Altdorf (awp) - Der Industriekonzern Dätwyler rüstet sich für eine steigende Nachfrage nach Impfstoff-Verpackungskomponenten. Ein Impfstoff gegen das Coronavirus dürfte zwar trotz fieberhafter Suche noch eine Weile auf sich warten lassen, die potentiellen Hersteller organisieren dennoch bereits die Produktion.

Der Geschäftsbereich Healthcare von Dätwyler stellt schon länger komplexe Dichtungslösungen etwa für vorgefüllte Spritzen, Verschlüsse für Flaschenbehälter für Medikamente oder andere Komponenten für die Blutentnahme oder für Kartuschen her. Eine Schwierigkeit dabei ist es, die richtige Kunststoffmischung zu finden, die eine Verunreinigung der teils hochaktiven Substanzen verhindert.

Mit Blick auf das Coronavirus und die zu erwartende globale riesige Nachfrage, heisst es in einer Dätwyler-Mitteilung vom Dienstag, dass für eine erfolgreiche Marktdurchdringung eines Impfstoffs eine erhöhte Produktionskapazität ausschlaggebend sei. Mit verschiedenen Partnern sei deshalb in den vergangenen Monaten an der Entwicklung von Dichtungslösungen für mehrere Covid-19-Impstoffkandidaten gearbeitet worden.

Der global herbeigesehnte Impfstoff harrt zwar noch seiner Entdeckung, bei Dätwyler kommen aber bereits die Bestellungen für entsprechende Komponenten herein.

Pharmahersteller starten Produktion vor Zulassung

Diesen scheinbaren Widerspruch erklärte Unternehmenssprecher Guido Unternährer gegenüber AWP folgendermassen: "Aufgrund von Zahlungen von Stiftungen und Behörden sowie aufgrund des Marktpotenzials planen einzelne Pharmaunternehmen Impfdosen zu produzieren, bevor sie die Zulassung für den Covid-Impfstoff haben. Dies führt auch zu einer erhöhten Nachfrage nach Elastomer-Komponenten für den Verschluss der Impfstoff-Fläschchen."

Dätwyler hat in den letzten Jahren verschiedene Investitionen vorgenommen, um die Produktionskapazität weltweit zu erhöhen, unter anderem mit einer neu errichteten Produktionsanlage im US-Bundesstaat Delaware. Die dortige Serienproduktion von Elastomer-Komponenten wurde 2019 aufgenommen, soll nun aber schneller als ursprünglich geplant hochgefahren werden, wie es in der heutigen Mitteilung hiess. Damit soll die erhöhte Nachfrage nach Komponenten für die Verpackung des Covid-19-Impfstoffs bewältigt werden.

Dätwyler hat gemäss den Angaben die weltweite Kapazität für beschichtete Komponenten in den vergangenen zwei Jahren um beinahe 50 Prozent ausgebaut. Nun soll mit weiteren Investitionen die Nutzung der Produktionsanlagen optimiert werden.

Um die Kapazitäten für die verschiedenen Covid-Impfstoffe zu steigern und gleichzeitig weiterhin die Produkte für die laufenden Projekte herzustellen, werde derzeit die Produktion an allen Standorten und unter Nutzung aller verfügbaren Anlagen auf einen 24-Stunden-Betrieb hochgefahren. Es wurden zudem Massnahmen ergriffen, um aktuelle oder möglicherweise noch bevorstehende angeordnete Arbeitseinschränkungen zu bewältigen.

cf/jb