FRANKFURT/PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Aktien der Essenslieferdienste Delivery Hero und Just Eat Takeaway haben sich am Dienstag nach einer Hochstufung weiter erholt. Während Delivery Hero mit einem Plus von 4,2 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern zählten, ging es für die Titel des Konkurrenten an der Euronext-Börse ähnlich klar bergauf. Vor wenigen Tagen hatten beide Aktien noch Rekordtiefs markiert.

Das Investmenthaus Bryan Garnier empfiehlt nun die Papiere beider Unternehmen zum Kauf - und rechnet mit Besserung, was einen derzeit großen Kritikpunkt der Anleger betrifft: die derzeit fehlende Profitabilität. Während Delivery Hero zuvor mit "Neutral" eingestuft war, gab es für die bisher mit "Sell" bewerteten Papiere von Just Eat Takeaway sogar eine doppelte Hochstufung. Die Beobachtung der britischen Deliveroo nahm Analyst Clement Genelot in seiner Branchenstudie mit "Neutral" auf - dessen Kursplus blieb mit gut dreieinhalb Prozent ein wenig hinter dem der Konkurrenten zurück.

In einem Umfeld steigender Zinsen sollten dem Experten zufolge die Aktien derjenigen Essenslieferanten bevorzugt werden, die am schnellsten profitabel agierten und am wenigsten unter Konkurrenzdruck stünden. Genelot traut Delivery Hero und Just Eat Takeaway im zweiten Halbjahr 2023 ein positives operatives Ergebnis (Ebitda) zu, dem Kerngeschäft von Delivery Hero sogar schon in der zweiten Hälfte diesen Jahres. Bei Just Eat Takeaway wögen etwaige milliardenschwere Erlöse aus Beteiligungsverkäufen schwerer als die kurzfristigen Sorgen über die Möglichkeiten zur Steigerung der Profitabilität.

Genelot senkte zwar seine Kursziele für die Aktien jeweils deutlich auf 66 beziehungsweise 55 Euro. Damit traut er Delivery Hero aber immer noch mehr als eine Kursverdoppelung zu, während sich der Wert von Just Eat Takeaway gut verzweieinhalbfachen würde. Bei Deliveroo reiche das Potenzial indes nicht für eine Kaufempfehlung aus. Hier liegt das Kursziel mit 150 Pence "nur" knapp 55 Prozent über dem aktuellen Bewertungsniveau.

Der Analyst traut Deliveroo nicht vor dem ersten Halbjahr 2024 das Erreichen der operativen Gewinnschwelle zu. Außerdem sei Deliveroo auf Märkten mit einem intensiveren Wettbewerb aktiv und leide unter einer Gewinnverwässerung durch die Kooperation mit Amazon Prime. Zudem vermisst Genelot Übernahmefantasie. Er verweist darauf, dass Unternehmensgründer und -chef Will Shu bis Mitte 2024 mit seinen "goldenen Aktien" entsprechenden Veränderungen im Weg stehen könnte. Mit sogenannten "goldenen Aktien" sind in der Regel Rechte verbunden, die weit über die der anderen Aktionäre hinaus reichen./gl/tih/eas