Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Aktien von Delivery Hero sind am Dienstagmorgen die Gewinner im MDAX, nachdem der Berliner Lieferkonzern den erfolgreichen Verkauf seines Foodpanda-Geschäfts in Taiwan für fast 1 Milliarde US-Dollar sowie eine Beteiligung des Käufers Uber an Delivery Hero verkündet hat. Die Transaktion hat den Angaben zufolge insgesamt einen Wert von 1,25 Milliarden Dollar, sie soll im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein.

Zu Handelsbeginn legte die Aktie um mehr als 20 Prozent zu, in der Spitze notierte sie in der ersten Handelsstunde knapp 22 Prozent im Plus.

Die Analysten von Bryan Garnier zeigen sich überrascht von der Transaktion und vor allem von der überraschenden Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte für bestehende Aktionäre - die Delivery Hero ja eigentlich nicht benötige. "Nachdem beide Parteien monatelang hart verhandelt hatten, sehen wir dies als einen Kompromiss an, in dem Delivery Hero den hohen Betrag, den es anstrebte, in bar erhält, während Uber künftige Erträge aus der Kapitalinjektion generieren kann, ohne die Anteile der bestehenden Aktionäre von Delivery Hero zu verwässern", schreibt Analyst Clement Genelot. "Wir fragen uns jedoch, warum Delivery Hero auf diesem sehr hohen Betrag bestand, selbst wenn dies bedeutete, eine Kapitalerhöhung zu akzeptieren, die es nicht wirklich brauchte." Diese Frage könne leider die positiven Aspekte dieses Deals belasten.

Wie Delivery Hero mitteilte, übernimmt der Fahrdienstvermittler und Essenslieferdienst Uber das Foodpanda-Geschäft in Taiwan für 950 Millionen US-Dollar in bar. Zudem beteiligt sich der US-Konzern an Delivery Hero über eine Kapitalerhöhung im Volumen von 278 Millionen Euro bzw rund 300 Millionen Dollar. Dafür wird Delivery Hero unter Ausschluss des Bezugsrechts 8,4 Millionen neue Aktien zu 33 Euro das Stück ausgeben, deutlich über dem Schlusskurs von 25,32 Euro vom Montag. Nach der Transaktion wird Uber 2,98 Prozent am Grundkapital von Delivery Hero halten. Die Nettoerlöse will der MDAX-Konzern zum Rückkauf von Wandelanleihen einsetzen.


   Im Februar war Südostasien-Verkauf von Foodpanda gescheitert 

Der Verkauf des Taiwan-Geschäfts von Foodpanda erfolgt nun fast drei Monate, nachdem Delivery Hero im Februar den Abbruch der Verhandlungen zum Verkauf seines Foodpanda-Geschäfts in bestimmten Märkten in Südostasien bekannt gegeben hatte. Die Verhandlungen mit einem nicht genannten möglichen Käufer hätten "keine endgültige Einigung über die Übernahmebedingungen erzielen" können. Der geplante Verkauf hatte die Aktivitäten in ausgewählten Märkten in Südostasien wie Singapur, Malaysia, Philippinen, Thailand, Kambodscha, Myanmar und Laos betroffen. Seitdem hatte das Delivery-Hero-Management sich bemüht, Befürchtungen zu zerstreuen, das Unternehmen benötige eine Kapitalspritze über Kapitalerhöhungen oder Verkaufserlöse, um seine in den kommenden Jahren fällig werdenden Schulden zu bedienen.

Im laufenden Jahr will Delivery Hero einen positiven Free Cashflow generieren, basierend auf der aktuellen Zusammensetzung der Gruppe, also ohne mögliche Verkäufe oder Zukäufe. Außerdem will Delivery Hero künftig "substanzielle Cashflows" erwirtschaften, die die fällig werdenden Verbindlichkeiten des MDAX-Konzerns übersteigen. CFO Emmanuel Thomassin hat im Interview mit Dow Jones Newswires jüngst betont, der Konzern wolle durch das zuverlässige Bedienen aller derzeit fälligen Schulden "aus eigener Kraft" - also ohne Kapitalerhöhung oder Verkaufserlöse - mittelfristig ein besseres Kreditrating bekommen und dadurch wiederum die Finanzierungskonditionen für aktuelle und künftige Schulden verbessern.

In Südostasien steht Delivery Hero im Wettbewerb unter anderem mit Grab Holdings. Asien ist für Delivery Hero der größte Markt, darauf entfiel etwa 36 Prozent des Umsatzes im vergangenen Jahr. In Südostasien stagniert allerdings das Geschäft, seit die Lockdown-Restriktionen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie weggefallen sind. Laut Mitteilung hat das Foodpanda-Geschäft in Taiwan in den 12 Monaten per Ende März einen Bruttowarenwert von 1,6 Milliarden Euro generiert und beim bereinigten EBITDA die Gewinnschwelle erreicht (vor Umlage von Konzernkosten). Foodpandas Händler-, Lieferpartner- und Kundenbasis soll mit der Transaktion auf Uber Eats übergehen. Bis zum Abschluss im ersten Halbjahr 205 will Delivery Hero den Betrieb von Foodpanda Taiwan weiterführen.

(Mitarbeit: Matthias Goldschmidt)

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

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May 14, 2024 04:20 ET (08:20 GMT)