die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Die Aktie, die in den vergangenen zwei Monaten ihren Kurs bereits verdoppelt hatte, schnellte um 15 Prozent auf 33,35 Euro nach oben. Das Aktienpaket von Sachem Head ist damit mehr als 300 Millionen Euro wert. Größter Delivery-Hero-Aktionär ist die niederländische Beteiligungsfirma Prosus mit gut 25 Prozent, hinter dem unter anderem der südafrikanische Start-up-Investor Naspers steht.

Der geplatzte Verkauf des defizitären Südostasien-Geschäfts ("Foodpanda") hatte die Anleger von Delivery Hero verunsichert. Dem Vorstand gelang es aber, die Aktionäre zu beruhigen, dass das Unternehmen genügend Geld habe, um seine milliardenschweren Anleihen in den nächsten Jahren refinanzieren zu können.

Eine Stimmrechtsmitteilung für Sachem Head hat Delivery Hero bisher nicht veröffentlicht. Das lässt darauf schließen, dass der reine Aktienanteil des aktivistischen Investors noch unter drei Prozent liegt. Derivate müssen erst ab einer Schwelle von fünf Prozent gemeldet werden. Der Insider sagte, Sachem habe die Position über Jahre langsam aufgebaut.

Die 2012 gegründete Sachem Head verwaltet nach eigenen Angaben ein Vermögen von rund 3,6 Milliarden Dollar. Gründer Scott Ferguson hatte vorher für den Hedgefonds Pershing Square gearbeitet. In Deutschland ist Sachem Head öffentlich nur als Aktionär beim Chemiekonzern Lanxess aufgetreten, wo der Aktivist mehr als fünf Prozent hält. Beim halbstaatlichen italienischen Rüstungskonzern Leonardo hat der Investor vier Verwaltungsratsmandate gewonnen.

(Bericht von Alexander Hübner, Marleen Kaesebier. Redigiert von redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)