Um das Geschäft in Japan auszubauen, den Wiedereinstieg in Deutschland zu stemmen und auf dem umkämpften Markt der superschnellen Lebensmittellieferungen durchzustarten, nimmt der in mehr als 50 Ländern weltweit tätige Konzern mehr Geld in die Hand. "Wir haben uns entschieden, noch eins draufzusetzen. Es ist ein guter Moment, um weitere Marktanteile zu gewinnen", sagte Firmenchef Niklas Östberg am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei lief es zuletzt so rund, dass Delivery Hero sich mehr zutraut und nun für dieses Jahr Erlöse von 6,4 bis 6,7 Milliarden Euro (bisher 6,1 bis 6,6 Mrd Euro) ins Visier nimmt - nach 2,8 Milliarden Euro 2020. Damit einher geht allerdings auch ein gesenkter Margenausblick.

Am Aktienmarkt kamen die Ausgabenpläne nicht gut an. Die Aktien rutschten um bis zu 4,8 Prozent auf ein Viereinhalb-Wochen-Tief von 119,85 Euro ab und fanden sich am Ende des deutschen Leitindexes Dax wieder. Die Margensenkung komme zu einer "schwierigen Zeit", sagten die Analysten von Jefferies. Der ohnehin Verluste schreibende Essenslieferndienst geht für das Gesamtjahr nun davon aus, nur noch eine bereinigte, am Bruttowarenwert (GMV) gemessene Betriebsergebnis-Marge (Ebitda-Marge) von minus zwei Prozent zu erreichen (zuvor minus 1,5 - minus 2,0 vH). Gewinnzahlen werden erst Ende August veröffentlicht.

Zuletzt hatte sich Delivery Hero vor allem auf Asien und den Nahen Osten konzentriert, wo auch ein Großteil der in der Corona-Krise in die Höhe geschraubten Erlöse erwirtschaftet wird. Allerdings wollte Östberg das Feld in Deutschland dauerhaft doch nicht dem Lieferando-Eigner und Branchenprimus Just Eat Takeaway.com sowie den expansionshungrigen und gut finanzierten Startups wie Gorillas, Flink und Getir überlassen, die teils mit Lieferungen in weniger als zehn Minuten um zahlungskräftige Kunden buhlen. Seit wenigen Wochen ist Delivery Hero mit seiner Marke Foodpanda nun wieder in Berlin unterwegs und will weitere Städte im Herbst erobern. "Bisher läuft es gut. Wir werden zu einem starken Akteur in Deutschland aufsteigen, aber das wird einige Zeit dauern", gab sich Östberg geduldig.

Bisher wächst Delivery Hero trotz der Konkurrenz durch die wiedereröffneten Restaurants rund um den Globus ungebremst. Von April bis Juni verdoppelte sich der Umsatz auf 1,5 Milliarden Euro. Damit stiegen die Erlöse das zehnte Quartal in Folge um rund 100 Prozent. Vielerorts liefert Delivery Hero unter der Marke Foodpanda nicht mehr nur Restaurantessen aus, sondern versorgt Kunden innerhalb von weniger als einer Stunde auch mit Waren des täglichen Bedarfs, Snacks sowie Obst und Gemüse. Der Lieferdienst arbeitet dabei mit lokalen Läden zusammen, betreibt aber auch selbst Mini-Läger, inzwischen rund 700 weltweit. Der Aufbau dieses Netzwerks erfordert hohe Investitionen. Damit sich das am Ende rechnet, muss Delivery Hero laut Östberg noch "einen weiten Weg" gehen. Aber es sei möglich, auf diesem Markt profitabel zu agieren - nur eben nicht "für zehn Wettbewerber". Deswegen werde es letztlich zu einer Konsolidierung kommen.

Delivery Hero hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder auch an Konkurrenten wie Glovo, Zomato oder Rappi beteiligt. Erst am Montag wurde bekannt, dass die Berliner rund fünf Prozent an dem britischen Akteur Deliveroo erworben haben. Da gebe es auch eine strategische Logik hinter der Investition, sagte Östberg, ohne ins Detail zu gehen. Er gehe davon aus, dass das eine gute Investition sei.